1981: Kreuzworträtselmord 1981: Kreuzworträtselmord: Ermittlungen laufen weiter

HALLE (SAALE)/MZ - Der Kreuzworträtselmord war einer der spektakulärsten Fälle in der DDR: Monatelang wurde 1981 nach dem Mörder eines siebenjährigen Jungen aus Neustadt gefahndet, dessen Leiche in einen Koffer verpackt aus dem Zug geworfen wurde. Ein ausgefülltes Kreuzworträtsel führte auf die Spur des damals 18-jährigen Täters, der verurteilt wurde und nach der Haft bis 1996 in der Psychiatrie untergebracht war. 2013 starb er.
Dennoch hat die Staatsanwaltschaft Halle 2013 die Ermittlungen erneut aufgenommen: Die damalige Freundin des Täters, Kerstin Apel, schildert den Mord an dem Siebenjährigen in ihrem Buch „Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte“ anders als es bislang in den Akten stand. Danach - so die fiktive Geschichte - hatte die Freundin des Mörders geholfen, die Leiche des getöteten Jungen zu beseitigen. Für die Staatsanwaltschaft war das ein klarer Fall: „Wir prüfen eine Beihilfe zum Mord oder eine Mittäterschaft“, so Staatsanwalt Klaus Wiechmann.
Alle anderen denkbaren Verbrechen wie unterlassene Hilfeleistungen seien verjährt - nicht aber mögliche Straftaten im Zusammenhang mit Mord. Doch auch nach einem Jahr dauern die Ermittlungen weiter an. „Frau Apel hat sich in ihrer Vernehmung in Widersprüche verstrickt, die versuchen wir zu klären“, erläutert Wiechmann. So wurden weitere Zeugen gehört, unter anderem auch der damalige Staatsanwalt Wilfried Wölfel. Das Problem: Einige der Polizeibeamten, die in dem Kreuzworträtselfall 1981 ermittelt haben, sind bereits verstorben. Doch weitere Zeugen sollen noch vernommen werden. „Die Autorin hat sich ohne Not durch die Buchveröffentlichung in Widersprüche verwickelt“, sagt Wiechmann. Und diese müssen nun genau von der Staatsanwaltschaft untersucht werden: Was ist Wahrheit, was Fiktion?
Kerstin Apel selbst versteht die Aufregung nicht. Die heute 50-Jährige ließ über ihren Verlag mitteilen: „Ich bin keine Mörderin.“ Die Erlebnisse von damals hätten sie über Jahrzehnte belastet. Mit der Buchveröffentlichung habe sie ihre traumatischen Erfahrungen verarbeitet. „Der fiktive Rahmen gab mir den nötigen Abstand“, heißt es weitere in der vom Verlag verbreiteten Pressemitteilung.
Das sehen zahlreiche Leser anders. In Buchrezensionen im Internet wird nicht nur der Stil, sondern auch der Inhalt des Romans heftig kritisiert: „Kaufen sie das Buch nicht. Helfen sie nicht mit, das Opfer und die Angehörigen weiter zu verhöhnen“, heißt es unter anderem. Und: „Wenn sie ihr Trauma verarbeiten wollte, wie wäre es mit einer Selbstanzeige gewesen?“ Auch in Leserbriefen hatten sich MZ-Leser empört über die Buchveröffentlichung geäußert.
Aufgrund von massiven Drohungen gegen Kerstin Apel wurde schließlich sogar eine geplante Lesereise abgesagt. Auch in Halle sollte die Autorin lesen - daraus wurde nichts. Ihre Internetseite ist derzeit gelöscht.
Apels Buch über den Fall ist nicht die erste mediale Verarbeitung des Mordes an dem Siebenjährigen. Bereits 1988 wurde eine „Polizeiruf 110“-Folge hierzu gedreht. In seinem Buch „Der Kreuzworträtselmörder“ rekonstruierte der Autor Kai Meyer 1993 den Fall, damals noch als Journalist tätig. Heute ist Kai Meyer als Autor von Jugendbüchern bekannt („Die Wellenläufer“). Auch der Kriminalist Hans Girod verfasste 2004 ein Buch über den Kreuzworträtselmord. Er veröffentlichte zahlreiche Werke zu Kriminalfällen der DDR.
