Wohnungsbaugesellschaft Eisleben Wohnungsbaugesellschaft Eisleben: Neues Konzept statt Abriss

Eisleben - 120 kleine Ein-Raum-Wohnungen je Block; teils schwierige, sozial auffällige Mieter; zunehmender Leerstand - noch vor wenigen Jahren gehörten die sogenannten Mittelganghäuser in der Karl-Wünschmann-Straße 12 und der Kurt-Wein-Straße 9 für die Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Eisleben zu den problematischsten Objekten in ihrem Bestand. „Wir hatten deshalb schon überlegt, ob wir die Kurt-Wein-Straße leerziehen und abreißen“, sagt der Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens, Marc Reichardt. „Jetzt sind wir froh, dass wir das nicht getan haben.“
Die Wohnungsbau-gesellschaft Eisleben ist am 21. Juni 1994 gegründet worden. Sie ist ein Nachfolgeunternehmen des VEB Gebäudewirtschaft. Die zu 100 Prozent kommunale Gesellschaft hat heute knapp 3 000 Wohnungen im Bestand. Seinen Sitz hat das Unternehmen mit 21 Mitarbeitern am Schloßplatz. Die Wobau hat über die Jahre nicht nur die Neu- und Altneubaugebiete umfangreich saniert, sondern auch Einzeldenkmale wie Markt 22 und 33. Herausragend sind auch die neugebauten Petrihöfe. (jm)
Denn mittlerweile hat die Wobau für die beiden Häuser ein spezielles Konzept entwickelt und umgesetzt. Gemeinsam mit dem Eisleber Pflegedienst Scheunert werden im Erdgeschoss sowie zum Teil im ersten Obergeschoss barrierearme Wohnungen für hilfs- und pflegebedürftige Menschen angeboten. Der Pflegedienst spricht potenzielle Interessenten an, die dann jeweils Mietverträge mit der Wobau abschließen. „Die Wohnungsgröße ist ideal für Betreutes Wohnen“, so Reichardt. Es sei auch möglich, Wohnungen zusammenzulegen.
15.000 bis 17.000 Euro pro Wohnung
Das Erdgeschoss und die einzelnen Wohnungen sind komplett umgebaut worden. „Wir haben 15 000 bis 17 000 Euro pro Wohnung investiert“, so Reichardt. Außerdem gibt es nun jeweils einen Gemeinschaftsraum mit einem großen Balkon.
Als erstes ist die Karl-Wünschmann-Straße 12 umgestaltet worden. Hier betreut der Pflegedienst, dessen Mitarbeiterinnen fast rund um die Uhr vor Ort sind, 24 Mieter. „Die Wohnungen waren sehr schnell vermietet“, so Reichardt. Positiver Nebeneffekt: Durch die ständige Anwesenheit des Pflegedienstes sei es insgesamt „viel ruhiger geworden“. „Das Haus hat erheblich an Belegungsqualität gewonnen“, sagt der Geschäftsführer. Statt 32 Wohnungen (2011) würden heute nur noch vier leerstehen. Auf Grund dieser guten Erfahrungen habe sich die Wobau entschlossen, das Konzept auch in der Kurt-Wein-Straße umzusetzen.
Dort sind von den 15 gerade fertiggestellten Wohnungen bereits vier vermietet. „Der Bedarf ist da“, sagt Rosalinde Scheunert, die seit 2005 ihren Pflegedienst betreibt. Die Mieter werden je nach ihrer Pflegestufe betreut. Auf Wunsch sind bis zu vier Mahlzeiten möglich - „wir kochen selbst“, so die Chefin. Auch Spaziergänge werden angeboten. Eine Idee sei noch, eine Grünanlage zwischen den beiden Wohnblöcken einzuzäunen und für die Bewohner zu gestalten. (mz)
