Investition Gräfenhainichen Investition Gräfenhainichen: Plattenbau wird für 23 Millionen Euro aufgepeppt

Gräfenhainichen - Der Umbau eines Plattenbaus aus DDR-Zeiten soll zum großen Wurf für die Gräfenhainichener Wohnungsgesellschaft werden. Das kommunale Unternehmen peppt die Platte in der Gartenstraße 89 bis 93 für 2,3 Millionen Euro auf. Das bestätigt Geschäftsführer Frieder Bahn. „Wir bieten hier ab November/Dezember gehobenes Niveau.“
Die Gräfenhainichener Wohnungsgesellschaft verfügt in der Kernstadt und in Zschornewitz über insgesamt 1271 Wohnungen. Damit ist das zu 100 Prozent kommunale Unternehmen der größte Vermieter in der Heide. Aktuell stehen 316 Wohnungen leer. Ein Großteil davon wird allerdings schon nicht mehr zur Vermietung angeboten. Das sind im Regelfall Wohnungen im fünften Obergeschoss der Plattenbauten, für die es ohnehin wenig bis gar keine Nachfrage gegeben hatte, heißt es. Zusätzlich zum Kerngeschäft verwaltet die Gesellschaft noch eine Handvoll Objekte, die sich im Eigentum der Stadt befinden.
In der Kleinstadt will die Gesellschaft mit Zentrumsnähe und der Nachbarschaft zu Verkaufseinrichtungen, Arztpraxen und Apotheken punkten. Ideal für ältere Personen, aber nicht nur. „Prinzipiell stehen die Wohnungen jedermann zur Verfügung“, so Bahn.
Ein Problem zeichnet sich schon jetzt ab. Nach dem Rückbau der zwei oberen Etagen des Plattenbaus werden nur noch 30 von einst 50 Wohnungen übrigbleiben. In 14 von denen wollen die bisherigen Mieter weiter wohnen. 16 stehen zur Neuvermietung zur Verfügung. „Wir haben jetzt schon mehr Nachfrage als Angebote“, erklärt der Chef der Wohnungsgesellschaft.
Das wundert ihn indes nicht. Schließlich ist der Umbau mehr als eine optische Angelegenheit. Jeder Eingang erhält einen Fahrstuhl. Da er bis ins Kellergeschoss reicht, wird der Block barrierefrei. Denn zusätzlich zum klassischen Gebäudezugang mit drei, vier Stufen ist eine Zufahrt in den Kellerbereich geplant. Von dort kann jeder Rollstuhl- oder Rollatorfahrer an den Fahrstuhl und mit dem direkt in seine Wohnung.
Auch die werden verändert. „Aus Drei mach Zwei“ ist die Devise. „Wir haben die Erfahrung, dass die Leute eher eine große Küche wollen“, erklärt Frieder Bahn. Ein Zimmer wird für die Küche geopfert. Die klassische Durchreiche und fensterlose Kleinküche nach WBS-70-Standard verschwinden. Das Wohnzimmer wird größer.
Die Platte wird damit zum lukrativen Wohnobjekt. „Das ist ein Angebot an Gräfenhainichener, die ihr altes Wohnumfeld behalten und die Vorzüge einer modernen Wohnung genießen wollen“, ist Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) überzeugt. Er verweist auf die Tatsache, dass sämtliche Aufsichtsratsmitglieder der Wohnungsgesellschaft das Projekt langfristig begleitet, unterstützt und letztlich auch grünes Licht für die Millioneninvestition gegeben hätten.
„Nach dem Umbau wird der Block eine Bereicherung im Stadtbild sein“, ist Schilling überzeugt. Der Plattenbau grenzt direkt an den Park der Freundschaft mit der Paul-Gerhardt-Kapelle. Dort wird er dann optisch nicht mehr als Trutzburg wirken.
Auch das Betongrau hat ausgedient. Nach Aufbringen einer Dämmschicht soll das Haus in Beige und Ocker strahlen. Alte Balkone machen Platz für filigranere Konstruktionen.
Mit schwerer Technik wurden die ersten Betonteile bereits demontiert. Am Montag soll im ersten Eingang mit dem Rückbau von zwei Etagen begonnen werden. Die bevorstehende Arbeit hat es in sich. Noch im Haus lebende Einwohner müssen aus Sicherheitsgründen während des Rückbaus ihre Wohnungen verlassen.
Frieder Bahn redet angesichts der umfangreichen Bauarbeiten vom „sportlichen Zeitplan“. Dennoch ist er zuversichtlich, Ende November den Abschluss der Sanierung feiern zu können. „Weihnachten haben alle Mieter ihre neuen Wohnungen bezogen.“ (mz)