Ruderclub Doppelter Oscar-Gewinner in Zschornewitz
Der Zschornewitzer Ruderclub hat sich schon zweimal erfolgreich die „Sterne des Sports“ gesichert. Aktuell läuft die Bewerbungsfrist für den neuen Wettbewerb.
Zschornewitz - Ingo und Falk Brämer sind so etwas wie das Gedächtnis des Zschornewitzer Ruderclubs. Sie haben alle Höhepunkte im Vereinsleben festgehalten. Pro Jahr gibt es einen prall gefüllten Ordner. Selbst von der Standortsuche für das Vereinsdomizil und Regattastrecke 1975 sind Schwarz-Weiß-Foto zu finden. Die Bilder zeigen die einstige Tristesse.
Die ehemalige Kraterlandschaft hat sich in den Jahrzehnten zu einem Eldorado nicht nur für Sportler entwickelt. Der See - also die Regattastrecke - lockt nicht nur Insider an. Und auch die Entwicklung des Vereins ist sensationell. In Zschornewitz haben gleich drei echte Weltmeister das Ruder-Abc erlernt. Es gibt nichts, was an Siegen in den Chroniken fehlen könnte. Aktuell haben die Zschornewitzer wieder die Anerkennung als Landesleistungszentrum 2021/22 erhalten.
Natürlich sind die Verantwortlichen auch stolz auf den Oscar des Breitensports - so werden die „Sterne des Sports“, die jährlich verliehen werden, gern bezeichnet. Der Verein zählt 2007 und 2017 zu den Preisträgern. Und der Club ist bisher der letzte, der eine Ehrung in den Kreis holte.
Über die besonderen Momente
Dabei ist so eine Auszeichnung schon etwas Besonderes. Ingo Brämer erinnert sich gern an 2007. „Da habe ich mich mit Täve Schur unterhalten“, erzählt er von der Ehrung und ist verblüfft, dass die ostdeutsche Radsportlegende Zschornewitz kennt. „Durch die Friedensfahrt-Omi“, erhält Brämer als Erklärung. Dabei geht es um die unvergessene Charlotte Mehlhorn, die noch im hohen Alter die Tour-Strecken unmittelbar vorm Peloton abgefahren ist.
Vor der Einladung zur Festveranstaltung haben die Zschornewitzer ihre Hausaufgaben erfüllt. Bei der ersten Ehrung wird das Vorhaben „Fit im Verein“ präsentiert, und bei der zweiten Auszeichnung überzeugt das Projekt „Wie Kinder für den Sport begeistert werden“. Dazu wird jeweils eine Dokumentation über den Verein erarbeitet.
Und es muss ein Fragebogen - 2007 noch auf Papier und inzwischen längst online - ausgefüllt werden. Und auch der Besuch von Jury-Mitgliedern wird ordentlich vorbereitet. „Das ist eine Fleißarbeit“, sagt Trainerin Andrea Senst. „Aber wer nichts einreicht“, so die Zschornewitzer, „der kann auch nichts bekommen.“
Im Kreis haben aber die „Sterne des Sports“ bisher kaum Leuchtkraft. „Der Aufwand schreckt viele ab“, so Übungsleiterin Senst. Auch die Zschornewitzer - die Bewerbung läuft bis zum 30. Juni - sind aktuell nicht dabei. „Wir machen das in Zehn-Jahres-Schritten, also das nächste Mal 2027“, wird gewitzelt. Tatsächlich sind die Zschornewitzer derzeit im Vorbereitungsstress.
Im Juli ist der Club wieder Gastgeber - wie seit über 30 Jahren - für die Landesmeisterschaften. In Zeiten der Pandemie ist das aber eine Herausforderung. Das Hygienekonzept steht - auch wenn gehofft wird, dass die Politik weitere Lockerungen zulässt. Im Moment wird von einer Masken- und Testpflicht ausgegangen. DRK-Mitglieder werden helfen. Gerade dem Nachwuchs - es wird auch eine Ferienzeit vorbereitet - in diesen Zeiten Wettkämpfe anzubieten, verdient eigentlich schon einen Stern des Sports unabhängig davon, was die eigenen 30 Starter bei den Titelkämpfen erreichen werden.
Fünf Clubs beenden die Flaute
Aber trotzdem kann die Sterne-Flaute jetzt beendet werden. Gleich fünf Vereine - so viele wie noch nie - haben ihre Bewerbung eingereicht. Das hat am Montag auf MZ-Anfrage Daniel Gehrt erklärt. Der Geschäftsführer des Kreissportbundes ist der Schuldige für die plötzliche Euphorie. Er hat kräftig die Werbetrommel gerührt. Und so gehen in das Wettbewerbsrennen die TSG Wittenberg mit dem „Werfertag für Sportler mit Handicap“, der Jessener SV 53 mit dem virtuellen Lauf „Run to Tokio“, die Victoria Wittenberg mit „Weihnachten im Schuhkarton“, die SG Schköna mit „Aus alt mach neu“ - es geht um Mitgliedergewinnung - und der VfB Rackith mit „We kick Corona“.
Gehrt, der auch in der Jury sitzt, rechnet noch mit weiteren Bewerbungen aus dem Kreis. Erstmals arbeiten in dem Wettbewerb die Kreissportbünde Wittenberg, Anhalt und Bitterfeld zusammen. Und hier liegen die Wittenberger im Kampf um die frei verwendbaren Preisgelder zumindest in der Quantität vorn. (mz)