Mühlentag am Pfingstmontag Mühlentag am Pfingstmontag: Das Mehl kann wieder rieseln

polleben/MZ - Das Wetter konnte nicht besser sein. Die Sonne scheint und es ist warm, als die Bockwindmühle bei Polleben am Mittwoch einen neuen Farbanstrich verpasst bekommt. Wolfgang Zeising schwingt fleißig den Pinsel. Hubert Komischke kratzt mit einer Drahtbürste die Treppenstufen sauber, während sich Wolfgang Kowalski im Innern zu schaffen macht.
Die drei Mitglieder des Fördervereins zum Erhalt der Bockwindmühle haben sich zu einem Arbeitseinsatz verabredet, damit das Denkmal vor dem deutschlandweiten Mühlentag am Pfingstmontag eine Schönheitskur erhält. Fast 40 Liter der dunkelbraunen Wetterschutzfarbe haben sie gebraucht. „Das machen wir aller zwei Jahre, damit das Holz nicht verwittert“, so Kowalski. Der studierte Maschinenbauingenieur kennt die Mühle inzwischen in- und auswendig. Er freut er sich, dass jetzt auch das Mahlwerk wieder intakt ist.
Martin Zecher, ein Mühlenbauer aus Harst in Mecklenburg, hat vor 14 Tagen die letzten Teile, die nicht mehr funktionstüchtig waren, ausgetauscht. Fast ein halbes Jahr hatte der Experte zu tun, um das Mahlwerk und weitere Teile wieder instand zu setzen. 14 000 Euro hatte der Verein mit Birgit Zeising als Vorsitzende aus dem Zukunftsfonds des Landkreises dafür erhalten. 1 500 Euro haben die Vereinsmitglieder selbst beigesteuert.
„Der technologische Fluss ist nun wieder hergestellt“, sagt Wolfgang Kowalski nicht ohne Stolz. Damit könnte eigentlich in der Mühle wie früher richtiges Mehl gemahlen werden. Möglich sei das auf alle Fälle, versichert er. Doch der Verein will erstmal noch einen Testlauf starten, eher er das den Besuchern vorführen kann.
Im Innern der Mühle erklärt Kowalski, wie das geht. Das Getreide wird in den Walzenstuhl gekippt, dann zerkleinert und über einen Elevator, eine Art Becherschöpfwerk, nach oben gehievt. Dort wird es durch verschiedene Mahlwerke gedreht und landet schließlich am sogenannten Sichter. Der trennt die verschiedenen Fraktionen des Mahlprozesses. Aus einem Ausgang fallen Kleie und Streu, aus einem zweiten kommt das Schrot und aus der mittleren Öffnung rieselt das Mehl in einen Sack.
Soweit die Theorie. Doch Wolfgang Kowalski und seine Mitstreiter sind zuversichtlich, dass sie das hinbekommen. Allerdings ist so ein Mahltag auch mit einigem Aufwand verbunden. Denn die Mühle und das Mahlwerk müssen anschließend wieder gesäubert werden. Und das braucht eben seine Zeit, wie Kowalski hinzufügt.
Um das Mahlwerk in Gang zu bringen, wird ein Dieselantrieb verwendet, der früher nur bei Windstille eingesetzt wurde. Normalerweise könnten das auch die Mühlenflügel übernehmen. Immerhin bringen sie bis zu zwölf Pferdestärken an Leistung. Doch das neue Kammrad muss noch richtig angepasst werden. Das Ritzel, das zwischen die Zähne des hölzernen Antriebsrades greift, bleibt immer mal wieder hängen, beschreibt der Maschinenbauingenieur das Problem, das die Nutzung der Flügel noch verhindert. Auch das wollen die Vereinsmitglieder bald in Griff bekommen.
Immerhin hat der Förderverein, der 1999 gegründet wurde, um das Denkmal zu retten, schon eine Menge an Herausforderung bewältigt. In den Jahren 1846/47 wurde die Mühle, von deren Standort aus man einen herrlichen Blick ins Land hat, erbaut. Bis 1956 war sie noch in Betrieb. 1978 wurde die Mühle, die damals in einem beklagenswerten Zustand war, zum Denkmal erklärt. Erst nach der Wende kam die Sanierung in Gang. Vor allen dank des Fördervereins. Vereinschefin Birgit Zeising ist glücklich, dass sich nun auch das Mahlwerk wieder richtig dreht.