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OB-Wahl in Halle Wiegand-Nachfolge: Darum stellt sich die Linke in Halle hinter Egbert Geier

Der Kreisparteitag der Linken hat die Weichen für die anstehenden Wahlkämpfe in Halle gestellt. Linke Jugend ist gegen Geier. Ein Urgestein geht.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 25.11.2024, 09:03
Die Frontfrau geht. Petra Sitte wird nicht noch einmal bei der Bundestagswahl antreten. 20 Jahre war sie dort abgeordnete.
Die Frontfrau geht. Petra Sitte wird nicht noch einmal bei der Bundestagswahl antreten. 20 Jahre war sie dort abgeordnete. (Foto: Dirk Skrzypczak)

Halle (Saale)MZ - Gleich drei Kreisparteitage hatte der Stadtverband der Linken für Samstag angesetzt. Und für die Genossen war es eine Zäsur. Nach 20 Jahren im Bundestag wird Frontfrau Petra Sitte bei der vorgezogenen Neuwahl – vermutlich ist sie am 23. Februar – nicht antreten. „Mir geht es gut. Ich habe damit kein Problem“, sagte Sitte, die am 1. Dezember 64 Jahre alt wird. Ihr soll möglichst Janina Böttger folgen.

Die 42-jährige alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ist seit März 2022 Landesvorsitzende der Linkspartei. Mit 64 Ja-Stimmen, sechs Mal nein und bei vier Enthaltungen bekam sie die erhoffte Rückendeckung.

So wie Egbert Geier (SPD), der mit Unterstützung der Linken ebenfalls im Februar 2025 mit dem Segen der Wähler die Nachfolge von Bernd Wiegand (parteilos) als OB antreten soll. Dass die Linke dafür auf einen eigenen Kandidaten verzichtet, hatte es nach dem Mauerfall in Halle noch nie gegeben. Und Geier, der die vorgeschriebene Redezeit von zehn Minuten locker knackte und sich auch nicht von der Glocke des Präsidiums irritieren ließ, wusste, was die Linken hören wollten. Er versprach den Kampf gegen Rechtsextremismus. Und er wolle sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. „Seit der letzten Kommunalwahl ist der Stadtrat noch mehr zersplittert“, sagte er. Ein Mitte-links-Bündnis müsse daher für Stabilität sorgen.

Gratulation für Egbert Geier (links): Urgestein Bodo Meerheim hatte sich klar für den 59-Jährigen als OB-Kandidaten ausgesprochen.
Gratulation für Egbert Geier (links): Urgestein Bodo Meerheim hatte sich klar für den 59-Jährigen als OB-Kandidaten ausgesprochen.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Die linke Jugend sieht das grundsätzlich wohl nicht anders, hält Geier aber für den Falschen. Er sei das geringere Übel, „aber noch immer ein Übel“. Außerdem sei er in die Machenschaften Wiegands verstrickt und daher nicht tragbar. Andere warfen Geier vor, zu wenig gegen die Personalnot in der Berufsfeuerwehr zu tun oder Belange des Umweltschutzes nicht ernst zu nehmen.

Mit ihrer Meinung waren die Kritiker allerdings in der deutlichen Minderheit. Vor allem die ältere Generation akzeptiert den Bürgermeister. „Er ist unsere beste Chance und die einzige Gewähr dafür, dass es keinen weiteren Rechtsruck gibt“, sagte „Mr. Stadtrat“ Bodo Meerheim. Man müsse die progressiven Kräfte bündeln, argumentierte Stadtvorsitzende Ute Haupt. Und auch eine weitere Prominente, Fraktionschefin Katja Müller, warb für Geier: „Wir haben ihn mit der Suspendierung von Wiegand schon vor dreieinhalb Jahren ins Amt gehoben.“ Nach Alexander Raues (AfD) Rückzug aus dem OB-Wahlkampf scheinen die Genossen die CDU-Bewerberin Kerstin Godenrath als Hauptgegnerin ausgemacht zu haben. Auffallend oft ging die Linke auf dem Parteitag mit den Christdemokraten ins Gericht.

Janina Böttger (rechts) will es Petra Sitte nachmachen.
Janina Böttger (rechts) will es Petra Sitte nachmachen.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Da lief die Nominierung von Janina Böttger als Spitzenkandidatin der Linken im Wahlkreis 71 weit weniger geräuschvoll ab. Sitte hält ihre Nachfolgerin jedenfalls für geeignet. „Wir brauchen Teamplayer. Und Janina ist keine Selbstdarstellerin.“ Böttger selbst kündigte einen engagierten Wahlkampf an. „Da habe ich Bock drauf. Wir werden mit warmer Suppe gegen soziale Kälte vorgehen.“ Sie erlebe eine Aufbruchstimmung. Natürlich sei sie gegen Waffenlieferungen, wobei sie es vermied, pro oder kontra Ukraine Stellung zu beziehen. Auch Kritik am Angriffskrieg Russlands gab es nicht.

Sie wolle sich für eine solidarische Mindestrente von 1.250 Euro einsetzen. Um Deutschland gestalten zu können, müsse die Schuldenbremse weg. „Der Bundestag braucht die Linke. Sonst läuft die Demokratie Gefahr, in einer Flut aus Hass, Hetze und Lügen zerstört zu werden.“

Aktuelle Umfragen sehen die Linke in der Sonntagsfrage bundesweit bei vier Prozent.