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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Schon die Gräfin liebte das Dorf

Von JAN-OLE PRASSE 25.11.2011, 17:49

GRÄFENSTUHL/MZ. - "Unser Dorf hat Zukunft" - so hieß der Wettbewerb an dem Gräfenstuhl im Jahr 2001 teilnahm und im Landkreis Mansfelder Land gewann. Und angesichts der sagenumwobenen Gründungslegende ist das auch kein Wunder. "Die Gräfin von Mansfeld konnte sich der Sage nach vom Schloss aus an diesem Flecken Erde nicht satt sehen. Deswegen ließ sie einen Stuhl aufstellen, um alles in Ruhe bewundern zu können. Und so heißt unser Dorf Gräfenstuhl", erzählt Karin König, die seit 1973 hier wohnt, dem Jahr als das Dorf ein Jahrtausend alt wurde. An diese Sagengeschichte erinnert ein großes Bild der Gräfin im sanierten Dorfgemeinschaftshaus. Gemalt hat es Gustav Bösel, ein Künstler aus Gräfenstuhl.

Durch den Ort, der seit den 1950er Jahren zu Vatterode und heute damit auch zur Stadt Mansfeld gehört, führen gerade einmal zwei Straßen, die am Feuerlöschteich zusammenlaufen. Um dessen Pflege kümmert sich Holger Diekmeier, Chef der freiwilligen Feuerwehr. Der 49-Jährige, der in Gräfenstuhl geboren ist, wohnt gern im Dorf. "Ein ganzer Teil meiner alten Jugendfreunde ist dageblieben. Wir bilden jetzt den Kameradenstamm der Feuerwehr."

In den vergangenen Jahren seien aber auch in den kleinen Ort mit seinen 200 Einwohnern mehrere jüngere Familien gezogen. "Hier im Dorf steht nur ein Haus leer", berichtet der Feuerwehrmann stolz. Der Lebensmittelladen und die Gaststätte sind allerdings seit der Wende geschlossen.

Gräfenstuhl ist bäuerlich geprägt. Im heutigen Dorfgemeinschaftshaus war früher ein Erntekindergarten. Auf dem Dorfplatz steht noch eine alte Wasserpumpe. "Bis etwa 1986 war unser Dorf nicht an die Wasserversorgung angeschlossen. Wer keinen eigenen Brunnen hatte, musste hier sein Trinkwasser holen", sagt König, die selbst in einem alten Hof mit mehreren Scheunen wohnt, zu dem etwa 10 000 Quadratmeter Grundstück gehören. Überall in der Dorfstraße sind die alten und heute sanierten Bauernhöfe zu sehen. Auf den Grundstücken flattern Hühner, krähen Hähne oder tollen Hunde und Katzen herum.

Dem ländlichen Leben hat auch Christa Körber ihr kleines "Museum" für alte Haushalts- und Erntegeräte gewidmet. "Die Sachen stammen alle von meinen Eltern und Schwiegereltern", berichtet die 73-Jährige, die früher in der Landwirtschaft gearbeitet hat. In ihrer Scheune waren auch schon Schulklassen und haben die alte Holzwaschmaschine und die Mangel ausprobiert. "Die haben dann gestaunt, wie viele Haushaltsgeräte man heute für einfache Tätigkeiten hat", erzählt die frisch gebackene Großmutter. Ihre Schwiegertochter Doreen Werner hat vor fünf Wochen die kleine Hannah zur Welt gebracht. Sie ist jetzt die jüngste Einwohnerin des Dorfes.