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Steinmetzbetrieb aus Eisleben Steinmetzbetrieb aus Eisleben: Dank DDR-Tafelwerk zu neuer Sonnenuhr

Von Jörg Müller 21.06.2017, 08:52
Uwe-Sven Prudlik hat mit seinem Schwiegervater eine neue Säulen-Sonnenuhr gebaut.
Uwe-Sven Prudlik hat mit seinem Schwiegervater eine neue Säulen-Sonnenuhr gebaut. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Angefangen hat alles vor mehr als 20 Jahren mit einem schweren Arbeitsunfall. Steinmetzmeister Richard Kieselbach musste damals lange im Krankenhaus liegen, und „in dieser Zeit hat er seine erste Sonnenuhr entworfen“, erzählt sein Schwiegersohn Uwe-Sven Prudlik. Der 50-Jährige ist ebenfalls Steinmetz- und Steinbildhauermeister und arbeitet seit vielen Jahren in der Firma, deren Inhaberin seit 2009 seine Frau Katrin Kieselbach-Prudlik (45) ist. Prudlik teilt die Begeisterung seines heute 74-jährigen Schwiegervaters für besondere Sonnenuhren - circa zehn sind mittlerweile entstanden. Jetzt haben die beiden nach jahrelanger Arbeit ein weiteres ungewöhnliches Exemplar fertiggestellt: eine drehbare Säulen-Sonnenuhr, die nun neben anderen auf dem Firmengelände steht.

Die Konstruktion und die Gestaltung haben Prudlik und Kieselbach selbst entworfen. „Dafür sind viele Berechnungen notwendig“, sagt Prudlik, der statt eines Computerprogramms auf sein altes DDR-Tafelwerk zurückgreift. Wie er erklärt, sei das Besondere an der neuen Sonnenuhr, dass ein sogenannter Schattenstab auf das jeweilige Datum eingestellt wird. Die Säule wird dann so gedreht, dass der Schatten genau senkrecht fällt. Abgelesen werden könen nicht nur die Mitteleuropäische Zeit und die Weltzeit, sondern auch die „Wahre Ortszeit“, die dem Standort entspricht. „Die Sonnenuhr ist für unseren Breitengrad berechnet“, so Prudlik. „In München zum Beispiel würde sie nicht funktionieren.“

Der Globus, dessen Oberfläche plastisch gearbeitet ist, zeigt an, wo auf der Welt gerade Tag und Nacht ist. Zudem lassen sich die jahreszeitlich wechselnden Sonnenstände und die Mondphasen verfolgen. Auch die Tierkreiszeichen sind abgebildet sowie ausgewählte Städte auf der Welt mit der jeweiligen Zeitverschiebung.

Gefertigt sind der Globus, die Säule und der Fuß aus Bianco Sardo, einem italienischen Granit. „Das ist klassische Handwerksarbeit mit Hammer und Meißel“, so Prudlik. Sein Schwiegervater, der in Kleinjena (bei Naumburg) lebt, hat dort eine kleine Werkstatt. Die Wasser- und Landflächen auf dem Globus sind farblich erkennbar. Linien wurden mittels Sandstrahl gezogen. „Wir haben dafür extra eine Sandstrahlkabine gebaut.“ Die Edelstahl-Bauteile hat die Firma AWT Umweltechnik Eisleben gefertigt. „Die Beschriftung mit dem Laser haben wir selbst gemacht“, so der Steinmetzmeister.

Sonnenuhren auf Rügen und in Kleinjena

Der Steinmetzbetrieb wurde 1982 von Richard Kieselbach in Halle gegründet. Nach der Wende wurde das gepachtete Firmengrundstück am Südfriedhof an eine Erbengemeinschaft rückübertragen. Richard Kieselbach musste sich neu orientierten und siedelte sich 1995 in der Halleschen Straße in Eisleben an. Seit 2009 führt seine Tochter Katrin Kieselbach-Prudlik, eine gelernte Wirtschaftskauffrau, die Firma. Ihr Mann Uwe-Sven Prudlik ist ausgebildeter Zimmermann und hat im Betrieb noch das Steinmetzhandwerk erlernt. 2008 legte er die Meisterprüfung als Steinmetz/Steinbildhauer ab. Sonnenuhren, die Kieselbach und Prudlik gebaut haben, stehen unter anderem in Altefähr (Rügen), Ellerhoop (Schleswig-Holstein) und Kleinjena (Burgenlandkreis), wo ein Planetenweg geplant ist. „Mein Traum ist, an der Fassade unseres Hauses eine große Sonnenuhr zu bauen“, sagt Prudlik. (mz)