OB-Wahl OB-Wahl: Beobachter rechnen mit knappem Ausgang
eisleben/MZ. - Der Countdown läuft: In zwei Tagen sind rund 21 500 Eisleber aufgerufen, einen neuen Oberbürgermeister in der Lutherstadt zu wählen. Im Gegensatz zur letzten Abstimmung über das Stadtoberhaupt im März 2006 haben diesmal mit Jutta Fischer, Thomas Fischer, Kathrin Gantz und Lars Jennert nur vier Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen. Vor sechs Jahren, nach dem Ende der Ära von Peter Pfützner (CDU), der seit 1991 das Amt innehatte und dreimal als Bürgermeister wiedergewählt wurde, waren es immerhin noch doppelt soviel Kandidaten.
Ob das ein Fingerzeig auf mögliche Wahlmüdigkeit und politisches Desinteresse der Bürger ist, wird sich am Sonntagabend zeigen, wenn die Wahlhelfer ab 18 Uhr ans Auszählen der Stimmzettel gehen. Bei der Briefwahl haben sich bisher jedenfalls schon mehr Bürger beteiligt als noch vor sechs Jahren.
Das liegt vermutlich auch an der spannenden Konstellation bei der jetzigen Oberbürgermeisterwahl. Denn die meisten Beobachter rechnen damit, dass es einen knappen Wahlausgang geben wird. Die größten Chancen werden dabei der parteilosen Amtsinhaberin Jutta Fischer, die von der SPD nominiert wurde, und dem CDU-Herausforderer Thomas Fischer eingeräumt.
Beide haben sich allerdings keine heiße Wahlschlacht geliefert, sondern eher versucht mit Sachargumenten zu punkten. Die Amtsinhaberin wirft dabei eine aus ihrer Sicht erfolgreiche Bilanz ihrer Arbeit als Oberbürgermeisterin der Stadt in die Waagschale. Auf einer eigenen Homepage listet sie seitenweise Zahlen und Fakten auf, die das belegen sollen. Ob ihr die Wähler da folgen, ist offen. Die jüngste Ted-Umfrage und Abstimmungen im Online-Portal der MZ haben kein einheitliches Bild über die Bewertung ihrer Amtszeit ergeben. Ihr Gegenspieler Thomas Fischer, der seit zwei Jahren auch CDU-Fraktionschef im Stadtrat ist, sieht dagegen erhebliche Defizite bei der Stadtverwaltung und deren Chefin. Zumindest kann er, was den Bekanntheitsgrad anbetrifft, mit seiner Kontrahentin mithalten. Als Vorsitzender des Vereins der Mansfelder Bergwerksbahn hat sich der Volkstedter einen Namen im Landkreis gemacht. Ob das alles ausreicht, um ins Eisleber Rathaus einzuziehen, ist die Frage, die erst am Sonntag beantwortet wird.
Aus der Stadtverwaltung schickt sich neben Fischer eine weitere Frau an, ins OB-Büro einzuziehen. Kathrin Gantz gehört seit über 20 Jahren zum Personal. Insofern macht es schon hellhörig, wenn sie der amtierenden Oberbürgermeisterin immerhin Führungsschwäche vorhält. Die parteilose Sachgebietsleiterin ist von den Linken auf den Schild gehoben worden. Bis dahin ist sie politisch und auch sonst öffentlich allerdings kaum in Erscheinung getreten. Sie rechnet sich dennoch Chancen aus, auch weil die Linken in Eisleben bei den Wahlen im Jahre 2009 zweitstärkste Kraft im Stadtrat geworden sind.
Sie hofft auf ein ähnliches Husarenstück, wie es Jutta Fischer vor sechs Jahren gelang. Die damalige Leiterin des Rechnungsprüfungsamtes in der Stadt errang völlig überraschend mit 51 Prozent der abgegebenen Stimmen gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Der SPD-Kandidatin war das nicht zugetraut worden.
Ob diesmal nur ein Wahlgang ausreicht, scheint eher unwahrscheinlich. Die meisten Bürger, die die MZ gestern auf dem Markt befragte, glauben vielmehr, dass keinem der Bewerber auf Anhieb der Durchmarsch gelingt und eine Stichwahl nötig sein wird. Dem einzigen Einzelbewerber Lars Jennert aus Hedersleben werden auch in dieser Hinsicht nur geringe Außenseiterchancen eingeräumt.
Mehr zur Wahl gibt es auch unter www.mz-web.de/ob-eisleben