Modellbahn in Ferropolis Modellbahn in Ferropolis: Kleine Welt ganz groß

Ferropolis - Karl-Heinz Neumann ist Eisenbahner aus Leidenschaft. Mal ist er auf großer Spur unterwegs. Mal setzt er auf das Miniformat. Der Bahnbetriebsleiter von Ferropolis ist selig. Zum dritten Mal konnte er in der Baggerstadt Modelleisenbahner begrüßen.
„Wir haben zwölf Anlagen da“, erzählt der Mann und beginnt sofort zu schwärmen. Einmal Eisenbahner, immer Eisenbahner. „Ich habe selbst eine Modellbahn.“ Dass die mit den Anlagen mithalten kann, die in Hoyerswerda oder Halle entstanden, sagt er nicht. Er will auch nicht vergleichen. „Das sind deutschlandweit bekannte Anlagen. Da kannst du nur froh sein, dass sie bei dir gezeigt werden.“
Das Loblied ist lang, hat aber ganz offensichtlich Berechtigung. Nicht nur Karl-Heinz Neumann schwärmt von den Miniaturwelten. Auch Hagen Diebelt und Steffen Schröder ziehen den Hut. „Das ist schon Wahnsinn, was die Leute hier auf die Platte gebracht haben.“ Die Leipziger schauen genau hin. Modellbau ist auch ihre Leidenschaft. Wenngleich sie nicht in einen Verein gefunden haben. „Bisher nicht. Aber das kann ja noch kommen.“
Die Modelleisenbahnausstellung war das erste Highlight in diesem Jahr in Ferropolis. Jetzt nimmt die Saison in der Stadt aus Eisen richtig Fahrt auf.
Schnäppchenjäger sind beim Großflohmarkt am 12. und 13. Mai willkommen.
Schon am Himmelfahrtstag wird unter Baggern der traditionelle Gottesdienst gefeiert.
Vom 1. bis 3. Juni sind die Sportskanonen gefragt. Dann dreht sich beim Neuseen-Man alles ums Schwimmen, Laufen und Radfahren.
Olaf Brabandt ist organisiert. Seit Jahren gehört er dem Verein der Modelleisenbahn- und Eisenbahnfreunde Halle-Stadtmitte (MEH) an. Er macht mit, prescht aber auch vor. Sein Meisterstück ist das Modell einer Werks- und Anschlussbahn im Chemiedreieck. Brabandt hat die große Welt kleingemacht und dabei so ziemlich jedes Detail beachtet. Er zeigt, wie Waggons be- und entladen werden konnten. Er hat Lokomotiven und Waggons mit einer Patina versehen. Alles soll aussehen wie echt.
„Blitzblank war nicht alles. Auch die Leitungen auf den Rohrbrücken hatten Schäden.“ Der Hallenser macht keinen Hehl aus seiner Leidenschaft. „Ich kann total entspannen, wenn ich an meiner Anlage arbeite. Da komme ich runter.“ Die Leidenschaft hat er in der Familie weitergegeben. Auch Sohnemann Toni ist in Ferropolis dabei und sorgt für den Feinschliff. Die Anlage soll sich in Bestform zeigen und funktionieren.
Ähnlich geht es Ken Kasprick. Er gehört zum offenen Stammtisch der Leipziger Lego-Freunde und hat sich mit diesen aus Tausenden Steinen die Welt gebaut. „Ich bin Nachwendekind, mit Lego aufgewachsen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder legst du alles irgendwann zur Seite oder du bleibst den Steinen treu.“ Kasprick schwärmt davon, die Realität mit kleinen Steinen möglich detailgetreu nachbauen zu können. Klar.
Manchmal sind Grenzen gesetzt. Die auszuloten, ist allerdings die gewollte Herausforderung. Die bunte Legowelt der Leipziger spart nichts aus. ICE drehen ihre Runden. Windräder haben Platz. Ein Bagger holt Kohle aus der Erde. Ein Getreidefeld steht in Flammen. „Da hinten kommt noch der Mais hin.“ Ausstellen und weiterbauen: Das haben Ken Kasprick und Freunde im Sinn. Sie stehen dazu, das Kind im Manne bewahrt zu haben. „Uns macht es Spaß. Den Leuten gefällt es.“
Karl-Heinz Neumann ist zufrieden. Zumal es alles andere als Allerweltanlagen sind, die in Ferropolis gezeigt werden. Allesamt sind nah an der Realität. Der Blick aus dem Fenster beweist es. Bagger, die die Merseburger Modellbahner auf die Platte gebracht haben, stehen in Ferropolis in Reichweite. Nur 87 Mal größer. (mz)
