Taufzentrum in Eisleben?
Eisleben/MZ. - Zweites Thema war die Gestaltung und Nutzung des Gartens am Alten Vikariat.
Eine Aktion in der Lutherstraße 6 / 7 bildete den Auftakt des Workshops: Auf der künftigen Lutherweg-Station "Luther und die deutsche Sprache" wurden einige von insgesamt mehr als 220 Ohrenweiden gepflanzt. Die Bäume sind Teil der "Ohrenweide", eines "flüsternden Gartens", wie das Berliner "atelier le balto" sein Projekt nennt. Installiert werden noch zehn Röhren, aus denen die Besucher dann zu bestimmten Zeiten gesprochene und gesungene Luther-Worte hören können - mit den Stimmen von vier Schauspielern der Landesbühne sowie Pfarrer Scott Moore und Kantor Thomas Ennenbach. Die Ohrenweiden seien sehr pflegeleicht, sagte Marc Pouzol vom atelier le balto, sie müssten lediglich einmal im Jahr geschnitten werden. Die Bewässerung übernehme eine automatische Anlage.
Teilnehmer des Workshops waren Vertreter des Iba-Büros, der Stadtverwaltung, der Stiftung Luthergedenkstätten und der Kirche sowie Stadtplaner, Architekten und Denkmalpfleger. Je eine Gruppe beschäftigte sich mit der Petrikirche und dem Vikariatsgarten. Für die Petrikirche gehe es vor allem darum, Ideen für eine ergänzende Nutzung zu entwickeln, so Sonja Beeck vom Iba-Büro. Denn die Gewährung von Fördermitteln für Sanierung und Umbau sei an ein tragfähiges und zukunftsorientiertes Nutzungskonzept gebunden. "Ein ökumenisches Taufzentrum wäre großartig für Eisleben", so Beeck. Die Idee gehe auf die Tatsache zurück, dass Eisleben mit der Taufe Martin Luthers über ein "Alleinstellungsmerkmal" gegenüber allen anderen Lutherstädten verfüge. "Luther ist eben nur hier getauft worden." Träger eines solchen Taufzentrums könnte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sein. "Der ökumenische Gedanke ist dabei sehr wichtig." Das Taufzentrum solle zum einen ein spiritueller Ort sein, aber zum Beispiel auch für Tagungen und Konzerte genutzt werden können. Dies würde freilich einige Umbauten erfordern, möglicherweise unter Einbeziehung von Nachbargebäuden. "Das alles genauer zu untersuchen, wird die Arbeit der nächsten Monate sein", sagte Beeck.
Zum Vikariatsgarten, dem zweiten Workshop-Thema, stellte Iris Reuther vom Leipziger Büro für urbane Projekte fest, es handele sich um einen "verwunschenen Ort mitten in der Stadt". "Diese Aura sollte erhalten und gleichzeitig der Garten nutzbar gemacht werden." Die Ruine des Vikariats solle gesichert und eventuell durch einen kleinen Neubau ergänzt werden. Die Ideen für die Gestaltung und Nutzung des Gartens reichten von einer Weinlaube für Feste über einen "Märchengarten" oder einen "Garten der Jahreszeiten" bis zu einem "Stadtbalkon" oder "Lustgarten" mit Liegestühlen oder Schaukeln für Erwachsene.
Bürgermeisterin Jutta Fischer dankte den Teilnehmern für die "konstruktive Zusammenarbeit". "Es hat viel Spaß gemacht, und wir haben viel geschafft", so Fischer, die selbst in der Vikariatsgarten-Gruppe mitgearbeitet hatte.