Ermittlungen Verletzte Lehrerin: Ermittlungen an Grundschule in Gräfenhainichen

Gräfenhainichen - Eine Lehrerin der Gräfenhainichener Johannes-Gutenberg-Grundschule ist beim Versuch, einen Streit auf dem Schulhof unter Schülern zu schlichten, gestürzt und hat sich dabei Verletzungen zugezogen.
„Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung am Steiß“, bestätigt Wittenbergs Polizeichef Marcus Benedix am Montag auf MZ-Anfrage.
Der Vorfall ereignete sich bereits am vergangenen Donnerstag. Im Mittelpunkt steht ein Junge, der gerade elf Jahre alt geworden ist. Er ist in Deutschland geboren und hat albanische Wurzeln.
Die Polizei befragt jetzt Zeugen zum 3. Juni in Gräfenhainichen. Männer, die zum Teil vermummt waren, waren Stunden vor einem Kinderfest zum Kirchplatz gezogen. Den Teilnehmern einer illegalen rechten Demo wird nun unter anderem Sachbeschädigung vorgeworfen. Die Fackeln der Unbekannten wurden auf dem Kirchplatz verbrannt. Die Wehr rückte zum Löschen aus. Durch das Feuer wurde das Granitpflaster beschädigt.
„Die Steine sind nicht mehr frostbeständig“, sagt Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). Er will den Verursachern auch den Feuerwehr-Einsatz mit 500 Euro in Rechnung stellen. Der Polizei sind zumindest Männer bekannt, die sich zur Tatzeit im Zentrum aufhielten, bestätigt ein Sprecher.
Der Schüler wird, so erzählt er es später der Polizei, in der Pause von vier anderen Kindern mit Steinen beworfen. Er will sich nach eigenen Angaben wehren und wird selbst zum Angreifer.
„Da die Situation zu eskalieren drohte, stellte sich eine Lehrkraft zwischen die Schüler, um ein Kind zu schützen. Sie wurde daraufhin vom angreifenden Kind geschubst und fiel auf Kopf und Rücken. Der attackierende Schüler flüchtete nun vom Schulgelände“, schildert Silke Stadör.
Schüler wurden betreut
Die Schulleiterin habe sofort, so die Pressesprecherin des Landesschulamtes weiter, die Polizei gerufen. Die Beamten entdeckten den Ausreißer auf einer Treppe sitzend in Schul-Nähe. Er blutete aus der Nase, und die Kleidung war total verschmutzt.
Für die anderen Kinder wurde die Pause sofort beendet.
„Alle Schüler wurden von den Lehrkräften in den Klassenräumen betreut“, so Stadör. Die verletzte Lehrerin hat laut Landesschulamt Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt, fällt am Freitag krankheitsbedingt aus, ist aber seit Montag wieder im Dienst.
„Der angreifende Schüler ist momentan vom Unterricht suspendiert. Das Jugendamt wurde informiert, da die Sorgeberechtigten des Schülers sich momentan im Ausland befinden“, so Stadör.
Den Vorfall nutzen in den sozialen Medien die „besorgten Bürger“ für ihre Zwecke aus. Sie behaupten, dass der Junge sich mit einem Messer bewaffnet hat und sprechen von „fehlgeschlagener Integration und völlig überholter Willkommenskultur“.
Auch ein prominenter Gräfenhainichener soll sich in den sozialen Medien zu Wort gemeldet und die Dinge aus seiner Sicht geschildert haben. Das sei unzutreffend. „Ich bin gar nicht auf Facebook angemeldet“, sagt er am Montag der MZ. Was Fakt ist: „Eine Messerattacke gab es nicht“, betont Benedix. Das bestätigt auch das Landesschulamt. „In der Auseinandersetzung spielte ein Messer keine Rolle“, so Stadör.
Auch den Vorwurf, dass etwas vertuscht werden sollte, weist der Polizeichef vehement zurück. Es habe eine Abwägung gegeben zwischen der Information der Öffentlichkeit und dem Schutz der Kinder - und der Schutz der Kinder genieße absolute Priorität. Deshalb habe es auch keine Mitteilung an die Öffentlichkeit gegeben. (mz)