1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Patientin mit Blasenschrittmacher: Patientin mit Blasenschrittmacher: "Ich konnte es kaum glauben"

Patientin mit Blasenschrittmacher Patientin mit Blasenschrittmacher: "Ich konnte es kaum glauben"

Von Daniela kainz 21.10.2015, 04:16
Es ist überstanden: Chefarzt Henry Meffert setzte einen solchen Blasenschrittmacher seiner Patientin Cornelia Demmig ein.
Es ist überstanden: Chefarzt Henry Meffert setzte einen solchen Blasenschrittmacher seiner Patientin Cornelia Demmig ein. Jürgen Lukaschek Lizenz

Eisleben - „Ich fühle mich wie ein neuer Mensch.“ Cornelia Demmig ist überglücklich. Ihre Lebensqualität verbesserte sich spürbar, nachdem ihr ein Blasenschrittmacher von Dr. Henry Meffert, Chefarzt der Urologie an der Helios-Klinik Eisleben, eingesetzt wurde. Für die Farnstädterin ging ein langer Leidensweg zu Ende. Die 35-Jährige merkt endlich wieder, wenn ihre Blase drückt und sie auf Toilette gehen muss.

Der Blasenschrittmacher ist kleiner als ein Handteller. Die Lebensdauer des modernen medizinischen Gerätes beträgt etwa fünf bis neun Jahre. Nach diesem Zeitpunkt kann der Schrittmacher ausgetauscht werden.

Das war viele Jahre nicht so. Cornelia Demmig musste ihr tägliches Leben wegen einer Blasenmuskelschwäche, die durch eine Störung des Nervengeflechtes in der Blasenumgebung verursacht wurde, mit großen Einschränkungen bewältigen. „Es war schlimm. Ich hatte nie das Gefühl, auf Toilette zu müssen, obwohl meine Blase voll war“, erzählt sie.

Weil Cornelia Demmig den Harndrang nicht spürte, stellte sie sich die Uhr, die ihr anzeigte, wann es wieder höchste Zeit war, auf Toilette zu gehen. Schmerzhafte Entzündungen blieben trotzdem nicht aus. Letzten Endes musste sich die junge Frau drei bis vier Mal am Tag selbst einen Katheter legen, damit sich die Blase richtig entleeren konnte. „Das kostete mich immer große Überwindung, obwohl ich gelernte Altenpflegerin bin und mir das Setzen von Kathetern nicht fremd ist.“

Mit Hilfe des Blasenschrittmachers kann Cornelia Demmig nun auf alle diese Unannehmlichkeiten verzichten. „Ich hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt“, so die Patientin. Das kleine Gerät wurde ihr im Rückenbereich unter der Haut implantiert. Dieser Schrittmacher gibt Chefarzt Meffert zufolge ständig schwache, „kaum merkbare elektrische Impulse an den Sakralnerv“ ab. „Dadurch kommt es im besten Fall zu einer Wiederherstellung der natürlichen Funktion der Harnblase“, setzt er fort.

Der Einsatz eines Blasenschrittmachers steht in der Regel am Ende umfangreicher medizinischer Untersuchungen in verschiedenen Fachbereichen. Das trifft auch bei Cornelia Demmig zu. Nachdem alle Therapien keine wirklichen Verbesserungen zeigten, wurde sie von ihrer Urologin zum Beckenboden-Kontinenzzentrum der Helios-Klinik überwiesen. Dort schlug Chefarzt Meffert schließlich den Einsatz eines Blasenschrittmachers vor. Spezielle Untersuchungen hatten die Diagnose einer Blasenmuskelschwäche erhärtet. Vor der Implantation führte der Mediziner noch einen so genannten PNE-Test durch: Der Patientin wurden zwei Elektroden im Bereich des Steißbeins eingesetzt. „Wir wollten wissen, ob ihre Nerven auch tatsächlich auf die Reize reagieren“, erklärt Meffert. Das Ergebnis überzeugte. Cornelia Demmig: „Schon nach kurzer Zeit spürte ich erstmals wieder Harndrang. Ich konnte es kaum glauben.“

Das Verfahren des Blasenschrittmachers steht nicht in jedem Krankenhaus zur Verfügung und bedarf hoher Erfahrungswerte. An der Eisleber Helios-Klinik wird es inzwischen seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet. (mz)

Mit diesem Gerät wird die Funktion des Schrittmachers überprüft.
Mit diesem Gerät wird die Funktion des Schrittmachers überprüft.
Jürgen Lukaschek Lizenz
Kleiner als ein Handteller: der moderne Blasenschrittmacher.
Kleiner als ein Handteller: der moderne Blasenschrittmacher.
Jürgen Lukaschek Lizenz