Illegale Müllentsorgung Illegale Müllentsorgung: Große Schweinerei in Gräfenhainichen

Gräfenhainichen - „Es kotzt mich an!“, findet Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) drastische Wort und spricht von einer großen Schweinerei. „Es gibt offensichtlich viele Leute, die schrecken nicht davor zurück, ihren Müll anhängerweise in die Natur zu kippen“, schildert das Stadtoberhaupt ein Dauerproblem, das nicht nur der Stadt Gräfenhainichen zu schaffen macht.
Müllausflug zum Badesee
Egal, ob in der Stadt oder im Außenbereich wie zum Beispiel am Barbarasee in Gräfenhainichen oder der Zschornewitzer Gurke - überall wird Müll abgeladen. Vom Autoreifen, über Elektrogeräte bis hin zu Bauschutt und ganz normalem Hausmüll, inklusive stinkender Babywindeln, reichen die Hinterlassenschaften, die von den Mitarbeitern des Bauhofes mit großem Aufwand beräumt werden müssen. Bis zu 100 Kubikmeter kommen da allein in Gräfenhainichen im Jahr zusammen.
„Wenn die Leute ihren Sperrmüll schon im Auto haben, warum bringen sie ihn dann nicht gleich zur Annahmestelle von Remondis?“, will Schilling wissen. Dort im Ortsteil Strohwalde, im Kreuzweg 7 in unmittelbarer Nähe der B 100, kann der Müll doch kostenlos entsorgt werden. „Warum fahren Menschen damit zu den Badeseen oder in den Wald, um alles in die Natur zu kippen? Das verstehe ich wirklich nicht“, gesteht Schilling.
Die Tüten, mit denen die Hundetoiletten für die Hinterlassenschaften der Vierbeiner bestückt werden, sind in Gräfenhainichen sehr gefragt. „Die Behälter sind immer leer“, vermutet Bürgermeister Schilling Zweckentfremdung. „Wenn es nach dem Tütenaufkommen geht, könnte sich Gräfenhainichen allein durch die Hundesteuer konsolidieren“, sagt er.
Ein Problem sind für ihn die unterschiedlichen Zuständigkeiten und die wegen des finanziellen Entsorgungsaufwandes damit einhergehende Bürokratie. „Die Stadt ist für die Beräumung in innerstädtischen Bereich zuständig, in den Außenbereichen ist es der Landkreis. Allerdings hat es sich so eingespielt, dass wir den Müll, den wir in den Außenbereichen sehen, mit entsorgen“, sagt Schilling.
Das müsse dem Landkreis allerdings vorher angezeigt werden. Doch von der Meldung über illegal entsorgten Müll bis zu dem Tag, an dem wir die Genehmigung des Kreises dafür bekommen, den Müll zu entsorgen, vergehen laut Schilling mitunter bis zu zwei Wochen.
„Das Problem ist dann allerdings, dass dort ungleich viel mehr Müll herumliegt. Denn der Unrat scheint für Umweltsünder eine regelrechte Einladung zu sein, weiteren Müll dazu zu kippen“, weiß der Bürgermeister.
Über das Thema will er unbedingt noch mal am Runden Tisch mit den Bürgermeistern und dem Landrat sprechen. Denn egal ob die Städte oder der Kreis zuständig sind, zum Schluss bezahlen alle. Und zwar in Form von Steuergeldern, die wirklich sinnvoller eingesetzt werden könnten.
„Das ist ein Thema, das eine übergreifende Zusammenarbeit erfordert“, findet Schilling. Eine Lösung wäre für ihn, ein vom Kreis kostenlos zur Verfügung gestellter Container in den Kommunen, wo anfallender Unrat schnell und unverbindlich entsorgt werden kann. „Klar geht es dabei um Geld, aber so viel Vertrauen sollte der Kreis in die Städte haben, die Fälle mit Fotos dokumentieren können“, ist Schilling optimistisch, dass sich bei zeitnahen Reaktionen vor Ort letztlich auch weniger Müll dazugesellt.
„Wenn ich mir ansehe, was die Leute mit ihrem Müll anstellen, fällt mir ein Zitat Einsteins ein: ,Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.’ Was die Dummheit angeht, stimme ich da voll zu“, sagt Schilling und nennt Beispiele.
Grenzenlose Dummheit
Da wird Laub in Plastiksäcke verpackt und in den Wald gekarrt. Eine ganze Anhängerladung Glas wird nicht in den Glascontainer, sondern davor entsorgt. Und Unmengen von Babywindeln füllen nicht nur fast alle öffentlichen Abfallbehälter, sondern liegen gleich säckeweise im Wald. „Für Füchse und andere Aasfresser, sind solch verführerisch duftenden Beutel unwiderstehlich.
Für die Bauhofmitarbeiter, die den von den Tieren oft auf Hunderte Meter verteilten Inhalt wieder aufsammeln dürfen, ist es alles andere als ein Vergnügen“, appelliert der Bürgermeister an die Vernunft der Leute. „Für 2,91 Euro verkauft der Landkreis dicke blaue 60-Liter-Restmüllsäcke. Die sind ideal für Windeln. Und auch die Entsorgung ist schon mit drin. Einfach am Abholtag neben die Restmülltonne stellen und fertig“, rät Schilling. (mz)