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Puppenspieler in Gräfenhainichen Puppenspieler in Gräfenhainichen: Rabe "Socke" ohne Nest

Von July Wagner 26.08.2020, 10:36
Familie Sperlich, der kleine Rabe „Socke“ und seine Freunde
Familie Sperlich, der kleine Rabe „Socke“ und seine Freunde July Wagner

Gräfenhainichen - Seit Anfang März stehen Familie Sperlich, der kleine Rabe „Socke“ und seine Freunde schon mit ihren Campingwagen auf dem Gutenbergplatz der Stadt Gräfenhainichen - und das ohne eine einzige Vorstellung gegeben zu haben.

„Noch nie waren wir so lange an einem Ort.“, sagt Markus Sperlich. Eigentlich wollten sie im Sommer von Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern touren. Stattdessen ruht das Vier-Generationen-Unternehmen seit insgesamt sechs Monaten und große finanzielle Probleme machen sich bemerkbar. Denn obwohl bisher keine neuen Einnahmen zu verzeichnen sind, müssen sie ihre Rechnungen natürlich begleichen. Einkäufe, Arztbesuche und zahlreiche Autofahrten aufgrund der Suche nach dem nächsten Stellplatz verursachen, neben den Ausgaben für Strom und fließendes Wasser, die höchsten Kosten.

Viel mehr fehlt der Künstlerfamilie jedoch der soziale Kontakt, der in der letzten Zeit - abgesehen von mehreren Behördengängen - gänzlich ausgeblieben ist. Besonders die zwei Kleinsten, Ashley (8) und Louis Sperlich (10), freuten sich darüber, die „Johannes Gutenberg Grundschule“ besuchen zu dürfen und dort endlich wieder auf andere Kinder zu treffen.

Auch die liebevoll gestalteten Handpuppen hatten lange mit Einsamkeit zu kämpfen und warten ungeduldig auf ihren Einsatz. Ein kleiner Lichtblick scheint sich auch für sie zu zeigen:

Ab dem heutigen Tag finden bis Freitag, dem 28. August, genau drei Veranstaltungen statt. Jeweils um 16 Uhr öffnen die Vorhänge zu dem unterhaltsamen, aber auch lehrreichen Puppenspiel „Alles erlaubt?“ nach den Kinderbüchern von Autorin Nele Moost und Illustratorin Annet Rudolph.

Die Geschichte erzählt vom kleinen Raben „Socke“, der sich ab und zu ein wenig daneben benimmt und anlässlich seines Geburtstages lernen möchte, brav zu sein, damit er nicht auf seine Geschenke verzichten muss. Da ihm seine Freunde nicht helfen können, hofft er auf die Unterstützung des Publikums.

Ungefähr eine Stunde dauert die Aufführung, bei der es auch eine kurze Pause geben wird. Somit ist genug Zeit, um sich noch schnell etwas Süßes zu kaufen - oder kaufen zu lassen.

Zeit ist jedoch genau das, was der siebenköpfigen Familie momentan fehlt. Aufgrund des Neubaus der „Schule an der Lindenallee“ wird der Gutenbergplatz für die bevorstehenden Baumaßnahmen benötigt. Das bedeutet, dass das Wandertheater nach seinen ersten Vorstellungen, seit Beginn der Corona-Pandemie, weiterziehen muss. Doch wohin?

Der erneute Anstieg der Infektionszahlen in vielen Teilen Deutschlands und die Ungewissheit, wie es damit weitergeht, lässt offen, wann und wo sie als nächstes unterkommen können. Mit ein wenig Glück könnten sie in den nächsten Tagen eine Zusage erhalten. Sollten hingegen wieder einmal nur Absagen kommen, geben Inhaberin Gina Sperlich (36) und ihr Mann Alfred Krämer (37) trotz allem nicht auf und suchen weiter.

Denn für Familie Sperlich ist es zu einer Lebensaufgabe geworden, Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sagt Markus Sperlich (59), Vater der Inhaberin. „Es könnte nichts Schöneres geben.“ (mz)

Das Zuhause der Sperlichs
Das Zuhause der Sperlichs
July Wagner