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Mansfelder Hüttenmann in Paradeuniform bestattet

Von BURKHARD ZEMLIN 26.05.2010, 17:44

HETTSTEDT/MZ. - Bei ihrer Grabung am Marktgymnasium, die am Freitag zum Abschluss kommt, haben die Archäologen einige Überraschungen erlebt. Ihnen war zwar bekannt, dass dieses Terrain, auf dem eine Schulsporthalle gebaut werden soll, zu jenem früheren Friedhof gehört, auf dem sich heute ein Teil des Stadtparkes befindet, aber dass sie bei Bestattungen aus dem 19. Jahrhundert auf Grabbeigaben stoßen würden, darauf waren sie nicht gefasst.

Grabungsleiter Ulf Petzschmann glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er bereits im ersten Grab auf Keramik stieß. Etwa jedes zweite Grab enthielt Scherben, zumeist Reste von Waschschüsseln. Olaf Kürbis, der als Gebietsreferent beim Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege auch für das Mansfelder Land zuständig ist, hat dafür nur eine Erklärung: "Man verwendete die Schüsseln bei der Totenwaschung."

Darüber hinaus kamen noch andere Dinge zum Vorschein, so eine Brille, eine Schere, eine Tabakspfeife und sogar die Überreste der Paradeuniform eines Hüttenmannes. "Das Hüttenzeichen ist der schönste Fund", sagt Ulf Petzschmann, der annimmt, dass dieses Zeichen einst die Kopfbedeckung eines Hüttenmannes zierte.

Hüttensymbole fanden sich auch auf Knöpfen, was dafür spricht, dass hier tatsächlich ein Hüttenmann im Festgewand bestattet wurde. Nebenbei stießen die Archäologen auch auf Spuren frühgeschichtlicher Besiedlung.

Ferner wurden Münzen aus dem 19. Jahrhundert entdeckt. Man hatte sie einst bei der Bestattung den Toten in die Hände gegeben. "Da steckt ein Aberglaube dahinter, der für uns nicht fassbar ist", sagte Kürbis. Aus der griechischen Mythologie wissen wir, dass man den Toten eine Münze mitgab, für den legendären Fährmann, damit dieser sie in das Reich der Toten übersetzt. Die Münzen in den Hettstedter Gräbern könnten mit solchen Vorstellungen in Zusammenhang stehen.

Die sterblichen Überreste wurden alle geborgen, sie sollen nun an der Universität Mainz mit modernsten Methoden untersucht werden. Ebenso die mittelalterlichen Bestattungen, die vor einiger Zeit in Hettstedt gefunden wurden. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, welche Krankheiten die Verstorbenen hatten, welche Ernährungsgewohnheiten und anderes mehr. Vergleiche der Untersuchungsergebnisse der mittelalterlichen Gebeine mit denen aus dem 19. Jahrhunderts versprechen aufschlussreich zu werden. Diese Arbeiten werden Jahre in Anspruch nehmen, wieviel genau, ist völlig ungewiss.