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Kleingärtner in Gräfenhainichen Kleingärtner in Gräfenhainichen: Willkommen im Hotel Biene

Von Julius Jasper Topp 03.04.2019, 12:14
Rolf Henning heißt die Gäste aus der Insektenwelt in seinem Hotel willkommen.
Rolf Henning heißt die Gäste aus der Insektenwelt in seinem Hotel willkommen. Th. Klitzsch

Gräfenhainichen - Rolf Henning gefällt es hier. Zwischen den Parzellen mit den Beeten, mit den weiß-rot gestrichenen Pforten und den Gartenhäusern und Hütten. Mit dem Wasserturm des örtlichen Wasserzweckverbandes auf der einen und dem Turm der St. Marienkirche auf der anderen Seite, die allabendlich um 18 Uhr den Feierabend einläutet.

Hier, im Kleingartenverein Baumgarten in Gräfenhainichen, kam dem 75-jährigen Elektrikermeister im Ruhestand irgendwann die Idee, dass auch die Bienen einen besonderen Platz verdient haben. Als er in der Zeitung einen Artikel über das Insektensterben las, wollte er in Aktion treten.

Also machte sich Henning, ein Handwerker aus Leidenschaft, der gerne lacht, ans Werk. Seit Februar werkelte er an seinem Projekt. Herausgekommen ist ein Insektenhotel - oder wie er sein fast mannshohes Gestell nennt: Eine Nist- und Überwinterungshilfe. Für den Bau recherchierte er - im Internet, in der Fachliteratur.

„Danach ging erst einmal das Sammeln los“, sagt er. Im Wald fand er Totholz, trockene und morsche Äste, Tannenzapfen, Lehm und Reisig. Hinzu kam noch etwas Stroh und Bambus aus dem Garten. Aus einem alten Kaninchengatter und etwas Dachpappe entstand der Rahmen für sein Insektenhotel. Zwei Wochen lang dauerte der Bau.

„Verglichen mit den Bauanleitungen, die ich im Internet gesehen habe, ist es auch ein Fünf-Sterne-Hotel geworden“, freut er sich. Eigentlich war erst eine kleine Version geplant, für den Transport des fertigen Insektenhotels habe er aber dann einen Kleintransporter besorgen müssen.

Hotelzimmergröße je nach Gast

Um möglichst vielen verschiedenen Insekten Unterschlupf zu gewähren, bohrte Henning unterschiedlich große Löcher in die Baumstämme und Äste - gewissermaßen die Hotelzimmer in seinem Insektenhotel. „Da passen dann Hummeln, Bienen, Wespen, Ameisen oder auch Schmetterlinge hinein, die dort überwintern können“, meint er gut gelaunt.

Denn: Noch hat sein Bau keine Bewohner, er hofft aber, dass sie über das Jahr langsam einziehen. Einige Regeln gelte es beim Standort noch zu beachten. So sollten keine Vogelnistkästen in der Nähe sein, etwas sonnig solle es für die wechselwarmen Bewohner sein. Außerdem hat der Kleingärtner Bärlauch, Blaustern, Dill, Melisse und Schnittlauchblüten rund um sein Insektenwinterquartier angepflanzt.

Die sollen gerade auf Bienen besonders anziehend wirken. Denn Rolf Henning hofft auf eine symbiotische Beziehung zu seinen Gästen: „Ich lasse auch im Frühjahr immer das Gewächshaus auf, damit die Bienen reinkommen. Der Wuchs wird kräftiger, wenn die Pflanzen bestäubt werden - und die Insekten fressen die Blattläuse.“

Vielleicht eine Hotelkette?

Henning hofft nun, auch andere Gärtner oder auch die Kinder des nahe gelegenen Kindergartens mit seiner Idee anstecken zu können. Tipps für den Bau gebe er gerne jederzeit weiter - und es müsse nicht immer so groß sein. Auch ein altes Vogelhäuschen könne leicht für die Insekten umgebaut werden. (mz)