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Pro und Contra einer Zweierbeziehung

Von GUDRUN RIEDEL 09.03.2009, 17:09

EISLEBEN/MZ. - Denn das, was vor dem zahlreichen Publikum über den Bühnenrand aufs Publikum losgelassen wurde, war Kleinkunst allerbester Sorte.

Kalauernde Weggefährten

Unter dem Motto "Gemeinsam sind wir schwächer" trumpften zwei langjährig zusammen kalauernde kabarettistische Weggefährten auf, denen in der Paarbeziehung Mann-Frau nichts heilig war: Barbara Trommer vom Schauspielhaus Leipzig und ihr Partner Gunter Böhnke, freiberuflicher Kabarettist aus Dresden.

Barbara Trommer (62) ist mit über 40-jähriger Bühnenerfahrung im Ensemble jene, die mit Sachverstand und ganz viel Liebe für sprachliche Feinfühligkeit ihre Rollen ausführt und deshalb zurecht umjubelt wird.

Der solistisch Kabarett- und Schauspiel erfahrene Dresdner Gunter Böhnke (65) war in seiner Jugend nicht nur begeisterter Fußballer bei "Chemie Radebeul", mehr noch kennt ihn die Fachwelt als Mitbegründer der "academixer" und der berühmten "Leipziger Peffermühle", auch als Texter und Regisseur. Nun erlebten wieder einmal die Eisleber Theaterfreunde diese beiden in einem Gastspiel in der Landesbühne.

Herrlich komisch und originell das Thema "Gemeinsam sind wir schwächer." Sind wir nicht eigentlich gemeinsam stärker? Schon im Titel war die Brisanz verpackt: Ein Mann und eine Frau ergeben zwei Menschen von meist unterschiedlichem Äußerem, unterschiedlichen Ansichten und Gefühlswelten.

So war inhaltlich bereits programmiert, dass die so sprichwörtliche Zweierbeziehung eines Mannes und einer Frau aus vielschichtigen Perspektiven über 100 Minuten lang mit viel Pro und Contra beleuchtet wurde. Wie das sprachlich und darstellerisch gemacht wurde, war Kabarett mit Herz und Verstand vom gemeinsamen Liedgesang mit dem Publikum bis zum Mitklatschen.

Der Zuhörer hatte stets das große Vergnügen und genoss es sichtlich zur Kenntnis zu nehmen, wie unterschiedlich die Wirklichkeit im Zusammenleben von Paaren im Laufe der Jahre doch erlebt und beschrieben wird. Und das Sprichwörtliche "wies da drinnen aussieht, geht keinen was an" unter Eheleuten oft rücksichtsvoll verschwiegen, wurde in einer Art und Weise offen gelegt, deren Wahrheit und Ehrlichkeit berührte und nachdenklich stimmte, weiß man doch, dass die Wahrheit, auch unter Eheleuten, sehr wehtun kann. Dabei ließen beide Akteure Dornröschen mit neuen frechen und frivolen Texten zu Wort kommen, verhandelten über Gene im menschlichen Körper, gaben Ratschläge über Lebensverrichtungen und kamen doch immer wieder zu dem Schluss "Was wäre wenn..."

Einfühlsame Begleitung

Ja, was heißt das bei Trommer und Böhnke im Klartext: "Was wäre wenn, wenn Gott eine Frau wäre..., wenn die Frau arbeiten geht und der Mann die Wirtschaft macht..., wenn der Gartenzwerg im Bett verweilt anstelle des Mannes ... und wenn die Demokratie zum hausgemachten Problem wird, ... wenn wir alt werden und nicht mehr können, oder wenn am Anfang die Liebe groß war und der Sex Spaß gemacht hat, mein Gott, was bleibt nach Jahren fürs Heute?"

Es war ein stimmungsvoller Abend, der viele Lacher und zustimmende Begeisterung produzierte. Die lebensnahen Texte und deren Interpretation durch die erfrischende Paar-Spiel-Weise, die herrlichen Gesten und die schuldig-unschuldige Mimik Böhnkes, gepaart mit seinem so herrlichen Dresdner Sächsisch, vereinten sich zu einem homogenen Genuss sondergleichen.

Die musikalische Begleitung des Abends lag in den Händen des Rainer-Voitel-Trios. Mit Piano, Bass, Drums und einem ausgesprochen feinem Gespür für einfühlsame Begleitung der Kabarettisten, aber auch mit ihren instrumentalen Solotiteln waren sie kongeniale Mitgestalter eines erlebnisreichen Theaterabends.