11. November 11. November: Neue Studie heizt Giftmüll-Streit an
ANGERSDORF/MZ. - Steht die Giftmüll-Einlagerung in Teutschenthal und Angersdorf vor einer Wende? Neue Informationen, die die Langzeitsicherheit der Bergwerke betreffen, heizen noch einmal die Diskussion an. Die Angaben stammen aus einer aktuellen Studie der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld. Auftraggeber der Untersuchung ist das Wirtschaftsministerium in Magdeburg.
Ungelöste Probleme mit Salzlauge
Für die Angersdorfer Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle enthält die jetzt veröffentlichte wissenschaftliche Kurzdarstellung, der später eine umfassende Übersicht folgen soll, überaus "brisante Informationen". Laut Anne-Constanze Rickert, der stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, sei der im Jahr 2 000 erteilte Nachweis der Langzeitsicherheit für die Grube Teutschenthal wahrscheinlich nicht mehr haltbar. Eine der wichtigsten Voraussetzungen - eine damals angedachte unterirdische Sperre gegen aggressive Salzlauge - könne nämlich wahrscheinlich nicht errichtet werden.
Unter Berufung auf die Wissenschaftler warnte Rickert gegenüber der MZ vor fatalen Folgen, die eintreten würden, wenn Lauge und gefährliche Stoffe zusammenkommen. Gifte könnten dann langfristig nicht mehr unter Verschluss gehalten werden und in die Umwelt entweichen, so die Befürchtung der Bürgerinitiative. Noch gravierender wären die Auswirkungen vermutlich auf die geplante Untertagedeponie in der Grube in Angersdorf. Laut Gutachten bestehe, so Rickert, schon jetzt die Gefahr, dass Lauge in den Schacht eindringt. Die Sole suche sich unterirdisch ihre eigenen Wege. Vor diesem Hintergrund gebe es nur eine Möglichkeit: sofortiger Stopp der Giftmüll-Einlagerung und die Füllung der Hohlräume mit unschädlichen Materialien.
Das Gutachten hängt unmittelbar mit dem Genehmigungsverfahren zusammen, das für die geplante Anlage in Angersdorf anhängig ist. Laut Wirtschaftsministerium in Magdeburg liegt das Verfahren weiter auf Eis. Pressesprecherin Petra Penning zufolge fehlen wichtige Nachweise, um die Prüfung fortsetzen zu können. Zentrale Frage dabei sei, ob die Grube zur Einlagerung geeignet ist. Als Eckpunkte einer Lösung nannte Penning die dringend erforderliche Rekonstruktion des Schachts, die Schaffung sicherer Stapelräume und Zugangsstrecken sowie leistungsfähige Anlagen, um das Laugenproblem beherrschbar zu halten.
Solange das Genehmigungsverfahren ruht, gibt es auch keinen Erörterungstermin, bei dem die weit mehr als 3 000 Einwände gegen die Giftmülleinlagerung behandelt werden sollen.
Unternehmen kritisiert Landesamt
Beim Grubenbetreiber GTS, der auch das Projekt in Angersdorf verfolgt, löst die Auslegung des Gutachtens durch die Bürgerinitiative großen Unmut aus. Pressesprecher Martin Görner zufolge liege die Bürgerinitiative in allen Punkten falsch. "Insbesondere steht fest, dass der Versatz in Teutschenthal legal ist, das heißt er erfolgt mit Langzeitsicherheitsnachweis." Kritik übt die GTS auch am Landesamt für Geologie und Bergbau. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die dem Wirtschaftsministerium unterstellte Behörde die fachliche Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt über die Öffentlichkeit führt. Die GTS habe bereits Ende Oktober, so Görner, in einem Schreiben an das Landesamt auf offensichtliche Unrichtigkeiten im Gutachten und zu erörternde Fragen hingewiesen. Ein erstes Fachgespräch, an dem auch die Landesanstalt für Altlastenfreistellung teilnehmen soll, ist laut GTS für heute vorgesehen.
Die nächste Veranstaltung plant die Bürgerinitiative für Samstag, 4. Dezember, in Angersdorf. Zu Gast sind dann Abfall-Experten des Bundes für Natur und Umwelt.