Erste Herausforderung Volkssolidarität Mansfeld-Südharz: Rüdiger Kersting und die Corona-Krise

Eisleben - Die Corona-Pandemie ist die erste große Herausforderung für Rüdiger Kersting in seinem neuen Job. Seit Anfang dieses Jahres ist er Geschäftsführender Vorstand der Volkssolidarität Mansfeld-Südharz. Der 1992 gegründete Kreisverband betreibt zwei Seniorenheime in Helbra (als Gesellschafter einer gemeinnützigen GmbH), 14 Kindertagesstätten und Horte im Mansfelder Land und dem Saalekreis und eine Sozialstation in Eisleben.
Kersting und seine Mitarbeiter müssen nun den Betrieb der Einrichtungen unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Krise organisieren. Während in den Kitas und Horten eine Notbetreuung angeboten wird, läuft der Pflegedienst bislang ohne Einschränkungen weiter. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den beiden Seniorenheimen mit insgesamt 90 Bewohnern. „Zum Glück haben wir bis jetzt keinen Verdachtsfall“, sagt Kersting.
Corona-Krise: Besuchsverbot in den Heimen der Volkssolidarität
Wie in anderen Heimen gilt auch bei der Volkssolidarität ein striktes Besuchsverbot. „Außer dem Pflegepersonal und den Ärzten kommt niemand mehr hinein.“ Für die Einrichtungen gebe es Notfallpläne. Sorge bereitet ihm allerdings der knappe Bestand an Desinfektionsmitteln und Schutzmasken. „Im Ernstfall kann es da eng werden.“
Kersting (60) ist in Westfalen geboren und in Hameln (Niedersachsen) aufgewachsen. Bevor er das Abitur ablegte, lernte er den Beruf des Elektrikers. „Ursprünglich wollte ich Berufsschullehrer für Sport und Wirtschaft werden und habe das auch angefangen zu studieren.“ 1983 war er dafür nach Westberlin gezogen, für ihn damals „eine der spannendsten Städte Deutschlands“.
Rüdiger Kersting: Vom Elektriker in den sozialen Bereich
Über Jobs als Elektriker und Beleuchter sei er dann ins Filmgeschäft reingerutscht. Später sei er persönlicher Betreuer von Schauspielern gewesen, darunter zum Beispiel Peter Falk („Columbo“) und Jürgen Prochnow. „Das war natürlich interessant“, erzählt Kersting. „Aber mir war klar, dass das nicht so weitergehen wird. Deshalb habe ich mir gesagt: Du musst etwas Ordentliches machen.“ Er fing in einer Jugendhilfeeinrichtung an, die erlebnispädagogische Projekte für schwierige Jugendliche organisierte, und studierte parallel Erziehungswissenschaft, Soziologie und Psychologie.
Bis 1998 lebte er in Berlin, eine „unglaublich bereichernde Zeit für mich. Dort fand Geschichte statt.“ Insgesamt 33 Jahre war Kersting in Berlin, Kiel und Nordfriesland bei der Evangelischen Jugendhilfe Rendsburg beschäftigt, einer Einrichtung der Diakonie. Unter anderem lebten er und seine Familie mit Jugendlichen in einer Wohngruppe zusammen. Zuletzt war er 13 Jahre als Bereichsleiter tätig. In dieser Funktion trug er auch wirtschaftliche Verantwortung.
Rüdiger Kersting ist Nachfolger von Michael Piettruschka
Sein Wechsel nach Eisleben hatte private Gründe. Seit 2002 ist Kersting mit einer Sierslebenerin zusammen, seit 2007 sind sie verheiratet. Nachdem das Paar lange Jahre eine Fernbeziehung geführt hat, konnte Kersting dank seiner neuen Stelle nun nach Siersleben ziehen. Bei der Volkssolidarität ist er Nachfolger von Michael Pietruschka, der nach 19 Jahren in den Ruhestand gegangen ist und den Vorsitz des ehrenamtlichen Aufsichtsrats übernommen hat.
„Herr Pietruschka hat mich noch einen Monat eingearbeitet“, sagt Kersting. Dass der Kreisverband wirtschaftlich gesund sei, sei das Lebenswerk seines Vorgängers. Pietruschka und die Kollegen hätten ihn offen empfangen und ihm den Anfang leicht gemacht. „Ich versuche, das Vertrauen in mich zu rechtfertigen.“ Mittlerweile hat er alle Einrichtungen besucht. Bevor Corona dazwischen kam, sei er gerade dabei gewesen, die Ehrenamtlichen kennenzulernen.
Kersting hat auch schon Ideen für neue Projekte. So könne er sich ein betreutes Wohnen für Ältere in Form von Wohngemeinschaften vorstellen. Standort könnte die alte Schule in Helbra sein, die der Kreisverband erworben habe. Außerdem habe er mit dem Jugendamt des Landkreises über eventuelle Angebotslücken bei der Jugendhilfe gesprochen. „Das könnte vielleicht ein weiteres Standbein werden“, so Kersting. „Aber ohne dass wir dabei den etablierten Trägern auf die Füße treten.“ (mz)