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Ferropolisschule Gräfenhainichen Ferropolisschule Gräfenhainichen: Ideen für morgen

Von Ulf Rostalsky 16.06.2016, 16:35
Leona Seefaj und Marie Luise Abendroth lassen ihre Insel „Eifelturm“ zu Wasser. Und sie schwimmt.
Leona Seefaj und Marie Luise Abendroth lassen ihre Insel „Eifelturm“ zu Wasser. Und sie schwimmt. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Wird Brasilien untergehen? Die Frage beschäftigt Nick Adler, Julian Eichholtz, Leon Höhnke und Dean Penzel. Die Fünftklässler aus der Ferropolisschule haben aus Plasteflaschen, Kisten, Bechern und Kartons eine schwimmende Insel gebaut und am Ende eine Punktlandung hingelegt. Ihre Insel kommt optisch nicht ganz an das südamerikanische Land ran. „Aber sie kann schwimmen.“

Die Schüler jubeln. Künstler Joy Lohmann ist zufrieden. Er geht seit Jahr und Tag in Schulen und will „Samen legen für ein anderes Denken“. Für Umwelt- und Klimaschutz sowie ressourcenschonendes Wirtschaften dank Wiederverwertung von Rohstoffen. Lohmann will Augen öffnen. „Schwimmende Inseln gibt es viele. Das Problem ist aber, dass diejenigen, die solche Inseln zum Überleben dringend brauchen, sie nicht finanzieren können.“ Die Idee ist simpel. Mach aus dem, was da ist, ein schwimmfähiges Gebilde.

Vom 1. bis 24. Juli wird Joy Lohmann seine Zelte in Ferropolis aufschlagen. Auf dem Gremminer See möchte er aus mehreren Modulen eine Inselwelt entstehen lassen. Sie ist gedacht für diverse Forschungsprojekte und die alltägliche Nutzung. Vor allen Dingen soll sie aber darauf aufmerksam machen, wie Ressourcen umweltschonend eingesetzt und ganz verschiedene Produkte eine zweite, sinnvolle Nutzung erfahren können. (mz/ur)

„Wir haben vier große Plasteflaschen unter die erste Kiste geklebt“, erzählt Julian Eichholtz. Der Test im Wasserbad hat funktioniert. Die Flaschen sorgen für den nötigen Auftrieb. Die Basis für das schwimmende Brasilien ist gelegt. Aber warum Brasilien? „Weil das Land größer und damit leichter darstellbar als England ist“, erklärt Dean Penzel. Okay. Kunst lässt Freiheiten zu. Es zählt nicht, dass Brasilien nun wirklich keine Insel ist.

Joy Lehmann sagt es geradeheraus: „Es geht nicht in erster Linie um ein detailliertes Abbild der Realität. Es geht um den Sinn einer solchen Insel. Und nicht zuletzt sind wir alle Künstler.“ Die dürfen ihrer Phantasie freien Lauf lassen. „Die Schüler haben eine Ader für solche Projekte“, ist Kunstlehrerin Susanne Nink überzeugt. Sie lässt die Schüler werkeln und staunt über deren Ideenreichtum.

Schwimmende Kisten sind nicht alles. Noch müssen sie zu echten Inseln werden. Vulkane werden aufgeschüttet. Das Jungen-Team feilt derweil an seinem brasilianischen Traum. Verpackungen für Eier sind die Basis für die spätere Bepflanzung. Sie können Erde aufnehmen, sind aber vor allem Leichtgewichte. „Und wir können sie ohne Problem in Form bringen“, weiß Julian Eichholtz.

Einen Tag lang haben die Schüler an den schwimmenden Inseln gearbeitet und damit im Kleinen das nachvollzogen, was Joy Lohmann und Mitstreiter seit Jahren weltweit praktizieren. Sie haben Bauanleitungen für Inseln entwickelt, die aus vor Ort existierendem Material entstehen können und sie in der Praxis umgesetzt. Fotos liefern den Beweis. Inseln aus Recyclingmaterial schwimmen in Indien, in Südostasien und auch in Mitteleuropa.

Mal sind sie praktische Möglichkeiten zur Übernachtung und Fortbewegung. Ein anderes Mal sind sie Plattform für kleine, grüne Paradiese. Lohmann zeigt die Welt. Kontinente schwimmen, sind beim genauen Betrachten aber nichts mehr als handgemachte Inseln. „Da haben wir die Idee von Brasilien her“, bestätigt Julian Eichholtz. Mit seinen Mitschülern ist er nun nicht nur eine Erfahrung reicher. Alle am Projekt Beteiligten dürfen sich jetzt auch offiziell Inselbauer nennen. So steht es auf den ausgereichten Zertifikaten. (mz)