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Nur wenige Teilnehmer bei Demo Nur wenige Teilnehmer bei Demo: Ebbt die Empörung im Fall Helbra langsam ab?

Von Daniela Kainz 07.05.2018, 13:22
Demonstranten treffen sich vor dem Amtsgericht.
Demonstranten treffen sich vor dem Amtsgericht. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Auf dem zur Hälfte abgesperrten Parkplatz vor dem Eisleber Amtsgericht stehen am Samstagvormittag etwa 30 Frauen und Männer. Einige tragen Transparente oder haben einen blauen Luftballon in der Hand. Die Organisatoren der Demonstration gegen Gewalt an Kindern in Eisleben blieben dieses Mal größtenteils unter sich. Im März - zur ersten Demonstration - konnten sie noch etwa 200 Teilnehmer mobilisieren.

Damals wie jetzt führte sie das Schicksal eines achtjährigen Mädchens zusammen. Das Kind war in einem Sorgerechtsstreit vor zwei Monaten gegen seinen Willen durch Gerichtsvollzieher, Jugendamt und Polizei aus der Helbraer Grundschule geholt und der Mutter übergeben worden.

„Wir wollen zeigen, dass das Mädchen nicht vergessen ist und ihm eine Stimme geben“, begründete Tobias Jung, einer der Veranstalter, die erneute Aktion. Er forderte die Anwesenden auf, Strafanzeige gegen alle Beteiligten im Sorgerechtsfall zu stellen.

Dass so wenige Leute zur Demonstration mit abschließendem Marsch durch Eislebens Innenstadt kamen, enttäuschte ihn. Jung glaubt, dass sie Angst hatten: „Über die sozialen Netzwerke wurde viel Druck von der Gegenseite ausgeübt.“

Isolde Jänicke, die wieder aus der Nähe von Leipzig angereist war, forderte in ihrer Rede, dass die Verantwortlichen im Sorgerechtsstreit zur Rechenschaft gezogen werden und öffentlich Stellung beziehen. Das Kind solle frei entscheiden können, wo es leben möchte, meinte sie. Einen kritischen Appell richtete Jänicke an den Jugendhilfeausschuss des Kreistages. Die Mitglieder sollten den Fall aufarbeiten.

Landtagsabgeordneter Jens Diederichs (parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion) kam auch vor das Amtsgericht. Er sprach sich gegenüber der MZ für eine Richtlinie für Gerichtsvollzieher aus, „Vollstreckungsbeschlüsse nicht an Schulen und Kindertagesstätten umzusetzen“.

Roger E., der Vater des Mädchens, verfolgte die Demonstration am Rande. Vor kurzem hatte er seine Tochter zum ersten Mal wiedergesehen - allerdings nicht allein. Er hofft, dass auch das bald möglich sein wird. (mz)