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Abfalldeponie neben Ferropolis? Abfalldeponie neben Ferropolis?: Argumente gegen den Müll von Papenburg

Von Julius Jasper Topp 26.09.2019, 08:14
Geologe Dieter Feldhaus warnt vor möglichen Umweltschäden. Er befürchtet, dass das Grundwasser kontaminiert wird.
Geologe Dieter Feldhaus warnt vor möglichen Umweltschäden. Er befürchtet, dass das Grundwasser kontaminiert wird. Julius Jasper Topp

Jüdenberg - Die Stimmung ist aufgekratzt. Weit mehr Besucher als der Raum im Bürgerhaus in Jüdenberg Stühle hat sind am Montagabend gekommen. Geladen hat die Bürgerinitiative „sauberes Jüdenberg“. Und die will zunächst einmal viele Mitstreiter sammeln - gegen eine geplante Mülldeponie der Klasse I auf dem Gelände des Sandtagebaus Jüdenberg, nur wenige hundert Meter entfernt von der Wohnsiedlung Zschiesewitz auf der einen und dem Gremminer See mit dem Industriedenkmal Ferropolis auf der anderen Seite. Entschieden ist das noch lange nicht. Allerdings, da sind sich die Organisatoren sicher, muss jetzt Widerstand organisiert werden, sonst ist es zu spät.

Initiative tritt zusammen

Zur Initiative gehören unter anderem der ehemalige Chef des Ordnungsamtes der Stadt Gräfenhainichen, Klaus-Peter Mitleger und Dieter Feldhaus, promovierter Geologe und ehemaliger Dezernatsgruppenleiter im Landesamt für Geologie und Bergbau.

Auch die Stadt Gräfenhainichen wehrt sich gegen die Müllkippe - Bauamtsleiter Gordon Kutzke übt deswegen den Schulterschluss mit der Initiative.

Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) sagte der MZ, dass man alles tun wolle, um die Mülldeponie zu verhindern - die stehe den touristischen Entwicklungszielen des Gremminer Sees schließlich komplett entgegen. Die Anwohner wollen die Müllkippe indes nicht, weil sie zusätzlichen Lkw-Verkehr sowie ein Risiko für das Grundwasser bedeutet.

Feldhaus beschrieb zunächst, was aus dem Antrag, den die Papenburg Entsorgung Ost GmbH beim Landkreis eingereicht hat, hervorgeht. Entstehen soll im Laufe der Jahre eine fünf Meter tiefe Grube, in die 30 Meter in die Höhe gestapelte Abfälle gefüllt werden.

Gelagert werden sollen auf etwa 15 Hektar Fläche Bohrabfälle, Asche, Schlacke, Abfälle aus der Erzaufbereitung und aus der Eisen- und Stahlindustrie sowie Filterstäube. „Das sind alles nicht ganz saubere Dinge“, sagt der Geologe.

Dieser Berg soll dann mit einer Deckschicht, die das Wasser abhalten soll, abgedeckt werden. Sieben Millionen Tonnen Abfälle, etwa 300000 Lastwagenladungen, schätzt der Geologe, würden in diesen Berg passen. „Das würde 120 Lkw täglich für die nächsten 30 Jahre bedeuten“, sagt er.

Und: Er befürchtet, dass die Bodenbeschaffenheit nicht das hält, was die angeblich „schöngerechneten“ Pläne der Firma Papenburg versprechen. So sei der in den 1970er Jahren aufgeschüttete Boden, auf dem der Müllberg künftig stehen soll, nicht so stabil, wie die Entwürfe es vermuten ließen.

Ein Absacken und Einreißen der Deckschicht sei wahrscheinlich, was wiederum dazu führen könne, dass deutlich mehr Wasser als veranschlagt von oben eindringen und die giftigen Stoffe aus den Abfällen ins Grundwasser schwämmen könnte.

„Es dauert vielleicht bis zu unseren Kindeskindern, aber dann kommt der Dreck ins Grundwasser“, ruft Dieter Feldhaus. Und dann könnte es durchaus die Trinkwasseraufbereitung in Oranienbaum und auch die Wohnhäuser in Zschiesewitz und Jüdenberg betreffen.

Eigentlich soll der Tonabbau in der Grube noch etwa fünf Jahre laufen, bis die Vorräte zur Neige gehen, so der Geologe. Danach war eine Aufforstung geplant.

Dorf gegen Aktiengesellschaft

Einfach, da ist sich die Bürgerinitiative sicher, wird der Kampf gegen das aktiennotierte Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 600 Millionen Euro nicht. „Da haben Fachleute dran gesessen“, sagt Feldhaus und deutet auf drei prall gefüllte Ordner mit den Planungsunterlagen.

Bauamtsleiter Kutzke ergänzt, dass der Landkreis bereits hat durchblicken lassen, dass die touristischen Pläne, die Stadt, Ferropolis und Blausee GmbH mit dem Gremminer See haben, nicht als Argument gegen die Mülldeponie ausreichen würden.

Stadträte aus Gräfenhainichen und Oranienbaum besuchten die Veranstaltung ebenfalls. Angekündigt wurden Anfragen im Kreistag und an andere Kommunen, die bereits mehr oder weniger erfolgreich gegen ähnliche Projekte gekämpft hatten.

Ein Beispiel steht bei Potsdam, ein anderes bei Bitterfeld. In beiden Fällen hatte sich das Unternehmen am Ende durchsetzen können. „Deswegen müssen wir jetzt fachliche Argumente gegen dieses Projekt finden“, sagt Peter Betz, Vorsitzender des Gräfenhainichener Bauausschusses. (mz)