1800 Piepse in der Stunde 1800 Piepse in der Stunde: Wie eine Kassierin trotz Weihnachtsstress die Ruhe bewahrt

Halle (Saale) - Wenn es an der Kasse im Supermarkt mal wieder richtig voll wird, ist Sarah Klingner in ihrem Element. Pausenlos Produkte übers Band ziehen, Geld kassieren, aufpassen, dass nichts geklaut wird und gleichzeitig immer freundlich lächeln ist ihr täglicher Job. In einer guten Schicht piept ihr Barcodescanner 1800 Mal in der Stunde, wenn sie die eingekauften Produkte an dem Gerät vorbeizieht. Sarah Klingner ist Kassierin Nummer 16.
Hallesche Kassiererin an Kasse 16, „weil es meine Glückszahl ist“
Die 30-Jährige Hallenserin arbeitet seit rund einem Jahr im Rewe Rappsilber in der Liebenauer Straße in der südlichen Innenstadt. An welcher der drei Kassen sie sitzt, ändert sich täglich, denn es gibt keine feste Einteilung dafür. Einzige Regel: Kasse 1 muss immer besetzt sein. Wenn mehr als drei Kunden in der Schlange warten, wird die zweite Kasse geöffnet und das Gleiche gilt auch für die dritte.
Falls Sarah Klingner gerade nicht an einer Kasse gebraucht wird, räumt sie Regale ein. „Es gibt immer genug zu tun“, sagt sie. Eine der Zahlen, die Sarah Klingner auf jeden Fall immer in die Kasse eintippen muss, ist die 16. Es ist ihre Kassierernummer, ohne die sie gar nicht erst anfangen könnte zu arbeiten. In jedem Rewe besitzen die Mitarbeiter individuelle Kassierernummern. „Ich habe mir die 16 ausgesucht, weil es meine Glückszahl ist“, sagt Klingner.
Kassierer müssen Kundenservice zeigen und Ruhe bewahren, auch in schwierigen Situationen
Mit 16 Jahren hat sie ihre Ausbildung begonnen - ohne Frage eine schöne Zeit - und deshalb denkt sie gerne an diese Zahl. Positive Gedanken bei der Arbeit seien wichtig, sagt sie. „Ich versuche, jeden Kunden anzulächeln, denn das gehört für mich zu meiner Arbeit dazu.“ Die Kassierer sind häufig der erste Ansprechpartner für alle Kunden, die einen Supermarkt betreten.
Dabei kann es auch immer wieder kritische Momente geben. Wie vor ein paar Wochen, als ein offensichtlich betrunkener Kunde direkt vor dem Eingang zum Supermarkt Radau machte. In solchen Situationen zahle es sich aus, dass alle Kassierer direkt per Headset mit den anderen Rewe-Mitarbeitern und dem Büro verbunden sind, sagt Klingner. „Dann können wir uns sofort verständigen und Hilfe holen.“
Besonderer Kontakt zu Stammkunden: „Der macht mir am meisten Spaß bei meiner Arbeit“
Wie im Fall des betrunkenen Kunden genüge es meistens, ruhig mit den Menschen zu reden. Nur in Ausnahmen musste Klingner oder einer ihrer Kollegen bisher die Polizei rufen. Das tun sie nur dann, wenn sie einen Ladendieb auf frischer Tat ertappen. „Mir fällt das meistens auf, wenn jemand sich schon komisch verhält. Das merke ich sofort“, sagt Klingner. Da es im Markt umfassende Videoüberwachung gibt, hätten Diebe im Rewe Rappsilber jedoch so gut wie nie Erfolg.
Viel öfter als mit Dieben, hat Sarah Klingner mit Stammkunden zu tun. Zu denen hegt sie mehr Sympathie. Tatsächlich stellen sich manche Kunden - wenn sie die Wahl haben - extra bei ihrer Kasse an der Schlange an, weil sie dann mit ihr einen kurzen Schnack machen können. „Dieser Kundenkontakt macht mir am meisten Spaß bei meiner Arbeit“, sagt Klingner. So lässt sie sich selbst dann nicht die Laune verderben, wenn sie viele schwere Gegenstände über das Band heben muss.
Weihnachtszeit bedeutet Stress für Kassierer, denn die Menschen kaufen mehr
Getränke-Packs, große Waschmittel-Boxen oder schweres Obst sind kein Problem für die Kassiererin. Oft muss sie sogar etwas langsamer machen, als sie eigentlich könnte, damit die Kunden mit dem Einpacken hinterher kommen. „Ich versuche das Tempo individuell an die Kunden anzupassen“, sagt sie. In der Weihnachtszeit ist sie an der Kasse besonders gefordert.
Denn dass das Fest immer näher rückt, merkt sie gar nicht unbedingt nur an den Schoko-Weihnachtsmännern oder dem Weihnachtsstollen, die auf das Band gelegt werden. „Man merkt es eigentlich am meisten daran, dass die Menschen einfach insgesamt viel mehr einkaufen“, sagt sie. Sich selbst nimmt sie davon gar nicht aus, denn wenn sie Feierabend hat, kauft sie auch in ihrem Rewe ein, bevor der Markt schließt.
Es habe nämlich auch einige ganz praktische Vorteile, bei Rewe zu arbeiten. Einmal, als eine ganz besonders schöne Zimmerpflanze für den Verkauf geliefert wurde, sicherte die Kassiererin sich gleich morgens ein Exemplar, das sie dann abends mit nach Hause nehmen konnte, als alle anderen Töpfe schon weg waren. (mz)