Finanzen in Möhlau Finanzen in Möhlau: Kita statt Camping?

Möhlau - Am Möhlauer See lebt Mario Kaiser seinen Traum vom Naturcampingplatz. 2012 stieg er als Pächter der städtischen Anlage ein. Er packte an, krempelte um. Der in die Jahre gekommene Platz hat sich gemausert. Doch jetzt ziehen über dem Idyll immer mehr dunkle Wolken auf.
Kaiser muss dringend handeln. „Ich kann meinen 62 Dauercampern und den anderen Besuchern nicht 1A-Bedingungen versprechen und sie dann immer wieder vertrösten.“ Der Blick richtet sich in der Hauptsache auf die beiden Sanitärgebäude. Optisch können die durchaus mithalten. „Aber technisch funktioniert alles nur mit Improvisation.“
Die Liste der Unzulänglichkeiten ist lang. Duschautomaten, die suboptimal funktionieren und von denen praktisch dauernd irgendeiner defekt ist. Elektrik, die ihre beste Zeit längst hinter sich hat. Urinale, die gespült werden, sobald der Raum betreten wird. Benutzt oder unbenutzt spiel keine Rolle. „Das ist alles 25 Jahre alt. Hier muss dringend was passieren“, so Kaiser.
Das Problem: Selbst kann er die Kosten nicht aufbringen. Die Aufwendungen übersteigen seine Möglichkeiten und würden kaum in den Rahmen der Investitionspacht passen, auf die er sich mit der Stadt geeignet hat. „Er hat eine günstigere Pacht, verpflichtet sich aber zu investieren“, bestätigt Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU).
Als Kaiser etwa bei der Sanierung von Dächern oder dem Umbau von Bungalows tiefer als geplant in die eigene Tasche griff, wurde die Pacht sogar weiter abgesenkt. Man fand zueinander. Jetzt sind Ideen gefragt. Kämmerin Silvia Scholz bestätigt, dass es eine Kostenermittlung für die Komplettsanierung wenigstens eines Sanitärgebäudes gibt.
Mindestens 100.000 Euro schlagen zu Buche. Es ist Geld, das weder Pächter Kaiser noch die Stadt aufbringen kann. Dabei gab es einen Ratsbeschluss, in die Substanz des Möhlauer Campingplatzes zu investieren. Nur ist der mittlerweile vom Tisch. Kaiser wurde zum Verhängnis, dass die Stadt zur Schließung der Finanzlücke beim Bau der neuen Möhlauer Kita dringend Geld brauchte. Kita statt Campingplatz: Das war die Entscheidung.
Ob so der Aufwärtstrend auf dem Naturcampingplatz fortgesetzt werden kann, darf bezweifelt werden. „Es geht Stück für Stück vorwärts. Die Leute mögen den Platz. Sie loben uns auch, weil wir viel gemacht haben“, bestätigt Mario Kaiser. Irgendwann sei wahrscheinlich aber bei allen die Geduld vorbei.
„Ich stehe hier als Ortschaftsrat und habe Möhlauer Interessen zu vertreten“, wird Bernhard Hagedorn (CDU) deutlich. Er bricht eine Lanze für den Campingplatz und appelliert, wenigstens nach Teillösungen zu suchen. „Holen wir uns das Thema auf die Tagesordnung im Ortschaftsrat“, pflichtet ihm Dieter Weber (Wählergemeinschaft) bei. Auch Ortsbürgermeister Marek Pannicke (Linke) sieht den dringenden Handlungsbedarf.
„Geld haben wir nicht mehr“, so Kämmerin Scholz. Vielleicht solle an die Stelle der Komplettsanierung eine schrittweise Instandsetzung der Sanitäranlagen gesetzt werden. Die Entscheidung muss der Stadtrat treffen. Mario Kaiser macht derweil weiter Werbung für sein Idyll am See, punktet mit vielen Annehmlichkeiten. Aber er weiß auch, dass es reichlich Handlungsbedarf gibt.
(mz)

