Vor 20 Jahren Vor 20 Jahren: Als der Lange Heinrich gesprengt wurde

Helbra - Am 8. November 1996 verschwand ein Wahrzeichen des Mansfelder Landes in einer riesigen Staubwolke: der 120 Meter große Lange Heinrich, wie der Schornstein der Rohhütte Helbra vom Volksmund genannt wurde.
Der Sprengung, die ursprünglich schon zwei Jahre früher geplant war, folgten noch erhitzte Diskussionen. Die Mitglieder der Umweltgruppe Helbra reagierten empört, weil sie von dem Vorhaben erst erfahren hatten, als alle Messen bereits gesungen waren und nur noch ein Trümmerberg an den mächtigen Schlot erinnerte.
Bedenken der Umweltschützer stoppen ersten Sprengungstermin
Mehr als zwei Jahre hatte sich die Gruppe mit allen ihr zu Gebote stehenden juristischen Mitteln gegen die Sprengung gewehrt, weil sie es als nicht hinreichend geklärt ansah, ob die in der Schamotteausmauerung des Schornsteins enthaltenen Schadstoffe eine Gesundheitsgefährdung für die im Umkreis lebende Bevölkerung darstellen, wenn sie bei einer Sprengung freigesetzt werden.
Diese Bedenken, die auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz wiederholt geäußert wurden, hatten den Mansfelder Landrat Hans-Peter Sommer am 23. August 1994 bewogen, die Zündung von 71 Kilogramm Sprengstoff noch kurz vor Ultimo zu stoppen und weitere Untersuchungen zu veranlassen.
Dass der Schornstein nach dieser Entscheidung nicht nur ein paar Tage oder Wochen, sondern mehr als zwei Jahre stehen bleiben würde, überraschte dann doch. Ebenso wie die Sprengung, die kurzfristig ohne große Ankündigung erfolgte, um Kritikern gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, sich noch einmal einzumischen.
Walter Klette, ehemals Chefmetallurge im Mansfeld-Kombinat, erinnerte nach dem Abriss in einem „Nachruf“ auf den Langen Heinrich, dass dieser 1956 ursprünglich die Abgase der in Helbra konzipierten Großsinteranlage aufnehmen sollte. Doch danach kam es anders, denn tatsächlich verrichtete der Schornstein laut Klette viele Jahre „nur Nebenarbeiten“.
Lange Heinrich als Schlot für Heißwindanlage genutzt
„Ab 1970 wurde der Lange Heinrich als Schlot für die Heißwindanlage genutzt“, so Klette, der dem Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute, angehört und fügte hinzu: „Erst nach dem Bau der Großbrikettierung 1988 war er für kurze Zeit mit dem beschäftigt, für das er gedacht war. . .“
Mit Sprengung des Langen Heinrich verschwand nicht nur für Klette eine technische Anlage, die überflüssig geworden war, „sondern auch ein markanter Punkt im Gelände, der für viele Menschen über Jahrzehnte weithin sichtbares Symbol ihres Arbeitsplatzes war.“ (mz/bz)