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Neue Straßennamen sind noch fremd

Von BURKHARD ZEMLIN 13.10.2009, 15:55
In Schmalzerode wurden sämtliche Straßen umbenannt. Im Ort gibt es keinen, der sich darüber freut. (FOTO: )
In Schmalzerode wurden sämtliche Straßen umbenannt. Im Ort gibt es keinen, der sich darüber freut. (FOTO: ) JÜRGEN LUKSCHEK Lizenz

SCHMALZERODE/MZ. - "Das ist heftig", sagt Ortsbürgermeister Maik Leibe (FDP), der jedoch keine Möglichkeit sieht, sich dagegen zu wehren.

Schmalzerode ist eben nur ein kleiner Ort mit sechs Straßen, da bleibt denen, die hier leben, gar nichts anderes übrig, als sich zu fügen. "Über den Sinn sollte man sich lieber keine Gedanken machen", meint Leibe, der nun darauf hofft, dass sich nach der längst vollzogenen Eingemeindung endlich die Postzustellung wieder normalisiert. Denn die Post zeigte sich den neuen Anforderungen bislang am wenigsten gewachsen. Bis heute hat sie beispielsweise Schwierigkeiten, einen an die Tischlerei Leibe in der Lindenstraße Schmalzerode adressierten Brief dorthin zu befördern. Wie oft die Post schon bei Elektromeister Günter Friedrich am Lindenplatz in Wolferode gelandet ist, hat Maik Leibe nicht gezählt. Aber der Tischlermeister versucht es mit Humor zu tragen. "Wir tauschen regelmäßig unsere Post aus." Aber so richtig zum Lachen ist ihm nicht. Weil eben auch wichtige Post länger unterwegs ist. "Das sind negative Begleiterscheinungen", so Leibe.

Aber vielleicht werden die überwunden, wenn die Schmalzeröder Lindenstraße erst ihren neuen Namen hat. Sie soll künftig "Zum Spring" heißen, was Verwechslungen mit dem Lindenplatz unmöglich machen sollte. Der neue Straßenname bringt allerdings auch einiges mit sich. Nicht allein die Anschrift auf dem Firmenauto muss geändert werden, sondern auch auf jedem Flyer und sonst wo.

Aber der Tischlermeister wird die Umstellung meistern, anderen wird es schwerer fallen. "Viele kommen damit überhaupt nicht zurecht", so der Ortsbürgermeister. Frau Meinel (Name geändert) ist eine von ihnen. "Ich gehe auf die 80", sagt sie und verrät: "Es wird ein bisschen schwierig. Meine Tochter hat mir gesagt, wie die Lindenstraße heißen soll. Aber ich habe es schon wieder vergessen. Ich werde mir den Namen wohl nicht merken und jedes Mal im Ausweis nachsehen müssen." Auf die Frage, was sie nun machen soll, wirkt sie ratlos: "Wir müssen alles regeln lassen. Aber wie das gehen soll, möchte ich auch mal wissen. Wir hatten eine Versammlung, das ist aber schon eine Weile her."

Frau Reinhild Schneidewind war auch in dieser Versammlung und hat dort erfahren, dass jemand kommen soll, wenn es soweit ist. Wann das sein wird, weiß sie noch nicht. Für sie steht jedoch fest, dass sie nicht nach Eisleben fahren wird, um ihren Ausweis ändern zu lassen. Auf keinen Fall. Im Unterschied zu manchen anderen, die zu so einer Tour gar nicht mehr in der Lage wären, könnte sie den Weg zwar noch erledigen, aber sie macht es nicht. Es ist ihr stiller Protest gegen einen Eingemeindung, die sie nicht gewollt hat. Wenn die da oben so etwas anordnen, dann müssen sie sich schon kümmern.