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Holzskulpturenwettbewerb  Kunst mit Kettensägen: In Tornau geht es ran an die Kettensägen

Von Ulf Rostalsky 30.07.2017, 20:46
Dan Nissen reiste aus Dänemark zum Kettensägenwettbewerb nach Tornau an. Er belegte mit seinem Pandabären Platz 3 bei der Zuschauerwertung.
Dan Nissen reiste aus Dänemark zum Kettensägenwettbewerb nach Tornau an. Er belegte mit seinem Pandabären Platz 3 bei der Zuschauerwertung. Klitzsch

Tornau - „Kunst mit Kettensägen“ ist seinem Ruf als größtes Fest der Dübener Heide treu geblieben. „Mehr als 5.000 Besucher hatten wir auf jeden Fall“, bestätigt Tornaus Ortsbürgermeister Udo Reiss. Genaue Zahlen kann er zwar erst nach dem endgültigen Kassensturz präsentieren, doch schon am Sonntag ging der Blick voraus. Der Holzskulpturenwettbewerb wird auch nächstes Jahr am letzten Juli-Wochenende stattfinden.

Das Spektakel der Holzschnitzer hat einen guten Klang. „Die Sägen kreischen nicht, sie singen“, sagt Axel Mitzka, Vorsitzender des Vereins Dübener Heide, immer wieder. Wenn Späne fliegen und 30 Akteure aus meterhohen Stämmen allerhand Figuren zaubern, schlägt nicht nur sein Herz höher. „Der Wettbewerb ist fix in meinem Kalender.“

Roland Bär aus Burgkemnitz ist ein Mann der ersten Stunde. Keine Auflage von „Kunst mit Kettensägen“ hat er verpasst. 18 Mal schnitzte er, 18 Mal ging er bei der Preisverleihung leer aus. Egal. „Spaß macht es.“ Und so schälte Bär aus Pappelholz eine neue Schachfigur heraus. Die zugegeben nicht ganz fertige Dame ist die vierte Figur in seinem Spiel. „Bleibt noch viel zu tun.“

Premiere feierte Anja von Grünhagen. Die Frau aus Haltern in Nordrhein-Westfalen war zum ersten Mal am Start und war am Wochenende auch die einzige Amazone an der Säge. Im heimischen Betrieb kam sie vor Jahren auf die Kettensägekunst.

„Das Holz stand da und lud zum Gestalten ein.“ Mit der geschenkten Säge fiel die Scheu. Von Grünhagen schnitzt seitdem und hat in Tornau Zeit für einen besonderen Gruß. Ein Abschnitt des Pappel-stammes wird zur Botschaft, „Willkommen“ ist zu lesen. Blumen sind die Zierde zum Spruch.

„Bäume bauen Brücken zwischen Menschen.“ Das Motto hatte Wettbewerbsideengeber Wolfgang Köppe über die 18. Auflage von „Kunst mit Kettensägen“ gestellt. Wohl wissend, dass sein Ansatz sehr frei interpretiert werden würde. „Das ist Humor“, sagt Günther Wurl zu seinem Kunstwerk. Der 75-Jährige aus Leipzig ist nicht nur der älteste Aktive des Wettbewerbs. Er geht seit jeher auch ganz eigene Wege. Wo andere mit großer Säge hantieren, nimmt er die Elektrovariante, Hobel, Schleifgerät, Pinsel und Farbe zur Hand. Sein Kunstwerk ist bunt und bietet sogar Max und Moritz Platz.

Erlaubt ist, was gefällt. Die Schnitzer zaubern Tiere aus dem Holz: Adler und kleine Terrier. Oder sie freuen sich über einen Berg mit Gipfelkreuz. „Mir gefällt es“, meint voller Stolz der gerade einmal elf Jahre alte Theo Wagner aus Mescheide. Sein Vater Torsten Wagner hat die große Botschaft aus dem Holz geschält. „Glaube selbst“, steht auf der Seite eines aufgeschlagenen Buches. Im Jahr des Reformationsjubiläums vergisst Wagner Luther nicht. „Aber du brauchst nicht immer den großen Mann, der dir den Weg zeigt. Du musst selbst wissen, was du möchtest.“

„Kunst mit Kettensägen“ ist mehr als Schnitzerei. „Ein richtig großes Volksfest und eine gute Gelegenheit, sich über die Heide zu informieren“, erinnert Axel Mitzka. Auf Weichers Mühle am Hammerbach haben deshalb Blasmusik und Schlager ebenso Raum wie weißrussische Folklore oder der Rock der „Spätsünder“. Informiert wird über den wegen des zunehmenden Wolfsbestandes wichtigen Herdenschutz und den Versuch, die Existenz von Wildkatzen nachzuweisen.

Bleibt eine Frage: Wer wird Köhlerliesel und Aushängeschild der Heide? Norma Austinat hatte bei ihrer Wahl im letzten Jahr deutliche Worte gefunden. „Ich bin das echte Liesel“, so die Inhaberin der Köhlerei am Eisenhammer. Ihre Worte und ihr Einsatz hatten Wirkung. Norma Austinat bleibt auch 2017 das Köhlerliesel.

Gewinner auch aus dem Kreis Wittenberg

30 Schnitzer haben bei der 18. Auflage zu den Sägen gegriffen. Ältester Aktiver war Günther Wurl (75) aus Leipzig, jüngster Theo Wagner (11) aus Mescheide. Die weiteste Anreise hatte mit 1.073 Kilometern Robertas Keliauskas aus Litauen. Platz 3 in der Zuschauerwertung belegte Dan Nissen (Vlotrup, Däenmark) mit seinem Pandabären. Zweiter wurde Felix Altenburg (Leimbach, Sachsen-Anhalt) mit „Susi träumt“. Der Siegerpreis ging an Axel Glanz aus Serno für „Phönix“.

Platz 3 in der Künstlerwertung belegten Marko und Kevin Heinz (Thüringen), über den zweiten Platz durfte sich Bernd Winter aus Thale mit seinem „Teufel“ freuen. Sieger wurde auch in dieser Wertung Axel Glanz mit „Phönix“. Den Köppepreis gab es für Alf Kampfmeier (Schweiz) mit seinem „Weltenbaum“.  (mz)

Früh übt sich bekanntlich. So brachte der zweijährige Fin aus Eilenburg sein Equipment von zu Hause mit und übte schon einmal für die nächste Auflage.
Früh übt sich bekanntlich. So brachte der zweijährige Fin aus Eilenburg sein Equipment von zu Hause mit und übte schon einmal für die nächste Auflage.
 Klitzsch
Das neue, alte Köhlerlisel Norma Austinat schwärzt den Bürgermeister aus Gräfenhainichen Enrico Schilling an.
Das neue, alte Köhlerlisel Norma Austinat schwärzt den Bürgermeister aus Gräfenhainichen Enrico Schilling an.
 Klitzsch