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Pablo Picasso und seine sieben Frauen

Von Ralf Böhme 17.09.2007, 16:08

Röblingen/MZ. - Jetzt ist ein neues Werk hinzu gekommen und, es beschreibt den Meister von einer völlig unüblichen Seite. "Die sieben Leben des Pablo Picasso" bringen erstmals die Frauen des spanischen Künstlers ins Spiel.

Autorin des Bandes ist eine Frau, die vom Fach ist und etwas von Büchern versteht: Gertraude Clemenz-Kirsch aus Röblingen am See, die ehemalige Chefin der Saalkreis-Bibliothek am halleschen Rathenauplatz. Das Ergebnis ihres bisherigen Vorruhestands, den sie vorzugsweise mit Studienreisen nach Frankreich und Spanien verbindet, kann sich in vielerlei Hinsicht sehen lassen. Wissenschaftler und auch Menschen, die Picasso privat sehr nahe standen, bescheinigten schon vorab: Dieses Buch ist nicht nur verständlich und unterhaltsam geschrieben, sondern enthält eine Fülle von neuen Angaben und Wertungen.

Der attraktiv gestaltete Band - herausgegeben vom Projekte-Verlag Halle anlässlich des bevorstehenden 35. Todestages Picassos - zeigt als Titelbild die heimische Bücherwand der Schreiberin: ein Picasso neben dem anderen. Zufall ist das nicht. "Picassos Kunst begleitet mich schon meine ganzes Leben", erzählt Clemenz-Kirsch. Im Falle des Titelbildes kommt noch ein handfester finanzieller Hintergrund dazu. Ihre Erfahrung besagt: "Es ist eine kostengünstige Lösung, viel preiswerter als jede Abbildung Picassos oder eines seiner Werke."

Doch all das ist nur Hintergrundwissen, das nötig ist, um einer Persönlichkeit letztendlich noch Unbekanntes abzugewinnen. "Ich war überall dort, wo Picasso von seinen Musen geküsst wurde", beschreibt Clemenz-Kirsch ihre Arbeitsweise, die ein Maximum an Authentizität anstrebt. Die heute gebräuchliche Unterscheidung in Sachbuch oder Belletristik erscheint da völlig überflüssig. Ihre Überzeugung und Erfahrung: "Nichts ist spannender als die Verhältnisse zwischen Männer und Frauen."

Ein Ausgangspunkt ihrer detaillierten Recherchen war der Montmatre in Paris, wo die Karriere des Jungen aus Malaga zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann. Wer zum Beispiel wissen will, wie das Liebesnest aussah, das Picasso mit der sinnlichen Fernande teilte, kommt auf den 180 Seiten voll auf seine Kosten. Doch damit nicht genug. Clemenz-Kirsch stellt die Zusammenhänge zu den in jener Zeit entstandenen Arbeiten des Künstlers ausgesprochen feinsinnig und glaubwürdig her. Gleiches trifft auf die Auswahl von Zeitzeugen zu, die Picassos Vorliebe für das Boheme-Leben - auch in seinen Auswirkungen - plastisch darstellen. Anregungen, die der Künstler dort aufnimmt, kommen seinen Werken zugute. Doch er muss das teuer bezahlen - und die jeweilige Frau an seiner Seite wohl immer auch. Sichtbar ist das, wie Clemenz-Kirsch herausgefunden hat, auch an dem 1925 entstandenen Bild "Der Tanz".

Ihre Entdeckungsreise hin zu einem glanzvollen und zugleich extrem widersprüchlichen Charakters will die Autorin am Dienstag bei der Buchpremiere in der Bücherei Teutschenthal präsentieren.