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Hobby-Vogelzüchter in Gräfenhainichen Hobby-Vogelzüchter in Gräfenhainichen: Amazonen treffen Kardinäle

Von Ulf Rostalsky 23.10.2017, 10:52
Alle im Blick hat dieser Rotrücken-Ara.
Alle im Blick hat dieser Rotrücken-Ara. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Papageien, Finken, kleine Täubchen füllen Volieren. Sie sind der Stolz von Frank Wittig und Kurz Breternitz. Beide sind seit Jahrzehnten begeistert vom Ziergeflügel. Der eine ist Vorsitzender des Gräfenhainichener Vereins Ziergeflügel und Exoten, der andere Zuchtwart. „Irgendwie sind wir auch ein wenig verrückt“, sagen beide unumwunden. Am Ende würden sie aber auch nur eine Leidenschaft ausleben. „Welche spielen Fußball. Wir züchten Vögel.“

Und was für welche. Im Saal der ehemaligen Gaststätte „Heideschmaus“ haben die Züchter aus der Heidestadt die bunte Welt zu Gast. 62 Volieren haben sie aufgestellt und dekoriert. Eine Heidenarbeit, die auch nicht von allen Vereinsmitgliedern ausgeübt werden kann. Viele sind älteren Semesters. Andere sind durch die Arbeit gebunden.

„Aber wir stemmen das. Jeder weiß, was er zu tun hat“, erzählt Kurt Breternitz. Er hat seine liebe Not mit der Formulierung, die bunte Welt zu Gast zu haben. „Wir wollen Vielfalt zeigen. Aber die Welt ist so bunt, da können wir nur einen begrenzten Ausschnitt präsentieren.“

Deutlich mehr als 100 Vögel haben die Gräfenhainichener zur Ausstellung mitgebracht. Ihnen geht es längst nicht mehr um gute Noten von Preisrichtern. Sie sind selig, wenn Besucher ihre helle Freude an durchaus seltenen Tieren haben.

Seit 53 Jahren gibt es den Verein Ziergeflügel und Exoten Gräfenhainichen. 1964 hatten sich die Zuchtfreunde des aktuell einzigen noch funktionsfähigen Ziergeflügelvereins im Kreis Wittenberg erstmals in großer Runde zusammengefunden.

Momentan zählt der Verein 18 aktive Mitglieder. Vorsitzender ist Frank Wittig aus Mescheide.

Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Fachsimpelei bieten die Vereinstreffen. Die finden jeden letzten Freitag im Monat bei Zuchtfreund Volker Bräse in der Rosa-Luxemburg-Straße in Gräfenhainichen statt. Interessenten sind gern gesehen.

Informationen zum Hobby geben die Heidestädter auch auf ihrer Internetseite www.vogelverein-graefenhainichen.de

Der Salvadori Weißohrsittich gehört dazu. Er ist in seiner Existenz bedroht. „In freier Wildbahn soll es kaum mehr als 80 Exemplare geben“, hat Frank Wittig gehört. Er ist stolz auf seine Tiere und den Zuchterfolg, der nicht von ungefähr kommt. Zucht hat viel mit Erfahrung zu tun. Sie bedeutet aber auch Arbeit. Einzelkämpfer wie Kurt Breternitz haben deutlich schwereres Spiel als Frank Wittig. Der hat die ganze Familie angesteckt. Sohn und Enkel mischen mittlerweile kräftig mit. Der Erfolg kann sich sehen lassen.

In den Volieren haben die Heidestädter eine breite Palette an Vögeln ausgestellt. Amazonen, Phönix- und Maskenkardinäle finden sich darunter. Auch Rotohrbülbül, Kongopapageien, Pfirsichköpfchen. Alles ist Geschmackssache. „Mir gefallen die Edelpapageien besonders“, erzählt Gisela Herrmann. Sie ist mit Enkelkind aus Wolfen zur Ausstellung gekommen. „Leider gibt es so etwas bei uns nicht mehr. Anders als früher. Da gab es in Bobbau zur Schau immer lange Schlangen.“

Geschichte. Jetzt zählen die großen Papageien. Grün ist der Hahn, rot die Henne. „Einfach schöne Tiere“, meint Gisela Herrmann. „Ganz anderes Kaliber als unser Bubi damals.“ Das Augenzwinkern darf sein. Bubi war Wellensittich und zu DDR-Zeiten der Familienvogel schlechthin.

Die Ausstellung im „Heideschmaus“ ist für Gräfenhainichens Züchter der absolute Jahreshöhepunkt und eine der wenigen Möglichkeiten, ihr Hobby zu präsentieren. „Ohne Partner geht das gar nicht“, sagt Frank Wittig geradeheraus und ist froh, den Saal für die Ausstellung zur Verfügung bekommen zu haben. „Haben wir so etwas nicht mehr, war es das.“

Die Heidestädter reden nicht um den heißen Brei herum. Es ist nicht einfach, neue Leute für das Hobby zu begeistern. Dabei gehe es ja nicht einmal nur um die Zucht. „Das Vereinsleben zählt doch auch. Wir waren gerade erst alle zusammen im Vogelpark Marslow bei Rostock. Ein echtes Erlebnis“, schwärmt Breternitz. (mz)

Neugierig: Wer steht da alles drin?
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Klitzsch
Trautes Paar: Rostkappen
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