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Aufregung in Gräfenhainichen Aufregung in Gräfenhainichen: Kinderfest trotzt Nazi-Aufmarsch

Von Ulf Rostalsky 04.06.2016, 21:31
Kinderfest in Gräfenhainichen
Kinderfest in Gräfenhainichen Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Die Bürgerinitiative „offen, bunt, anders“ hat mit dem Kinderfest rund um die Gräfenhainichener Stadtkirche den Nerv der jüngsten Heidestädter getroffen. Die feierten ihren großen Tag dort ausgelassen, wo wenige Stunden zuvor ein offenbar rechtsextrem motivierter Aufmarsch für Aufregung sorgte.

Eine Gruppe schwarz gekleideter und maskierter Personen war in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend vor der Kirche aufmarschiert. Trommeln wurden geschlagen. Fackeln brannten. Am Ende loderte ein Feuer vor der Kirchentür.

Ein buntes Fest für alle Kinder

„Wir lassen uns solche Feste nicht verbieten“, erklärt Ulf Künemund. Der Mitbegründer von „offen, bunt, anders“ stellt klar, dass „das Fest ein buntes Fest für alle Kinder der Stadt“ sein sollte. An die nächtlichen Marschierer, die selbst vor Kirchen nicht mehr Halt machen, hat er nur eine Frage. „Was soll das alles?“

Antworten werden wohl erst einmal ausbleiben. Nicht umsonst wären die Leute nachts und vermummt marschiert. „So etwas ist feige“, meint Gräfenhainichenes Stadtratsvorsitzender Günter Schöley. Bürgermeister Enrico Schilling (beide CDU) hat allerdings Hoffnung, dass der Vorfall ein Nachspiel haben wird. „Es gibt dafür genügend Zeugen. Einige wollen auch bestimmte Personen erkannt haben“, sagt das Stadtoberhaupt. Jetzt müssten alle rechtstaatlichen Mittel zur Anwendung kommen.

Der Nachwuchs feierte ungeachtet der nächtlichen Vorfälle ein buntes Fest ohne Grenzen. Für Luisa Stoier und Vanessa Grunert war es eine willkommene Möglichkeit, Freundschaft zu demonstrieren. „Wir sind beste Freundinnen“, erklärten die Zschornewitzerin und das Mädchen aus Gräfenhainichen. Das bewiesen sie beim Kinderschminken. Jedes Mädchen ließ sich eine Gesichtshälfte bemalen. „Zusammen sind wir eins.“ Ideen mit Pfiff finden die Schülerinnen super.

Mwale und Hamid haben ihre Wurzeln in Afrika. In der Heide sind die Jungen dennoch voll in ihrem Element. Eis schmeckt immer. Schminken geht auch. „Kostet nichts?“. Mwale ist vorsichtig. Die Sorge freilich ist unbegründet. Das Kinderfest war für alle gemacht. „Herkunft und Status spielen bei uns keine Rolle“, betont Ulf Künemund einmal mehr.

Gräfenhainichen ist bunt und offen

Rund um die Gräfenhainichener Stadtkirche tobte das Leben. Kinder konnten mit Quads fahren, ihr Geschick beim Torwandschießen beweisen oder Tiere hautnah erleben. Kaninchen- und Geflügelzüchter waren ebenso vor Ort wie Sänger und Tänzer. Gräfenhainichen ist bunt und offen. Auch das ist eine Botschaft des Tages, der für Kinder Gutes brachte, aber auch der Anstoß für weitere Aktionen sein kann.

Wie schon beim Bürgerfest von „offen, bunt, anders“ im Dezember wurde Kuchen gegen eine Spende serviert. Der Erlös der Aktion soll das Spendenhaus des Bürgervereins füllen und neue Vorhaben realisieren helfen. (mz)