Tour entlang der einstigen Stadtmauer
HETTSTEDT/MZ. - Aus Stangerode zum Beispiel waren Renate und Hartmut Freitag gekommen. "Ich habe lange in einem Hüttenbetrieb gearbeitet, aber nie Zeit gefunden, mich näher in Hettstedt umzusehen. Das wollen wir heute nachholen", sagte Hartmut Freitag.
Treffpunkt war der Platz dem Rathaus gegenüber, auf dem, so Spieler, einst das erste Rathaus Hettstedts gestanden hatte. Am 2. September 1950 wurde hier anlässlich 800 Jahren Bergbau im Mansfelder Land das Bergbau- Denkmal eingeweiht und am Rathaus das Mansfeld-Oratorium uraufgeführt. "Hettstedt hat mehr zu bieten als viele andere Städte", erklärte der Ortschronist und gab den Beweis im Rahmen der Wanderung, die den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer nachvollzog.
Drei Stadttore sind wenigstens teilweise noch erhalten: Das Brücktor gegenüber Markt 42, das ehemals von einem Trapezdach gekrönt war, das Saigertor, das bestiegen werden konnte und bis zur Turmkugel eine Höhe von 31 Meter hat, und der sanierte Molmeckturm, Rest des dritten Stadttores, das wegen Straßenbaus 1827 abgerissen wurde.
Ein sehr interessantes Gebäude ist der Kunstzuckerhut "Hinter den Planken." Die Wanderer erfuhren, dass die eigenartig geformte Spitze dem Turm seinen Namen gab. Die Form war gewählt worden, um bei notwendiger Verteidigung feindliche Geschosse abprallen zu lassen. Dieser Turm stand hinter dem hölzernen Wehrgang, der aus Holzplanken bestand, daher der Straßenname.
Kaum einem der Teilnehmer war bekannt, dass es in Hettstedt einst ein Karmeliterkloster gab, dessen Reste in der Hadebornstraße vorhanden sind. 1452 gegründet, brannte es 1517 ab, wurde wieder aufgebaut und am 3. Mai 1523 im Bauernkrieg zerstört. Der letzte Prior wusste sich zu helfen: Da er kein Kloster mehr hatte, wurde Johannes Glockmann zum ersten Marktmeister der Stadt.
Am 2. Juli 1046 wurde Hettstedt erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt, ab 1283 wurde es Stadt genannt. Zweimal ist es bis auf wenige Häuser abgebrannt: am 10. Mai 1627 und am 10. Mai 1697. Am 11. April 1945 richteten Bomben große Schäden auf dem Markt an. Beim Rundgang erfuhren die Teilnehmer, dass die St. Jakobi-Kirche auf dem Fundament einer Vorgängerkirche von 1418 bis 1519 als katholische Kirche erbaut wurde.
Seit es 1529 den ersten evangelischen Gottesdienst in St. Jakobi gab, ist sie evangelisch. Bis 1902 gab es im Turm eine Türmerwohnung, der Türmer hatte die Aufgabe, Feinde oder Brände zu melden.
Von da war der Weg der 1100 Meter langen Wanderung nicht mehr weit bis zur Alten Druckerei Heise und endete am Brauhaus, das seit 1434 Sitz der Braukommune ist, dem ältesten Verein der Stadt. "Das war eine interessante Wanderung, man hat sehr viel erfahren. Schön wäre es, könnte man das alles so nachlesen, wie wir es heute erlebt haben", sagte Inge Lautenschläger aus Wippra. Laut Otto Spieler ist eine zweite Führung geplant, bei der es um die Bergbaugeschichte geht.