Kleingeld Kleingeld einzahlen: Für Kupfergeld verlangt Bank Gebühren

Gräfenhainichen - Vanessa Röder ist richtig empört: „Es ist bei uns in Gräfenhainichen noch schlimmer!“ Der Aufreger sind die Gebühren, die die regionalen Geldinstitute von den Kunden für das Einzahlen von Münzgeld kassieren. „Der eine weiß nicht was der andre tut“, sagt die Mitarbeiterin aus dem Lokal „Castello“ und schildert einen Fall aus einer Woche.
Die Unterschiede zwischen Montag und Donnerstag in der Filiale in der Karl-Liebknecht-Straße scheinen gewaltig. Beim ersten Mal kosten zwei Rollen insgesamt 40 Cent, beim zweiten Mal die erste Rolle 20 Cent, die zweite fünf Euro.
Die Frau am Schalter wird laut Röder dazu deutlich. „Na, dann müssen Sie das Kupfergeld an Ihre Gäste rausgeben und nicht hier wechseln!“ Die Alternative wird aber nicht akzeptiert. „Entschuldigen Sie, aber als Gastronom werde ich einen Teufel tun und mich so vor meinen Gästen erniedrigen - nur weil die Bank das möchte“, kontert Röder und ruft in den sozialen Medien zum Widerstand „gegen diese Form von Marktmacht“ auf.
Und die „Castello“-Frau sieht auch noch einen politischen Aspekt. „Das ist meiner Meinung nach der erste Schritt, um das Bargeld abzuschaffen.“
Ralf Fincke verweist auf MZ-Anfrage auf eine klare Preisstruktur und Kulanz der Sparkasse. „Die Oma und das Kind, die ihre Sparschweine schlachten, zahlen keine Gebühren“, betont der Vorstand. Generell gebe es für die Banken keine Pflicht, das Münzgeld in bestimmten Größenordnungen anzunehmen, erklärt Sparkassen-Chef Thomas Arndt.
„Aber wir haben uns entschieden, diesen Service im Landkreis weiter anzubieten. Und wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass der Münzzustrom in verstärktem Maße zunimmt. Wir haben allein 2015 45 Tonnen Münzgeld an die Deutsche Bundesbank abgeführt. Wir können nur zehn Prozent der Münzen, die zu uns kommen, wieder in Umlauf bringen.“
Jede Münze wird von der Bank geprüft
Seit 2016 gibt es laut Arndt eine neue EU-Verordnung, „die uns abverlangt, dass wir alle Münzen auf Echtheit prüfen“. Es müsse also jede Münze einzeln in einem aufwendigen Prüfverfahren kontrolliert werden. „Das macht für uns eine Maschine, die kostet in der Anschaffung etwa 50.000 Euro. Ohne diese Maschine können wir überhaupt gar keine Prüfung mehr vornehmen.“
Ungeprüfte Münzen dürfen nicht mehr in den Umlauf zurückgegeben werden, so der Bankvorstand. Aufgrund dieses auferlegten Mehraufwandes „müssen wir das aber bepreisen“, so Arndt.
Der gleichzeitig betont, dass es nicht die große Masse der Kunden betrifft. Die Höhe der Gebühren richtet sich nach zwei Aspekten: nach der Menge des eingezahlten Geldes, weil sie sich prozentual errechnet, und zum anderen nach der Art der Einzahlung.
Wer das Geld im Foyer am Automaten einzahlt oder wer ein so genanntes Safebag nutzt, dem werden fünf Prozent berechnet. Wer das Geld am Schalter einzahlt, wo also sofort gezählt und bearbeitet werden muss, der muss allerdings zehn Prozent vom eingezahlten Wert als Gebühren berappen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sein Hartgeld bei der Sparkasse loszuwerden. Die einfachste: Im Foyer der Hauptstelle des Geldinstitutes Am Alten Bahnhof in Wittenberg schiebt der Kunde seine Sparkassenkarte in den Eingabeschlitz, gibt die Pin-Nummer ein und kann sein Hartgeld in den entsprechenden Schacht legen oder schütten - je nach Menge.
Die Münzen werden vom Automaten sortiert und fallen „sortenrein“ in einen der neun Behälter. Die zweite Möglichkeit ist ein so genanntes Safebag (Sicherheitstasche). Das kann man einwerfen oder am Schalter abgeben, ohne, dass gleich gezählt zu werden braucht. Das Geld wird dem Konto gutgeschrieben.
Oder man zahlt das Geld am Schalter ein. Was für die Bank den größten Aufwand bedeutet und daher mit zehn Prozent auch den höchsten Gebührensatz kostet.
Viel Handarbeit bleibt für Banken
Während der Annahmeautomat im Foyer der Sparkasse die Münzen schon im Zuge des Sortierens prüft, müssen all jene Münzen, die in den Safebags abgegeben werden, per Hand in eine andere Maschine eingefüllt werden.
Auch die sortiert dann die zumeist als Münz-Sammelsurien in den Plastikbeuteln befindlichen Münzen und prüft sie gleichzeitig auf Echtheit. Da spielen unter anderem das Gewicht und die Größe eine Rolle. Was die Größe betrifft, da „nimmt“ ein rotierendes Element mit den jeweiligen Aussparungen nur die passenden Geldstücke mit und lässt sie in dafür vorgesehene Behälter fallen.
Wieviel Handarbeit bei aller Automatisierung heute noch notwendig ist, zeigt sich dann im folgenden: Die Hauptkassiererin zieht den Wagen mit den schmalen Kassetten - sofern sie einen gewissen Füllstand aufweisen - aus der Einzahlmaschine in den Raum mit dem Roll-Automaten. Dort wuchtet sie nacheinander jede einzelne Kassette hoch, um den Inhalt in mehreren „Stößen“ in das Aufnahmefach zu schütten.
Da kommen etliche Kilogramm zusammen. Es gibt ja nicht nur die leichten Ein- und Fünfcenter. Die Litanei geht bekanntlich über Zehner, Zwanziger, Fünfziger zu Ein- und Zwei-Euro-Münzen. Von Sonderprägungen, die für den Zahlungsverkehr zugelassen sind, ganz zu schweigen. Und die Kisten werden immer schwerer. „Die Kolleginnen wechseln sich dabei ab, damit nicht nur eine die schweren Kassetten zu wuchten hat“, erklärt Thomas Arndt.
Aufwand bei Kleingeld zahlen die Kunden
Mehrmals im Monat rollen Lkw an, die die tonnenschwere Fracht zur Bundesbank nach Magdeburg bringen. Dort werden in der Regel zehn Prozent der gelieferten Münzen noch einmal unter die Lupe genommen.
Dass die Fahrzeuge von einer Sicherheitsfirma kommen, versteht sich. Für die seit Jahresbeginn 2016 neue Art der Münzannahme sah sich die Sparkasse gezwungen, bauliche Vorbereitungen zu treffen. „Sie sehen also“, meinte Arndt, „der Aufwand, den wir jetzt dafür zu betreiben haben, ist enorm.“ Und das muss eben bezahlt werden. (mz)
