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Sportforum in Gräfenhainichen Sportforum in Gräfenhainichen: Das Weihnachtsgeschenk

Von Michael Hübner 09.01.2018, 11:06
Rolle rückwärts in Gräfenhainichen: Die Stadt übernimmt wieder das Sportforum. Die Rücknahme kostet nach MZ-Informationen etwa 80.000 Euro.
Rolle rückwärts in Gräfenhainichen: Die Stadt übernimmt wieder das Sportforum. Die Rücknahme kostet nach MZ-Informationen etwa 80.000 Euro. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Die Stadt Gräfenhainichen - die Entscheidung fällt in einer nichtöffentlichen Sitzung unmittelbar vor den Festtagen - nimmt das Sportforum zurück. Das ist ein großes Weihnachtsgeschenk für den VfL Gräfenhainichen.

„Ja, das kann so formuliert werden“, sagt VfL-Präsident und Jurist Marco Schubert und erinnert daran, dass die Sportler vor 20 Jahren schon einmal gejubelt haben. Die Stadt, die jetzt tief in die leeren Taschen greifen muss, überlässt dem Verein für einen sehr symbolischen Kaufpreis ihre Immobilie.

Schachmatt für Großverein

„1997 waren wir mit 500 Mitgliedern ein Großverein, der sich 2008 zerbröselte“, so Schubert, der jetzt die Minivariante mit Kegeln und Schach leitet. Für seine Mitglieder werde sich praktisch nichts ändern. „Wir sind eben nicht mehr der Eigentümer“, so Schubert. Auch für den VfB Gräfenhainichen - das sind die Fußballer - ändert sich nicht viel.

„Ich habe den Eigentümerwechsel seit Jahren aktiv befürwortet“, sagt VfB-Präsidentin Cornelia Kuhnert (FDP). „Ich habe Respekt vor dem VfL, der das Sportforum ehrlich betrieben hat“, sagt die Frau, die in einer Art Jamaika-Koalition im Stadtrat sitzt. Aber ab jetzt gebe es „feste Ansprechpartner und klare Verantwortlichkeiten“, nennt sie jetzt die Vorteile.

Über die „inhaltliche Ausgestaltung“ und die „finanziellen Konsequenzen wurde bisher noch nicht geredet“, sagt Ortsbürgermeisterin Christel Lück (Linke). Nach ihrer Meinung führt aber an der „Rücknahme der Immobilie kein Weg“ vorbei. Sie kritisiere aber den Zeitpunkt. Es seien noch nicht alle Fragen geklärt, meint sie im Gespräch mit der MZ.

Auch deshalb fordert die Fraktionschefin eine namentliche Abstimmung. Das deutliche Votum kostet nach MZ-Informationen die klamme Stadt mindestens 80.000 Euro. Das wird zur Ablösung des Sanierungskredits benötigt. Dafür gibt es zwar eine Deckungsquelle, die aber auch nicht ganz unumstritten ist.

Die Debatte darüber gibt es im öffentlichen Teil der Sitzung des Rates. Nach der ausführlichen Diskussion steht fest: Die Stadt werde einen Kredit für den Kredit bei einem Etat-Minus von knapp zwei Millionen Euro nicht aufnehmen können. Der Sparkasse - dem Geldgeber fürs Sportforum - wird das ziemlich egal sein.

Die Kommune kann im Gegensatz zu einem Sportverein praktisch nicht pleite gehen. In der Bank selbst wird eher verhalten gejubelt über die politische Entscheidung, kommentieren will die Ereignisse in Gräfenhainichen in der Bank niemand.

„Ich bin auch ein Querdenker“, sagt Petra Kuhnert. Die CDU-Fraktionschefin bezeichnet das Votum aber als alternativlos. „Wir müssen jetzt schnell möglichst einen Betreiber für die Gaststätte im Sportforum finden“, sagt Petra Kuhnert.

Geheimes Pro und Kontra

Das ist eine Aufgabe, die sich nun der Bürgermeister stellen darf. Enrico Schilling (CDU) - ein Befürworter des Vorhabens - bezeichnet die Entscheidung nach einem „umfangreichen Pro und Kontra“ als einen „verantwortungsvollen und mutigen Schritt“.

Ein entsprechender Grundsatzbeschluss - das politische Signal zur Übernahme des Sportforums - fällt bereits im Juni. Auch das passiert hinter verschlossen Türen. Bei der Verwendung von Steuergeldern schreibt der Gesetzgeber aber höchste Transparenz vor. Trotzdem sind offizielle Zahlen noch immer Mangelware.

Der Gräfenhainichener Sportkomplex mit einem Hotel gehörte einst zu den Vorzeigeobjekten in der Region und darüber hinaus. Selbst die Fußballprofis vom HFC absolvierten hier regelmäßig Trainingslager.

Sie schätzten neben den guten Trainingsbedingen im Freien und in der Halle auch die Nähe zur Schwimmhalle und den Unterkünften. Das Areal hat heute viel von dem einstigen Glanz verloren. (mz)