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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Traktor «ZT 300» sorgt für Aufsehen

Von KATHRIN LABITZKE 10.05.2011, 16:50

ROTTELSDORF/MZ. - Der heute 82-jährige Reiner Blumenthal, der von 1963 bis 1990 im Werk in Schönebeck tätig war, hatte den Schlepperfreunden viel zu erzählen. "Mit ihm zu fachsimpeln, das waren für mich wertvolle Stunden", berichtete Günter Funke, Schlepperfreund und Vereinschef aus Rottelsdorf, jetzt nach der Rückkehr von der Messe.

Fachsimpeln über Technik

Es sei höchst interessant gewesen, von diesem Mann noch Neues über die Geschichte der DDR-Technik erfahren zu haben. "Das war auch für die Reparaturen und Instandhaltung unserer alten Technik von Bedeutung", sagte Funke.

Da sich die Schlepperfreunde bereits einen Namen gemacht haben und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind, wurden sie

auch in diesem Jahr zur Landwirtschaftsmesse nach Leipzig eingeladen. Dort stellten sie seltene und alte Traktoren aus. "Besonders der Traktor ZT 300 von 1973 zog auf der Messe die Blicke auf sich", erzählt Funke, während er gemeinsam mit Horst Lampe, ebenfalls Schlepperfreund, in Rotteldorf gerade dabei ist, die wertvolle Fracht von seinem Hänger abzuladen.

Jedes Jahr werden auf der Messe neben der neusten und modernsten Technik auch ältere landwirtschaftliche Gerätschaften gezeigt. Auf der diesjährigen Messe, die am vergangenen Sonntag zu Ende ging, standen Traktoren aus dem früheren ZT-Werk in Schönebeck im Mittelpunkt. Und da die Schlepperfreunde in ihrem beachtlichen Fundus etwa 80 Traktoren ihr Eigen nennen, bereicherten sie die Messe mit vier sehr seltenen Prototypen aus DDR-Zeiten.

Einer war der Traktor ZT 300 von 1973. Er rollt nicht wie gewohnt auf vier Rädern, sondern läuft auf Ketten. Ursprünglich wurde er für die schweren Böden im Oderbruch entwickelt. Von diesem Gleisbandschlepper wurden zu DDR-Zeiten lediglich 78 Stück hergestellt. Heute gibt es weltweit nur noch sieben fahrfähige Modelle, von denen zwei bei den Schlepperfreunden stehen.

Größte Sammlung weit und breit

"Diese Modelle zu bekommen, war ein Glücksumstand", schwärmte der Vereinsvorsitzende und fügte hinzu, dass der Verein den einen ZT 300 erst seit vier Wochen besitzt. Auf seinem Lastzug befand sich jedoch noch ein weiteres "edles Stück", ein blau-weißer Fahrschultraktor Typs ZT 323. Der Verein der Schlepperfreunde aus Rotteldorf ist im Besitz der größten Ansammlung von Traktoren und Landtechnik der ehemaligen sozialistischen Staaten. Darunter befinden sich neben DDR-Technik auch Maschinen aus der ehemaligen UdSSR, Polen, Rumänien, Ungarn oder der CSSR.

Die Schlepperfreunde aus Rottelsdorf besitzen außerdem eine umfangreiche Sammlung von Mofas und Motorrädern. Weiterhin stehen über vierzig LKWs und die komplette Sammlung von DDR-Automarken in den Hallen des Museumshofes in Rotteldorfs, heute ein Ortsteil der Stadt Gerbstedt. Insgesamt besitzt der Verein achtzig Traktoren, drei Busse, Mähdrescher und Feuerwehrautos. Das wertvollste Stück ist laut Funke der erste Traktor, der jemals in der DDR vom Band gelaufen ist: die "Brockenhexe" aus dem Jahr 1949.

Die dreißig Mitglieder des Vereins verbergen ihre "Schätze" jedoch nicht, sondern fahren zu vielen landwirtschaftlichen Treffen und machen damit die Maschinen den Besuchern und Interessierten zugänglich. Und bevor das nächste große Schleppertreffen im kommenden Jahr wieder in Rottelsdorf über die Bühne geht, kann man sich im Juli davon überzeugen, wie früher mit alten Maschinen gedroschen wurde.