Unfall in Amsdorf Unfall in Amsdorf: Ein Riese rutscht ab
amsdorf/MZ - Der Beginn des neuen Jahres wird bei der Romonta GmbH in Amsdorf (Mansfeld-Südharz) von einem Grubenunglück überschattet. Beim weltgrößten Hersteller von Rohmontanwachs sind in der Nacht zum 6. Januar an einer Böschung im südlichen Tagebaubereich erhebliche Erdmassen in Bewegung geraten. Dadurch kam ein Abraumgerät ins Rutschen und wurde verschüttet.
Nach den Worten eines Augenzeugen haben die Bergleute, die in der Nacht zum Dreikönigstag ihre Schicht hatten, plötzlich merkwürdige Geräusche an der Böschung vernommen. „Da haben wir den geordneten Rückzug angetreten“, sagte der Mann am Dienstag der MZ. Kurz darauf rutschte der Hang an der Kippe ab, auf der Abraum aus dem Tagebau abgelagert wurde.
Wie die Geschäftsführung gegenüber der MZ erklärte, sei durch das umsichtige Verhalten der Bergleute bei dem Unglück kein Mensch zu Schaden gekommen. Die Auswirkungen auf die Kohleförderung sind dagegen immens. Der Grubenbetrieb bei Romonta ruht bis auf weiteres. Auch der weithin sichtbare Schornstein des Kraftwerkes, das das fast einhundert Jahre alte Unternehmen mit Strom versorgt, qualmte gestern nicht mehr.
Ein Gutachter soll nun ermitteln, wie es zu der folgenschweren Erdbewegung an der Böschung kommen konnte. Das könne sich über Monate hinziehen, so die Geschäftsführung. Um die Produktion von Rohmontanwachs und den Betrieb des unternehmenseigenen Kraftwerkes aufrechtzuerhalten, braucht Romonta jährlich rund eine halbe Million Tonnen Rohbraunkohle. Bis zu 19 000 Tonnen Rohwachs werden daraus in jedem Jahr hergestellt. Das begehrte Naturprodukt wird vor allem zur Herstellung von Autowachs verwendet.
Nach dem Ausfall der Lieferungen aus dem eigenen Tagebau will Romonta die Kohle vorläufig aus dem sächsischen Tagebau Schleenhain ordern. Sie enthält zwar weniger Bitumen als die Amsdorfer Kohle, doch das sei immer noch besser als gar nichts, so Gottfried-Christoph Wild, einer der beiden Geschäftsführer von Romonta. Im Unternehmen selbst jagte gestern eine Krisensitzung die nächste. Man bemühe sich, so schnell wie möglich wieder die Anlagen anzufahren, so Tom Naundorf, zuständiger Geschäftsführer für Technik.
Wenn der Sachverständige die Bestandsaufnahme abgeschlossen hat, soll mit der Bergung der beschädigten Technik begonnen werden. Wie hoch der Schaden für das Unternehmen sein wird, konnte die Geschäftsführung noch nicht beziffern. Die öffentliche Sicherheit sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen, hieß es. Das betrifft auch die Bahnlinie Halle-Kassel, die am Tagebau vorbeiführt.