Landwirtschaft Obstbauer Friedrich: Wenige Äpfel, aber sehr gute Qualität
Der Nachtfrost im Mai hat einen großen Teil der Ernte von Klaus Friedrich aus Eisleben zerstört. Warum der Obstbauer jetzt doch wieder optimistischer in die Zukunft blickt.
Eisleben/MZ. - Die Äpfel von Klaus Friedrich hängen rot und prall an den Bäumen. „Die sind von der Qualität fantastisch“, sagt der Obstbauer aus Eisleben. Er nimmt einen Apfel der Sorte „Gala Schniga“ in die Hand. „Die haben einen kräftigen, süß-säuerlichen Geschmack.“ Doch auch der Laie sieht auf den ersten Blick, dass mit der Ernte etwas nicht stimmt. Denn die runden Äpfel hängen meist nur in der Baumkrone. „Idealerweise tragen unsere Bäume etwa 80 Äpfel“, sagt Friedrich und blickt auf den Baum neben sich. Bei dem seien es zehn, bei dem davor nur fünf.
Der Obstbauer war wie viele seiner Berufskollegen in Mitteldeutschland vom Spätfrost in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai betroffen. Stundenlang lag die Temperatur unter sechs Grad minus. Fast alle kleinen Früchte waren erfroren. „Die jetzigen Früchte sind aus Blüten entstanden, die noch nicht so weit entwickelt und weit vom Boden entfernt waren“, erklärt er. Ein paar Baumreihen weiter hängen Äpfel der Sorte „Hannelore“ dicht an dicht. Sie zeichnen sich durch ihr rotes Fruchtfleisch aus. „Es handelt sich um eine späte Sorte, die beim Frost noch nicht entwickelt war, deshalb sind die Verluste geringer“, berichtet Friedrich. In der Frostnacht kämpfte der 51-Jährige mit einem sogenannten Feuerwagen, mit dem er durch die Baumreihen fuhr, gegen die Kälte. Mit wenig Erfolg. Anfangs ging er davon aus, dass die Apfel-Ernte auf 32 Hektar ein Totalausfall wird.
Totalverluste in Höhnstedt
So schlimm ist es nicht gekommen. „Bei den Äpfeln werden wir etwa ein Drittel einer normalen Ernte einfahren“, schätzt Friedrich. Mehr als 90 Prozent könne er als sogenannte Tafelware verkaufen. Das heißt, die Äpfel gehen in den Handel. Der Rest werde als Industrieware an Mostereien abgegeben. Bei Kirschen verzeichnete er Verluste von 80 Prozent. Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche sind komplett ausgefallen. Andere Obstbauern in der Region hat es noch härter getroffen. „Die Ernteverluste bei den Äpfeln in Sachsen-Anhalt liegen zwischen 70 und 100 Prozent“, sagt Jörg Geithel, Vorsitzender des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt. Insgesamt werde die Ernte wohl nur bei 20 Prozent des Vorjahresniveaus liegen. Zudem seien in vielen anderen Betrieben die Äpfel auch geschädigt. So hätten sie sogenannte Frostbeulen und könnten nur noch zu Most verarbeitet werden.
Laut Geithel gebe es regionale Unterschiede. In Höhnstedt (Saalekreis) falle die Ernte komplett aus. In anderen, geschützteren Lagen würden die Einbußen 80 Prozent betragen. Nach seinen Angaben wird es in diesem Jahr heimische Äpfel vor allem in den Hofläden geben. „Für den Einzelhandel steht wenig Ware zur Verfügung“, so der Verbandschef. Das werde aber ausgeglichen durch deutsche Äpfel aus dem „Alten Land“ südlich von Hamburg und vom Bodensee. Dort habe es keine starken Frostschäden gegeben. Obstbauer Friedrich rechnet aufgrund der mageren Ernte mit steigenden Preisen. So will er einen Teil der Verluste auffangen. Geithel erwartet das allerdings nicht, da der Handel fehlende Mengen auch durch ausländische Importe ausgeglichen werde.
Weiter hohe Kosten durch Beschneidung und Pflanzenschutz
Die Ernte bei Friedrich soll Mitte September beginnen und etwa sechs Wochen dauern. 14 Erntehelfer aus Ungarn beschäftigt der Obstbauer in dieser Zeit. In normalen Jahren sind es doppelt so viele. „Hier kann ich Kosten sparen, an anderer Stelle ist das nicht möglich“, sagt er. So müssten die Bäume auch ohne Früchte beschnitten und mit Pflanzenschutzmittel behandelt werden. Lehren aus den Frostschäden kann er nach eigenen Worten kaum ziehen. „Gegen Dürre schützen wir unsere Bäume teilweise durch Tröpfchenbewässerung“, sagt er. Gegen starken Nachtfrost könne man aber kaum etwas machen.