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Metallaufbereitung aus Abfällen Metallaufbereitung aus Abfällen: "Kupfer- oder Eisen-Säue" wertvoll wie Perlen

Von Wolfram Bahn 19.11.2015, 18:19
Frank Bayer
Frank Bayer Jürgen Lukaschek Lizenz

Helbra - Jahrelang lagen die Relikte der früheren Hütte in Helbra nahezu unbeachtet im Gelände. „Kupfer- oder Eisen-Säue“ nannten die Berg- und Hüttenleute des Mansfeld-Kombinates die Brocken, die nach dem Schmelzprozess übrig blieben und einfach beiseitegeschafft wurden. So türmte sich an der Hütte in Helbra eine stattliche Mischmaterialhalde auf, die Frank Bayer nun aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen hat, um mit den Metallbeständen Geld zu machen.

„Alle haben immer nur davon geredet, dass aus den alten Halden noch viel zu holen sei. Ich habe einfach mal damit angefangen“, sagt der 50-jährige Geschäftsführer der Mansfelder Metallaufbereitung GmbH, die er zu diesem Zwecke gegründet hat. Bayer, der von Hause aus Hochbauingenieur ist, kennt sich in dem Metier bestens aus. Schließlich war der Helbraer lange Jahre Umweltdezernent in der Kreisverwaltung. Und da hatte er lange Zeit mit dem Erbe des Mansfeld-Kombinates zu tun.

1994 fing seine kommunalpolitische Karriere an. Dreimal versuchte er sogar, Landrat zu werden. Zweimal scheiterte er an Hans-Peter Sommer. Und auch gegen Dirk Schatz (beide CDU) musste sich der damalige SPD-Kreisvorsitzende im Jahre 2007 knapp geschlagen gegeben. Drei Jahre später lief seine Wahlbeamtenzeit in der Kreisverwaltung aus und Bayer musste sich ein neues berufliches Betätigungsfeld suchen.

Seit einigen Jahren gibt es ein Projektes, das nach Methoden und Verfahren sucht, um Metalle aus den Rückständen des früheren Kupferbergbaus im Mansfelder Land herauszuholen. Das Vorhaben wird vom Bund mit 1,3 Millionen Euro gefördert.

Fünf Partner, darunter die Universitäten in Halle und Aachen und ein Institut aus Freiberg/Sachsen, sind darin eingebunden. Ideengeber ist der aus Halle stammende promovierte Chemiker Michael du Bois, der zugleich Geschäftsführer der Firma Neue Mansfelder Bergwerkschaft GmbH und Co. KG (NMB) ist.

Das Unternehmen hatte 2006 in Helbra ein Pilotprojekt zur Metallgewinnung aus Halden gestartet. Das Unterfangen blieb in den Anfängen stecken. Du Bois verfolgt aber weiterhin sein Ziel, seltene Metalle aus den Halden zu gewinnen. (wba)

Da kam ihm die Idee, sich an die Aufbereitung der Hüttenreste zu wagen. „Es hat mich gereizt auszuprobieren, ob sich das wirklich lohnen könnte“, so Bayer, der dem Ende seiner Verwaltungskarriere nicht nachtrauert. Er steckte seine Energie in den Bau einer Anlage, mit der die Eisen- und Kupferbestandteile aus den abgelagerten Hochofenresten zerkleinert und ausgewaschen werden konnten.

Immerhin rund 130.000 Tonnen lagern auf der Mischmaterialhalde an der Hütte in Helbra. Es brauchte jedoch einige Zeit, ehe die Kreisverwaltung das Okay gab. Bayer ließ nicht locker, bis er endlich - auch mit etwas Druck vom Petitionsausschuss des Landtages - die Genehmigung bekam. Und so betreibt er seit etwa anderthalb Jahren in Helbra eine Anlage, die er selber erdacht und errichtet hat. „Sie arbeitet wie eine große Waschmaschine“, flachst Bayer. Zehn bis 15 Leute sind hier je nach Jahreszeit und Auftragslage beschäftigt.

Das Gelände erwarb er von der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH mit Sitz in Bitterfeld, die auch für den Abriss der Hütte zuständig war. Bayers Vorteil: Die abgelagerten Materialien sind nicht umweltgefährdend. Und sie waren schon einmal in einem Produktionsprozess, so dass der Metallanteil im Vergleich beispielsweise zu den Schlackehalden wesentlich höher ist.

In den „Säuen“ ist nach Bayers Angaben ein Kupferanteil von bis zu 35 Prozent enthalten. Die großen Brocken zu zertrümmern, ist allerdings nicht so einfach. Extra dafür wurde eine Grube angelegt. Die kleineren Stücken gelangen dann über die Anlage, wo sie mehrfach gesiebt und mittels Magnetkraft getrennt werden. So wird die Eisenfraktion herausgeholt. Per Hand wird nachverlesen. Nach einem bestimmten Mischungsverhältnis wird später Granulat hergestellt, das Bayer zu einem Unternehmen nach Hamburg liefert.

Es wird in einer Halle gegenüber dem Gelände, in der früher Fahrradteile hergestellt wurden, gelagert. 50 bis 100 Tonnen gehen pro Monat nach Hamburg. Bei einem Kupferpreis von etwa 4 500 Euro pro Tonen scheint sich das Geschäft zu lohnen. (mz)

Grube zum Zertrümmern der „Säue“.
Grube zum Zertrümmern der „Säue“.
Jürgen Lukaschek Lizenz
Am Kopf der Förderbandes werden die eisenhaltigen Bestandteile getrennt.
Am Kopf der Förderbandes werden die eisenhaltigen Bestandteile getrennt.
 Jürgen Lukaschek Lizenz
Das sind die ganz dicken Brocken.
Das sind die ganz dicken Brocken.
Jürgen Lukaschek Lizenz
In einer ehemaligen Werkhalle in Helbra lagern die verschiedenen Granulate.
In einer ehemaligen Werkhalle in Helbra lagern die verschiedenen Granulate.
Jürgen Lukaschek Lizenz