1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Heimatgeschichte: Wo ist der Nachlass des Eisleber Denkmalpflegers Paul Tischer?

Heimatgeschichte Wo ist der Nachlass des Eisleber Denkmalpflegers Paul Tischer?

Als ehrenamtlicher Kreisdenkmalpfleger hat Paul Tischer in Eisleben seine Spuren hinterlassen. Ein Blick auf sein Wirken anlässlich seines 30. Todestages.

Von Burkhard Zemlin 10.03.2024, 15:15
Das Denkmal von Friedrich Koenig in Eisleben
Das Denkmal von Friedrich Koenig in Eisleben (Foto: Lukaschek)

Eisleben/MZ. - Paul Tischer, dessen Todestag sich am 8. März zum 30. Mal jährt, hat als ehrenamtlicher Kreisdenkmalpfleger Spuren hinterlassen in Eisleben. „Ihm ist es mit zu danken, dass der Kamerad Martin, der Lutherwagen, der Marathonläufer, das Friedrich-Koenig-Denkmal und die Postmeilensäulen restauriert und das Neustädter Rathaus von der Abbruchliste gestrichen wurde“, erinnert sich Rosemarie Knape vom Vorstand des Mansfelder Geschichts- und Heimatvereins und hebt hervor: „Sein Hauptwerk ist jedoch die Denkmalliste der Stadt und des Kreises Eisleben.“

Ehrenamtliche Tätigkeit in der Denkmalpflege

Um eine Vorstellung von dem zu bekommen, was damit gemeint ist, muss man wissen, dass Tischer in ungezählten Stunden sämtliche unter Schutz gestellten Objekte im Altkreis Eisleben erfasst, beschrieben, gezeichnet und fotografiert hat.

Damit habe er laut Knape „der Denkmalpflege eine schier unerschöpfliche Quelle für ihre Arbeit hinterlassen.“ Alles ehrenamtlich, versteht sich. Denn Tischer konnte sein Feld erst im Ruhestand so richtig beackern.

Nicht zu vergessen seine frühere Tätigkeit als Bauingenieur, die ihn bereits 1935 ins Bauamt der Lutherstadt führte, wo er Anfang der 1950er Jahre die Arbeiten zur Erweiterung des Kreiskrankenhauses leitete.

Danach war er Kreisbaudirektor in Hettstedt und schließlich Bauleiter im Mansfeld-Kombinat. Mit seinem Namen verbunden sind unter anderem die AWG-Häuser am Ahornweg in Eisleben, die Holzhaus-Siedlung in Helbra-Benndorf und vieles andere mehr.

Baufach von der Pike auf gelernt

Geboren wurde Tischer am 27. Januar 1909 im thüringischen Birgikt bei Saalfeld, wo er das Baufach von der Pike auf erlernte und danach in Oldenburg und Gotha Konstruktion und Statik studierte. Wie es dann dazu kam, dass er 1963 die Aufgaben des „Beauftragten für Denkmalpflege des Kreises Eisleben“ übernahm, ist nicht überliefert.

Wir wissen jedoch, dass ihm die Bewahrung des Erbes ungemein wichtig war. Denn Tischer gehörte einem jener Jahrgänge an, denen das Trauma des Krieges noch in den Knochen steckte. „Was Generationen von Menschen in mühevoller Arbeit aufgebaut haben, das vernichtet der Krieg auf einen Schlag“, so seine Sorge und dass Denkmalpflege nur Sinn habe, wenn der Frieden erhalten bleibt. Das erklärt seine Mahnung an die Jüngeren, dass nichts wichtiger sei als der Frieden.

Projektierungsarbeiten für die Rekonstruktion der Lutherhäuser unterstützt

Die Bewahrung des Erbes – für Paul Tischer sollte es nach Erreichen des Rentenalters zur Lebensaufgabe werden. Und so erfasste er nach und nach sämtliche unter Denkmalschutz stehenden Objekte des Altkreises Eisleben, stellte Urkunden für die Besitzer aus und übernahm gemeinsam mit seinem Stellvertreter Rainer Henning die Kennzeichnung von weit über 150 Objekten im Kreisgebiet.

Überdies unterstützte er vor dem Lutherjahr 1983 die Projektierungsarbeiten für die Rekonstruktion der Lutherhäuser. Kurzum, er war bis ins hohe Alter immer im Gange und sich auch keineswegs zu schade, einen Ferieneinsatz von Schülern zum Säubern der Kronenkirche und ihrer Grüfte zu leiten.

Wo sind die Bilder geblieben?

Erst als die Beine ihm den Dienst versagten, nahm er Abschied von der aktiven Denkmalpflege und hinterließ dem Museum eine Vielzahl Fotos, beispielsweise auch von den verschwundenen Häusern aus dem Bereich der Siebenhitzen, die in den 1970er infolge von Erdsenkungen abgerissen werden mussten.

Heute wäre zu fragen, wo diese und andere Bilder geblieben sind, die bis Anfang der 1990er Jahre in den Museen der Lutherstadt aufbewahrt wurden. Der Heimatforscher Peter Lindner weiß darauf ebenso wenig eine Antwort wie Rainer Henning, der einst mit Tischer zusammengearbeitet hat. Rosemarie Knape, seinerzeit Museumsleiterin, hat ihre Nachforschungen aber noch nicht aufgegeben.

Es sei möglich, dass die Bilder nach Sangerhausen zur Unteren Denkmalschutzbehörde gelangt sein können, denn sie habe seinerzeit, wie sie sagt, den Bestand der damaligen Behörde in Eisleben übergeben müssen.