Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Auch Luxusware tief im Erdreich
MANSFELD/MZ. - Dass bei den Ausgrabungen auf dem Standort des künftigen Luthermuseums in Mansfeld auch Luxusware zum Vorschein kommen würde, war für Grabungsleiterin Ines Vahlhaus die größte Überraschung. Eine mehrfach glasierte Fußbodenfliese, wie sie beispielsweise auch auf Schloss Mansfeld verwendet wurde, oder in Patrizierhäusern, ist eine dieser Überraschungen.
In Halle gab es schon ähnliche Funde. Und jetzt also auch dort, wo sich bis Anfang der 1970er Jahre in Mansfeld der Gasthof "Goldener Ring" befand, der seit dem 16. Jahrhundert mehrfache Umbauten erlebte. Die Archäologin Ines Vahlhaus und ihre Helfer sind diesem Baudenkmal seit November ein gutes Stück näher gekommen, haben vier Kellerräume gefunden, von denen zwei schon wieder zugeschüttet worden sind.
In wenigen Tagen werden auf dem Areal gegenüber von Luthers Elternhaus Bauleute mit ihrer Technik anrücken und die Gründungsarbeiten für den Museumsbau beginnen. "Am Freitag werden wir fluchtartig die Baustelle verlassen, um nicht im Wege zu stehen", schmunzelte Ines Vahlhaus. Bis dahin jedoch wird sie mit ihrer Mannschaft noch an zwei Stellen des künftigen Bauplatzes noch so genannte Rammkern-Sondierungen vornehmen. Also punktuell noch einen Meter tiefer graben, weil dort Verfärbungen im Erdreich darauf schließen ließen, näheres über das Fundament des einstigen Gasthofes zu erfahren.
Auswertung bis November
Ines Vahlhaus hat Mirko Gutjahr zu Rate gezogen, den wissenschaftlichen Leiter eines Vier-Jahres-Projektes, das sich bis 2014 der ursprünglichen Bebauung im Gebiet der Lutherstätten annimmt.
Also wird nun an dieser Stelle noch ein paar Tage gegraben. "Es ist immer spannend", sagte Grabungshelfer Hansjürgen Müller aus Osterhausen, der bis Anfang der 1990er Jahr in Farnstädt Bagger gebaut hat und ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger war. Nach Ende der Baggerproduktion kam der gelernte Landmaschinen- und Traktorenschlosser über verschiedene Stationen wieder zu seinem ursprünglichen Hobby. Jede Grabung hat ihre Reize", sagt er. Und Mansfeld ist besonders spannend, weil es hier noch einen mittelalterlichen Stadtplan gibt, wie Ines Vahlhaus hervorhebt, die noch bis November in der alten Grundschule Mansfeld mit der Auswertung der Funde beschäftigt sein wird.
Froh über Vergleichsobjekt
Eine winzige Tonfigur, die Teil einer Tabakspfeife gewesen sein könnte, ein Figurinchen, allerdings ohne Kopf, weil dieser in der Regel als erstes abbricht. Aber ein Salbgefäß ist noch erkennbar, was vermuten lässt, dass die Figur eine Maria Magdalena sein könnte. In Ostdeutschland sei dergleichen selten, in Köln oder Augsburg findet man es dagegen zuhauf, sagt Mirko Gutjahr, froh darüber, in der Lutherstadt ein Vergleichsobjekt gefunden zu haben, das eindeutig aus vorreformatorischer Zeit stammt und auf die Frömmigkeit um das Jahr 1500 hinweist.
Eine Ofenkachel mit dem Bildnis des heiligen Georg gehört ebenfalls zu den besonderen Funden, oder ein mehrfach glasiertes Stück Keramik, auf dem wohl Gottvater die Hand zum Segen erhebt. Die Frage, wo solche Keramiken gefertigt wurden, ist noch offen. Früher dachte man, dass sie vielleicht aus Nürnberg stammen könnten, bis in Wittenberg Stücke gefunden wurden, wahrscheinlich in Bad Schmiedeberg gebrannt. Ob es solche Werkstätten auch im Mansfeldischen gab? Die Archäologen können es noch nicht sagen. Aber vielleicht kommt Ines Vahlhaus in den nächsten Monaten der Antwort näher. Derweil werden zwei Studentinnen einige Keller der Mansfelder Altstadt unter die Lupe nehmen. "Wir hoffen, dass die Eigentümer uns hinein lassen", macht Gutjahr darauf aufmerksam, dass eine solche Forschung nur vor Ort möglich ist. An Hand der Aufmaße möchte man herausfinden, ob noch ältere Keller da sind, die ja teilweise bis unter die Straßen führen. "Wir werden gewiss keine Schäden verursachen und auch nicht in die Töpfe schauen", beugte Mirko Gutjahr vor, der das Vorhaben als "hochspannend" bezeichnet.