1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Stollen selber backen: Stollen selber backen: MZ-Leser verraten ihr Geheimrezept

Stollen selber backen Stollen selber backen: MZ-Leser verraten ihr Geheimrezept

Von Tina Schwarz 28.11.2018, 10:58
Der Stollen von Christiane Tetzel wird ohne Form gebacken.
Der Stollen von Christiane Tetzel wird ohne Form gebacken. Tetzel

Eisleben - „Wenn sich der Duft der warmen Stolle im ganzen Haus verbreitet, wird bei uns zuhause die Weihnachtszeit eingeläutet“, sagt Christiane Tetzel aus der Seegebietsgemeinde.

Für die 39-Jährige war am Sonntag ihr traditioneller „Backtag“. Sie bereitet seit vielen Jahren immer am Wochenende vor dem ersten Advent ihre Butterstollen zu - natürlich nach einem sehr alten Familienrezept.

„Es ist uralt“, sagt Christiane Tetzel. „Das Rezept hat schon meine Oma väterlicherseits gebacken“, fügt sie hinzu. Auch ihre Mutter hat die Tradition weitergeführt.

Stollen backen zu DDR-Zeiten

Damals lief die Zubereitung aber noch etwas anders ab als heute, erinnert sich die gebürtige Eisleberin. „Meine Eltern haben zu DDR-Zeiten den fertigen Teig vormittags noch direkt beim Bäcker Franke in der Rammtorstraße in Eisleben abgeben“, erzählt sie. Am Nachmittag holten sie die warmen Stollen wieder ab.

Für die Quarkstolle von Vera Gutenmorgen wird benötigt: 500 Gramm Mehl, 250 Gramm Quark, 250 Gramm Butterschmalz, 250 Gramm Zucker, 250 Gramm Sultaninen, zwei bis drei bittere Mandeln, 30 Gramm Zitronat, ein Ei, ein Schuss Rum, ein Päckchen Backpulver, ein Päckchen Vanillesoßenpulver und Milch.

Das Mehl in die Schüssel sieben, Vanillesoßenpulver mit vier Esslöffeln Milch und Ei dazugeben. Zusammen mit Zucker, Zitronat, gehackten Mandeln, Sultaninen und Butterschmalz zu einem festen Teig kneten. Zur Stolle formen und 80 Minuten backen. Die warme Stolle mit zerlassener Butter bestreichen und Puderzucker darüber streuen.

Die zweifache Mutter bäckt meist am letzten Samstag oder auch am Sonntag vor dem ersten Advent. „Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung meines Mannes und meiner zwei Kinder“, verrät sie.

Schon am Tag vorher stellt sie alle Zutaten in ihrer Küche bereit, so dass sie dann am nächsten Tag zeitig mit dem Teig starten kann. „Die Hefe braucht ja schließlich Zeit zum Gehen“, sagt sie.

Die Zutaten aus der Apotheke

Danach werden die Zutaten wie Rosinen, Zitronat, Mandeln und Butter nach und nach vermengt. Eine der wichtigsten Zutaten in dem geheimen Familienrezept von Christiane Tetzel sind die bitteren Mandeln.

„Diese gibt es lustigerweise auch nur in der Apotheke“, erzählt Tetzel, selbst Inhaberin einer Apotheke in Hedersleben.

Anschließend wird der Teig von ihr noch in echter Handarbeit geknetet. „Danach muss man ihn aber nochmals gut gehen lassen“, sagt sie.

Alle Stücke werden nach und nach einzeln im Ofen ausgebacken. Sechs Stollen mit jeweils drei Pfund hat sie am Sonntag aus dem Teig herausbekommen.

„Solange sie dann noch warm sind, bestreiche ich sie mit flüssiger Butter. Und zum Abschluss kommt noch Puderzucker drauf.“

Dresdener Stollen ab dem Totensonntag

Zwei Wochen sollen die Stollen dann eigentlich ruhen. „Doch so lange überleben sie bei uns meistens nicht“, sagt sie und lacht. Schließlich würden nicht nur die Familie, sondern auch Kollegen mit der weihnachtlichen Köstlichkeit bedacht.

Nach Totensonntag ihren „Dresdener Stollen“ zu backen, hat auch bei Roswitha Olesch aus Bischofrode schon viele Jahre Tradition. Auch sie erinnert sich noch, dass ihre Mutter den Teig noch extra zum Bäcker bringen musste.

„Danach hat sie die fertigen Stollen unter Aufbietung all ihrer Kräfte mit einem Kuchenbrett nach Hause getragen“, erzählt Olesch weiter. Heute sei das Backen aber bequemer geworden: „Statt Rindertalg, den man raspeln musste, nimmt man Butter und die Sultaninen sind heute weitgehend entstielt“, vergleicht sie. Früher mussten die Stielchen nämlich erst noch entfernt werden. „Das war sehr zeitraubend.“

Für Roswitha Olesch ist das alljährliche Backen des Stollens eine Wohltat. „Wenn dieses wunderbare Aroma durch die Wohnung zieht, lohnt es sich schon allein deswegen, die Stollen selbst zu backen“, sagt sie.

„Eines meiner Kind liebt meinen Stollen sogar so sehr, dass es sich schon einmal welchen zum Geburtstag gewünscht und natürlich auch bekommen hat“, verrät sie. „Und das ausgerechnet im Juni.“

Christstollen hält mehrere Monate

Auch jedes Kind von Vera Gutenmorgen aus Sylda bekommt jedes Jahr einen selbst gebackenen Quarkstollen von ihr. „Sie kriegen ihn dann direkt zu Weihnachten“, erzählt sie. „Der Stollen schmeckt herrlich und hält sich auch ein paar Monate“, fügt die 83-Jährige hinzu.

Das Rezept stammt noch von ihrer Mutter. „Sie hat es von einer Reise an die Ostsee mitgebracht“, erinnert sie sich. „Das muss so 1973 oder 1974 gewesen sein.“

Gefunden hatte sie es damals in einer Zeitschrift und hat es gleich abgeschrieben und seitdem immer gebacken, sagt Vera Gutenmorgen. „Seitdem gehört das Rezept an Weihnachten zur Tradition unserer Familie.“

(mz)