Konzert in Ferropolis Konzert in Ferropolis: Die Toten Hosen auf "Laune der Natour"

Gräfenhainichen - 36 Jahre Bandgeschichte standen am Freitagabend auf der Bühne, als "Die Toten Hosen" in Ferropolis zum Konzert aufspielten. Der Stopp in der Stadt aus Eisen fand im Rahmen der „Laune der Natour“ statt, einer Konzertreihe, die im November 2017 in Chemnitz begann und die Musiker um Frontmann Campino bis Oktober nach Düsseldorf durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt.
Zum vierten Mal sind die Koryphäen des deutschen Punkrock in Ferropolis zu Gast – und beweisen einmal wieder, dass sie ein gutes Händchen für ihr Publikum haben. Im Programm des Abends sind viele, liebgewonnene Klassiker, aber auch neue Stücke des Albums „Laune der Natur“.
Pünktlich um 20.45 Uhr beginnt der Vorspann auf der Videoleinwand, bevor es mit "Auswärtsspiel" an einen fast 20 Jahre alten Klassiker geht. Über „Niemals einer Meinung“ geht es zum Ende des ersten Blocks an eine erste Werbung in eigener Sache durch Campino, der im richtigen Leben Andreas Frege heißt: Am kommenden Montag geht es (nach dem Auftritt in Minden am Samstag) nämlich zurück in den Osten: da stehen "Die Toten Hosen" in Chemnitz mit "Feine Sahne Fischfilet", den Lokalmatadoren von "Kraftklub", "K.I.Z.", "Nura", "Trettmann" und "Marteria" & "Casper" beim „#wirsindmehr“ auf der Bühne.
Mit "Feine Sahne Fischfilet", den Punkrockern aus dem Norden, die auch schon in Verfassungsschutzberichten erwähnt wurden, sind die Hosen ohnehin gerade auf Tour - dazu kamen in Gräfenhainichen noch "Attaque 77" und der Geheimtip "Wanda" aus Wien als Vorband auf der Bühne.
„All den Menschen, die von Neonazis angegriffen wurden und die für Werte wie Toleranz, Respekt und Menschlichkeit einstehen, wollen wir zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wir sind mehr. Chemnitz ist mehr“, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung, die unter dem „Nischel“, also dem Denkmal für Karl Marx bei freiem Eintritt stattfindet – und für die der 56-jährige Leadsänger auch in Gräfenhainichen fleißig Werbung macht.
Man wolle den Abend nicht für politische Reden missbrauchen, erklärte Campino - und verurteilte den "abscheulichen Mord" in Chemnitz - aber auch, dass nicht politisch instrumentalisiert werden dürfe um Jagd zu machen auf Menschen, die anders aussehen, oder um den Konflikt in einen zwischen Links und Rechts umzudeuten. "Alles was Beine hat und gesunden Menschenverstand steht gemeinsam auf gegen Nazis und Rechtsaußen", ruft er in die Menge, bevor es mit "Willkommen in Deutschland" rockig weitergeht.
Aber nicht nur mit eigenen Songs können die Düsseldorfer überzeugen: „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader wird ähnlich enthusiastisch von den Fans mitgesungen wie der „Schrei nach Liebe“ einer „Nachwuchsband aus Berlin, die mehr verdient hätten als das, was aus ihnen geworden ist“. Und immer mal wieder werden Sprechchöre im Publikum laut, die „Nazis raus“ fordern.
Die durfte man aber ohnehin schon nicht mit zum Konzert bringen. Ein dementsprechender Handzettel geisterte im Vorfeld durchs Netz und ordnete diese in eine Kategorie mit Glasflaschen und Waffen ein. Klassiker wie der „eisgekühlte Bommerlunder“ oder das „kleine bisschen Horrorshow“ dürfen natürlich nicht fehlen. Und in der Zugabe versucht sich das Quintett mit Streicherunterstützung nach einem Ausflug zu Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ durchaus passabel an zwei Covern von AC/DC: „TNT“ und „Highway To Hell“ bestätigen Campinos Ankündigung, dass man auf dieser Tour endlich mal mit richtigen Musikern auf der Bühne stehe.
Am 13. Oktober endet die „Laune der Natour“ in Düsseldorf. Für das Konzert in Mannheim am 8. September gibt es noch Karten. Am 5. November letzten Jahres hatte die Tour in der Arena Chemnitz begonnen. Bereits im März hatte die Band mit der Magical-Mystery-Tour an privaten Spielorten in Chemnitz eine andere Tour begonnen.
Zuletzt waren "Die Toten Hosen" im Juni 2013 in Ferropolis. Damals wurde viel gezittert, ob das Konzert überhaupt stattfindet. Eine Woche zuvor hatte seinerzeit der Auftritt von Helene Fischer unter den Baggern wegen der zweiten Jahrhundertflut in wenigen Jahren abgesagt werden müssen. 2013 spielten die Düsseldorfer vier Zugaben. Fünf Jahre später sind es noch drei – und bei der letzten ist ein Großteil des Publikums schon auf dem Fußmarsch zu den kilometerweit entfernten Parkplätzen. Um 23.10 Uhr gehen zum letzten Mal die Lichter auf der Bühne aus. (mz)