Unbegleitete Minderjährige in Möhlau Unbegleitete Minderjährige in Möhlau: Einzug steht bevor
Möhlau - Die geplante Unterkunft für unbegleitete Minderjährige in Möhlau könnte sehr schnell bezogen werden. „Wenn die Betriebserlaubnis vorliegt, sofort“, bestätigt Ute Helmchen, Fachdienstleiterin Jugend und Schule im Wittenberger Landratsamt. Ein Einzug noch vor Weihnachten ist damit nicht auszuschließen.
„Wir werden alle Betroffenen rechtzeitig informieren“, so die Landkreismitarbeiterin bei einem Vor-Ort-Termin im ehemals kreiseigenen Landschulheim. Das befindet sich seit 2004 im Eigentum des Forstbetriebsinhabers Erhard Mattke.
Der hat nach eigenen Aussagen noch einmal ordentlich Geld in die Hand genommen, um das Objekt für die Unterbringung von bis zu zwölf Minderjährigen fit zu machen. „Ich bin froh, dass hier wieder Leben einziehen wird“, sagt er geradeheraus.
Mattke hat das barrierefreie Objekt mit durchaus edel daherkommendem Aufenthalts- und Wohnküchenbereich sowie zwölf Einzelzimmern an die Naumburger Firma E&E verpachtet.
„Wir haben Erfahrung in der Betreuung von Ausländern“, erklärt Mitinhaber Patrick Ernst, der unter anderem für die Gemeinschaftsunterkunft in Marke verantwortlich zeichnet. In Möhlau will er mit seinen Mitarbeitern tatsächlich in der Hauptsache unbegleitete minderjährige Ausländer betreuen.
Von denen gibt es derzeit im Landkreis 90 Personen. Vorwiegend sind sie männlich und zwischen 15 und 18 Jahre alt. Sowohl Ernst als auch Ute Helmchen erklären jedoch, dass die Möhlauer Einrichtung nicht nur eine zur Aufnahme von Ausländern ist. „Hier können auch Deutsche untergebracht werden“, so die Landkreismitarbeiterin.
Dabei handelt es sich um so genannte Inobhutnahmen, also die kurzzeitige Aufnahme und Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in der Regie des Jugendamtes.
Kritische Töne am Standort Möhlau bleiben trotz baulich idealen Zuständen nicht aus. Gräfenhainichens Stadtratvorsitzender Günter Schöley (CDU) hegt offen Zweifel an der Unterbringung. „Es geht nicht um die Tatsache. Es geht um den Ort.“
Schöley ist von Möhlau nicht überzeugt und bringt als Argument unter anderem die fehlende Schule, nicht vorhandene Einkaufsmöglichkeiten sowie auch die Randlage des Objekts ins Spiel.
„Gab es keine anderen Möglichkeiten? Warum wurden nicht landkreiseigene Objekte gewählt?“, fragt der ehemalige Gräfenhainichener Landrat, in dessen Amtszeit auch die Etablierung der mittlerweile geschlossenen Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Kasernenkomplex der Sowjetarmee am anderen Ortsrand fällt.
„Man braucht baulich geeignete Objekte, um die Betriebsgenehmigung zu erhalten“, stellt Ute Helmchen klar. Das landkreiseigene ehemalige Schülerfreizeitzentrum in Gräfenhainichen sei damit schnell vom Tisch gewesen. „Und man muss überhaupt erst einmal Objekte finden, die zur Miete angeboten werden.“
Im Gräfenhainichener Ortsteil Möhlau war dies der Fall. Eigentümer Erhard Mattke ist zufrieden. Betreiber Patrick Ernst sagt, bei der Betreuung von Ausländern „bisher kaum Probleme“ gehabt zu haben.
Er fügt aber auch hinzu, dass die Unterbringung der Minderjährigen mit einer Gemeinschaftsunterkunft nicht zu vergleichen wäre. „Hier sind maximal zwölf Kinder und Jugendliche da. Das ist eine Großfamilie.“ Praktisch kommt auf fast jeden Minderjährigen ein Betreuer. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.
(mz)