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125 Jahre Hauptbahnhof Halle 125 Jahre Hauptbahnhof Halle: Fassade von 1968 hielt keine 20 Jahre

Von Michael Falgowski 06.10.2015, 08:14
Blick auf den Hauptbahnhof von Halle im Jahr 1969
Blick auf den Hauptbahnhof von Halle im Jahr 1969 Archiv Bernd Neddermeyer/ Bestand H.-J. Kirsche Lizenz

Halle (Saale) - Alles neu wollte möglichst der sozialistische Städtebau machen. Und weil Mitte der 1960er Jahre am heutigen Riebeckplatz, der bis 1945 Leipziger Platz und danach Ernst-Thälmann-Platz hieß, Hochstraße und Hochhäuser gebaut wurden, passte die alte Gründerzeitfassade der Empfangshalle aus dem Jahr 1890 nicht mehr. Glaubten einige zumindest. Deshalb wurde bis 1970 auch die „unmoderne Silhouette des alten Gebäudes verdeckt“, man wolle „eines Tages mit dem Gesamtbild des modernen Thälmannplatzes einigermaßen im Einklang stehen“, zitiert Halles Stadtarchivar Ralf Jacob aus der „Freiheit“.

Jacob ist Autor des Buches „Hauptbahnhof Halle (Saale) - Historie und Tradition, Zukunft und Vision“, das am Donnerstag, zum Jubiläum, erscheinen soll. Im Zuge der „Anpassung“ war übrigens zudem nach einem Vorentwurf von Richard Paulick sogar ein 20-geschossiger Hochhaus und mehrerer Flachbauten entlang der Ernst-Kamieth-Straße diskutiert worden. Für großes Aufsehen sorgte im August 1968 der Transport der 13 Meter langen und 5,5 Meter breiten Stahlkonstruktionen für die moderne „Vorhangfassade“. Diese wurde per Hubschrauber geliefert, da die Teile für einen Transport auf der Straße zu sperrig waren.

„Fertiggestellt wurde die Fassade mit ihrer großen Digitaluhr, deren Ziffern für die Stundenanzeige beachtliche 1,70 Meter hoch waren, pünktlich zum 20. Republikgeburtstag“, so Ralf Jacob. Zunächst leuchteten deshalb statt der Uhr zwei „XX“, römisch für 20. In der Kuppelhalle wurde eine „Zwischendecke aus Plaste eingehängt, ausgestattet mit modernsten Beleuchtungseinrichtungen“, wie die „Freiheit“ damals begeistert schreibt. Die Wände wurden mit „PVC verkleidet, das in Buna und dem Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld hergestellt wird.“ Als weitere Modernisierung wurde ab Januar 1968 der Bau des 58 Meter langen Fußgängertunnels in vier Bauabschnitten begonnen.

Da hieß der Bahnhof übrigens schon drei Jahre offiziell „Bahnhof der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“. Wie Jacob schreibt, war der hallesche Bahnhof außerdem bereits seit 1975 in seinen öffentlichen Bereichen offiziell „Nichtraucher-Bahnhof“. So hoffte man, die „Sauberkeit und Ordnung“ zu verbessern. Geraucht wurde dennoch. „Nichtraucherbahnhof“ ist Halles wichtigste Zugstation erst heute. Nur auf den Bahnsteigen gibt es noch einige kleine Raucherinseln.

Die moderne DDR-Fassade setzte sich indes nicht durch. Bereits ab 1984 wurde die Empfangshalle rekonstruiert und die Vorhangfassade abgebaut. Die „Freiheit“ schrieb von einem „neuen Schmuckstück“ nach Beendigung der Fassadenrekonstruktion im Juni 1986, so Stadtarchivar Ralf Jacob.