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Für 15 Millionen Euro Schloss Seeburg am Süßen See steht wieder zum Verkauf

Von Jörg Müller 01.12.2018, 14:57
Das Renaissance-Schloss am Süßen See in Seeburg steht zum größten Teil leer.
Das Renaissance-Schloss am Süßen See in Seeburg steht zum größten Teil leer. Jürgen Lukaschek

Seeburg - „Wenn alles gut geht, können wir bald mit den Bauarbeiten anfangen.“ Es seien bereits Fördermittel für die Sanierung des Dachs beantragt worden. Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass Eugenia Matthes, Projektleiterin bei der Air Vega Germany, gegenüber der MZ große Pläne für das Schloss Seeburg verkündet hat.

Doch an den Plänen war offenbar nichts dran, wie sich jetzt zeigt: Die bulgarischen Eigentümer wollen das denkmalgeschützte Schloss schon wieder verkaufen. Auf einem Immobilienportal im Internet wird es unter der Überschrift „Altes malerisches Schloss auf großem Grundstück für Investoren“ angeboten - zum Kaufpreis von 1,48 Millionen Euro.

Die Air Vega Germany, die zu einer großen bulgarischen Frachtfluggesellschaft gehört, hatte die Immobilie bei einer Auktion im Mai 2017 für 600.000 Euro ersteigert.

Besitzer: Sind auf unvorhersehbare Hindernisse gestoßen

Zu den Gründen für die plötzliche Kehrtwende sagte Projektleiterin Matthes: „Wir sind auf Hindernisse gestoßen, die nicht vorhersehbar waren.“ Deshalb habe die Geschäftsführung kurzfristig entschieden, das Schloss zu verkaufen. Auf die Frage, was für Hindernisse das gewesen seien, antwortete Matthes, dazu könne sie nichts sagen.

„Es ist auch für uns traurig. Wir hatten große Pläne, wir wollten das gesamte Areal entwickeln“, so die Projektleiterin. „Das hat sich aber als sehr schwierig erwiesen.“ Öffentlich hatten sich die Eigentümer zu ihrem Konzept allerdings bislang bedeckt gehalten.

Bürgermeister enttäuscht von Verkaufsplänen für Schloss Seeburg

„Wir hatten gehofft, dass es jetzt endlich mit dem Schloss vorangeht“, sagte der stellvertretende Bürgermeister der Seegebietsgemeinde, Martin Blümel. Die Vorstellungen der Eigentümer zur Nutzung seien gut gewesen. „Sie haben auch einen ernsthaften Eindruck gemacht.“ Umso verwunderlicher sei es, dass das Schloss nun zum Kauf angeboten wird, so Blümel. „Und das zu dem Preis.“ Man müsse jetzt abwarten, wie es weitergehe.

Winzer Rainer Strohm, der seit 2006 sein Weingut auf dem Schlossgelände betreibt, sagte der MZ, die neue Entwicklung habe ihn nicht überrascht. Er traue sich zu, Leute ein bisschen einschätzen zu können. „Ich habe mir gleich gedacht, dass das nur Investoren sind.“

Winzer Strohm: Irgendwann fällt Schloss Seeburg in sich zusammen

Der Winzer hatte von den neuen Eigentümern eine Kündigung zu Ende März kommenden Jahres erhalten. Er werde jetzt einfach abwarten, wie sich die Sache weiter entwickelt. „Es ist natürlich nur sehr schade um das Schloss“, sagte Strohm. „Ich befürchte, dass es darauf hinausläuft, dass es irgendwann zusammenfällt.“ Das durch den Sturm „Friederike“ Anfang des Jahres beschädigte Dach sei bis jetzt auch noch nicht repariert worden.

Auch der Seeburger Ortsbürgermeister, Günther Saken, ist „sauer“, wie er der MZ sagte. „Es ist unglaublich, was mit dem Schloss seit 25 Jahren für Schindluder getrieben wird“, so Saken. „Die Verantwortung für die ganze Misere liegt bei der Treuhand, die das Schloss damals ohne jede Bedingung verkauft hat.“

Schloss Seeburg seit der Wende ohne Konzept

Dies habe den Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Hoffnung setzt Saken auf die neue Schlösser-Stiftung, die die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Beteiligung des Bundes gründen wollen. „Denn solange das Schloss in privater Hand ist, wird das nichts.“

Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Berufsschule und Lehrlingswohnheim des Volkseigenen Gutes sowie als Jugendherberge genutzt. 1998 erwarben drei Architekten aus Weinheim die Anlage.

Ihre Pläne, Eigentumswohnungen und ein Hotel einzurichten, gingen aber nicht auf. 2014 verkauften sie den Witwenturm und die Schlosskirche an ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen. 2017 trennten sie sich dann auch von dem übrigen Schloss-Ensemble.

(mz)