Theater Eisleben Theater Eisleben: Premiere von "Der zerbrochne Krug"

Eisleben - Das Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ gehört zu Heinrich von Kleists bekanntesten Werken. 1808 am Hoftheater in Weimar uraufgeführt, hat es bis heute nichts an gesellschaftlicher Aktualität und Biss verloren. Das zeigt auch die neue Inszenierung des Kulturwerks Mansfeld-Südharz, die am Sonnabend im Eisleber Theater Premiere hatte.
Das Stück führt die Besucher in eine Verhandlung in das fiktive niederländische Dörfchen Huisum anno 1685, wo ein Richter mit dem so unschuldigen Namen Adam Recht spricht. Und dabei geht es nicht nur um den zerbrochenen Krug von Frau Marthe Rull, sondern auch um den Ruf ihrer Tochter Eve, um Schuld oder Unschuld von Ruprecht und die Glaubwürdigkeit des Gerichts. Für Dorfrichter Adam alles kein Problem - eine Ausrede hier, eine Bestechung da; er lügt sich eloquent durchs Leben.
Aber an diesem Tag muss er wissentlich über sich selbst richten, und dann erscheint auch noch unangemeldet Gerichtsrat Walther aus Utrecht, um die Gerichtskassen und die Akten zu prüfen…
Michael Günther brilliert
Dominierend in der Aufführung des Eisleber Theaters ist Michael Günther. Von der ersten bis zur letzten Sekunde auf der Bühne präsent, verleiht er dem korrupten Dorfrichter Adam sein zwielichtiges Gesicht. Überzeugend arbeitet Günther die charakterlichen Facetten Adams heraus, sei es dessen Schlitzohrigkeit oder die Fähigkeit, offensichtliche Tatsachen in einem völlig anderen Licht darzustellen. Er droht und versucht zu manipulieren, aber alles mit einem gewissen Charme.
Die Bälle werden ihm geschickt von Oliver Beck als Gerichtsrat Walter zugespielt. Patrick Oliver Schulz, der Mann mit der markanten Sprechstimme, die unglaublich an den jungen Ilja Richter erinnert, ist in der Rolle des Büttels fast zum Schweigen verurteilt. Er füllt diese Nebenrolle jedoch überzeugend aus: Es gelingt ihm, seine eigene Persönlichkeit völlig hinter der Rolle verschwinden zu lassen und in der Darstellung von scharf beobachteten Details in den Bewegungs- und Verhaltensabläufen des einfältigen Knechts eine hohe Bühnenpräsenz zu erreichen.
In der Inszenierung von Martina Bode spielen Annette Baldin, Michaela Dazian, Almut Liedke, Oliver Beck, Michael Günther, Christian Hellrigl, Markus Lingstädt, Patrick Oliver Schulz und Christopher Wartig. Die nächsten Vorstellungen sind am 17. Oktober, 13. November und 19. Dezember, jeweils 19.30 Uhr.
Karten gibt es in der Theaterkasse, Hallesche Straße 15, Telefon 03475/60 20 70, E-Mail: [email protected].
Überzeugender Bühnenbau
Auch diesmal hat sich die Zusammenarbeit von Regisseurin Martina Bode und Ausstatter Peer Palmowski bewährt. Da die Handlung kurzerhand in einen Stall verlegt wurde, hat man die Bühne mittels riesiger halbdurchlässiger Bretterwände in Stallbuchten unterteilt - ein „Wink mit dem Zaunpfahl“ auf Richter Adams „Schweinereien“. Interessante Beleuchtungsvariationen tun ein Übriges, um dem Auge des Besuchers die Illusion von Raum und Weite zu schaffen. Und der imaginäre Stall ist sogar mit echtem Stroh eingestreut.
Die Zuschauer zeigten sich von der Premiere beeindruckt. Dies äußert sich freilich nicht in euphorischer Begeisterung oder frenetischem Applaus. In diesem Fall ist es der respektvolle Beifall eines ergriffenen Publikums. Eine Besucherin erklärt das so: „Heutzutage ist es eigentlich genau wie im Stück: die Intrigen, eine Hand wäscht die andere. Die Menschen ändern sich nicht. Ich konnte zum Schluss gar nicht richtig klatschen und lachen, denn es ist zu real.“ Susanne Bonk aus Benndorf sagte: „Ich fand es toll, wie die wenigen Schauspieler das Stück ausgefüllt haben. Man konnte ihnen ihre Rollen wirklich abnehmen.“ (mz)