Autokirche statt Autkino Autokirche statt Autkino: Predigt an Himmelfahrt über UKW-Radio in Ferropolis

Gräfenhainichen - Normalerweise füllen sich die Stufen an der Arena von Ferropolis zu Himmelfahrt mit Gemeindemitgliedern. Nun ist in diesem Jahr bekanntermaßen nichts, wie es sonst war. Die Evangelische Kirchengemeinde Gräfenhainichen will aber auch in diesem Corona-Jahr nicht auf ihren Open-Air-Gottesdienst verzichten. Deswegen hat die Gemeinde mit Pfarrer Ronald Kleinert die Idee des Autokinos auf ihre Zwecke umgemünzt: Die Besucher kommen mit dem Auto - und bleiben auch während der Predigt darin.
Bis zu vier Personen sollen pro Gefährt anreisen, vorzugsweise aus einem Hausstand. An der Einfahrt zur Arena werden Zettel verteilt, auf dem jeder Fahrzeughalter Namen und Kennzeichen einträgt. Das sei zur Nachverfolgung möglicher Infektionswege so vorgeschrieben, heißt es von Pfarrer Kleinert. Vier Wochen später vernichte man die gesammelten Daten wieder.
Im Zeichen des Abstands
„Durch die ganze Corona-Situation und die Abstandsregeln sind wir auf diese Idee gekommen“, sagt Ronald Kleinert. „Wenn alle auf den Stufen gesessen hätten, wie in den Vorjahren, wäre es schwierig gewesen, die Abstandsregeln einzuhalten.“ Die Gemeinde sei überhaupt froh, einen Gottesdienst abhalten zu können.
Zwischen 200 und 250 Menschen kämen in der Regel zum Himmelfahrtsgottesdienst in der Stadt aus Eisen - so war es zumindest in den letzten vier Jahren, in denen Kleinert die Gemeinde betreute. „Wir wollen in diesen besonderen Gottesdienst ohnehin immer etwas Neues hineinbringen“, sagt der Pfarrer.
Passend zum Autokino-Charme wird auch die Predigt übertragen. Die wird zwar auch über Lautsprecher auf dem Gelände zu hören sein, wird aber ebenfalls über eine Radiofrequenz übertragen. Ganz wie im Kino-Vorbild können die Gläubigen ihr Radio dann auf die passende UKW-Frequenz (in diesem Falle 107,9 Hertz) einstellen und so der Predigt von Pfarrer Kleinert beiwohnen.
Das System allerdings hat hier einen kleinen Haken, ist doch der Gesang bei einem Gottesdienst eigentlich so sicher wie das Amen in der Kirche. „Das sollte man zumindest meinen“, sagt Kleinert. Allerdings versagen die Corona-Einschränkungen derzeit den Gesang - auch in Gotteshäusern. „Wenn alle im Auto mitsingen, dürfte das aber kein Problem sein“, meint der Pfarrer. „Das wird dann allerdings kein strahlender, schmetternder Gesang werden. Ich bin gespannt.“
Frühe Anreise empfohlen
Die motorisierten Gemeindemitglieder und Besucher sollen übrigens in der Arena parken. Der Veranstalter hat bereits ein Konzept ausgearbeitet, wie die Wagen zu stehen haben. Diverse Einweiser sollen unterwegs sein. Pfarrer Kleinert wird leicht erhöht vor einem der Bagger predigen. Am Text arbeitet er an diesem Montag noch. „Ich will nicht allzu viel über Corona sprechen“, verrät er. Um Johannes 17 soll es gehen, darum, dass wir alle eins werden.
Beginn ist um 10.30 Uhr. Die Gemeinde empfiehlt aber, dass Besucher frühzeitig anreisen, weil das Einweisen und auch das Einstellen der Sende-Frequenzen einige Zeit in Anspruch nehmen könne. Auch um umsichtiges Fahren wird bei diesem Auto-Gottesdienst gebeten.
Im Freien
Am Donnerstag gibt es mehrere Gottesdienste unterm freien Himmel.
Um 10.30 Uhr soll es auf der Kirchenwiese hinter der Wörlitzer Kirche einen Gottesdienst geben. Die Oranienbaumer Posaunen kommen und werden den Gottesdienst mitgestalten. Die Predigt hält Pfarrerin Bärbel Spieker. Bei ungünstigem Wetter soll es in die Kirche gehen. Dort finden 50 Gäste Platz, „sollten noch ein paar mehr kommen, können wir im Seitenschiff Stühle für rund 20 zusätzliche Gottesdienstbesucher stellen“. Draußen soll gesungen werden, in der Kirche nicht.
Um 10 Uhr kommen die Schlosskirchen- und die Stadtkirchengemeinde auf dem Schlosshof in Wittenberg zusammen. Hier ist das Motto des Gottesdienstes „Mit Abstand am besten“.
Um 11 und um 14 Uhr heißt es „Gottesdienst im Grünen“ zum einen im Schlosspark Reinharz und zum anderen an der Schifferkirche in Priesitz. (mz)