Tour durchs Reich von Kim Jong Un Tour durchs Reich von Kim Jong Un: Tramper Gregor Majewski reist durch Nordkorea

Eisleben - Es gibt nicht mehr allzu viele weiße Flecken auf der persönlichen Weltkarte von Gregor Majewski. Der 43-jährige Eisleber geht seit seiner Schulzeit auf Tramp-Touren und hat mittlerweile fast 140 Länder auf diese Weise bereist.
Mehrere hunderttausend Kilometer hat Majewski per Anhalter durch Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Australien zurückgelegt. Um sein jüngstes Ziel zu erreichen, musste er allerdings einen Zug nehmen: Denn Majewski ist in Nordkorea unterwegs gewesen - und dort ist es ausgeschlossen, auf eigene Faust zu reisen.
Warum Nordkorea? „Ich hatte mir das schon länger überlegt“, sagt der Eisleber. „Es reizt mich, vergängliche Orte zu besuchen. Orte, die sich in den nächsten Jahren verändern werden.“ Und Nordkorea werde es in zehn Jahren so nicht mehr geben. „Das Land ist wirtschaftlich am Ende“, so Majewski.
Gestartet ist er wie immer kurz nach Neujahr. Sein Job als freiberuflicher Lehrer für Musik und Physik erlaubt es ihm, die ersten vier bis fünf Monate im Jahr unterwegs zu sein. Wobei es ihm nicht darum geht, Tramp-Rekorde aufzustellen. Sondern darum, andere Länder und ihre Menschen kennenzulernen. Seine Erfahrung dabei: „Es geht immer weiter.“ Überall gebe es freundliche und hilfsbereite Leute. Und etwas Schlimmes sei ihm in all den Jahren noch nie passiert.
Durch Polen, Weißrussland, Russland und Kasachstan bis China
Die erste Etappe stellte zunächst keine große Herausforderung dar. Von Eisleben trampte Majewski durch Polen, Weißrussland, Russland und Kasachstan. An der chinesischen Grenze gab es dann allerdings Probleme. „Sie wollten mich nicht reinlassen“, erzählt er. Warum, das sei ihm nicht erklärt worden. Was freilich auch an der schwierigen Verständigung lag. „Sie haben noch schlechter Russisch gesprochen als ich.“ Er sei verhört und eine Nacht unter Arrest gestellt worden.
Schließlich sei ihm die Einreise doch erlaubt worden. „Ich bin schon dreimal in China gewesen. So etwas hatte ich noch nicht erlebt.“ Das Trampen nach Peking sei allerdings nicht einfach. „Man kann mit keinem reden, weil niemand Englisch spricht“, so Majewski. „Aber man kommt immer durch.“
In Peking stieg er in einen Nachtzug in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. „Die Reise muss man vorher komplett buchen. Dafür gibt es Reiseveranstalter.“ Während die meisten Touristen in Gruppen reisen, sei er allein gewesen. Natürlich nicht ganz allein: „Ich hatte zwei Begleiter und ein Auto mit Fahrer.“ Die Reiseführer hätten sehr gut Deutsch gesprochen. Ohne die Begleiter dürfe man das Hotel nicht verlassen. „Sie haben zwar nicht gesagt, was passiert, wenn man es doch machen würde. Aber irgendwie war klar, dass man das lieber nicht ausprobieren sollte.“
Mangel macht aus Nordkorea ein sehr ökologisches Land
„Sie haben mir für jeden Tag ein Programm vorgeschlagen.“ Manchmal habe er ein Ziel abgelehnt. „Dann hatten sie ein Problem, weil sie mich den ganzen Tag beschäftigen mussten.“ Dabei seien die Begleiter aber immer freundlich geblieben und hätten nie die Fassung verloren. Bis auf eine Diskussion mit Studenten, in der Majewski sagte: „Ich habe noch kein Land erlebt, das so unfrei sei. Eure Führer müssen ja große Angst haben.“ Diese Äußerungen hätten seine Begleiter sehr aufgebracht.
Die Hauptstadt sei eine monumentale sozialistische Großstadt mit teils „futuristischen“ Straßenzügen. Dort gehe es den Leuten besser, als er gedacht habe. „Auf dem Land sieht es dagegen zum Teil erbärmlich aus.“ Kontakt zu Einheimischen sei kaum möglich. „Man soll sie auch nicht fotografieren.“
Insgesamt sei Nordkorea „eine absolute Reiseempfehlung“, so der Eisleber, eine „Parallelwelt“. „Es gibt kein Internet, kaum Autos und auch kein Verpackungsmaterial. Aus dem Mangel heraus ist es ein sehr ökologisches Land“, so Majewski. „Manches ist so extrem, wie man es sich nicht vorstellen kann.“ Nach neun Tagen Nordkorea fuhr er zurück nach Peking und von dort über Hongkong, Taiwan und Papua-Neuguinea nach Neuseeland. „Es wird komplizierter, neue Ziele zu finden“, sagt er. „Ich war zum Beispiel noch nicht in Syrien, Saudi-Arabien, Libanon oder im Jemen. Das sind aber alles Länder, in die man einfach nicht reinkommt.“ Wobei es bis zum letzten Jahr für ihn sogar noch einen weißen Fleck in Europa gab. „Ich bin zum ersten Mal in Island gewesen.“
Am 4. Juli, 17.30 Uhr, hält Majewski im Eisleber Hotel „Graf von Mansfeld“ einen Vortrag über eine Indien-Tour. Über seine Nordkorea-Reise wird er am 17. September in Aschersleben und am 7. Oktober in Lochwitz berichten. (mz)
