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Luther-Geburtshaus in Eisleben Luther-Geburtshaus in Eisleben: Nachts im Museum

Von Susann Salzmann 01.03.2015, 18:11
Museumspädagogin Kathrin Meukow erzählt den Kindern bei der Taschenlampenführung in Luthers Geburtshaus auch kurze Geschichten.
Museumspädagogin Kathrin Meukow erzählt den Kindern bei der Taschenlampenführung in Luthers Geburtshaus auch kurze Geschichten. Salzmann Lizenz

Eisleben - Wird es dunkel im Eingangsbereich des historischen Luther-Geburtshauses, dann steigt die Spannung. Mit den erloschenen Lichtern kommt Abenteuerlust auf.

Am 10. November 1483 wurde Luther geboren. In seinem Geburtshaus wurde schon sehr früh das Andenken an ihn gewahrt – bereits seit etwa Ende des 17. Jahrhunderts. Nach einem Stadtbrand von 1689 wurde das Haus erneuert. In den Jahren 2005 bis 2007 folgte eine weitere umfassende Sanierung. Mit mittlerweile fünf erhaltenen Architekturpreisen gehört es zu den am meisten ausgezeichneten Gebäuden in Sachsen-Anhalt.

Die Mundwinkel im Gesicht der sechsjährigen Vreni formen sich zu einem breiten Grinsen. „Ich kenne mich hier gut aus, war schon dreimal hier, sogar zur Schatzsuche“, erzählt die junge Eisleberin mit einer LED-Taschenlampe in der Hand. Nichtsdestotrotz hat sie das ihr bekannte Luther-Haus bei der Premiere einer Taschenlampenführung am Freitagabend neu entdeckt, aus einer geheimnisumwobenen Perspektive.

Die Dunkelheit wird lediglich von den hellen Taschenlampenstrahlen der rund 30 Besucher unterbrochen. Plötzlich dringen aus der Küche Babygeschrei, das Verrücken von Gebrauchsgegenständen, Schritte, fließendes Wasser. Moment mal. Wasser aus dem Wasserhahn? Nein, das gab es zu Luthers Zeiten definitiv noch nicht. „So ein untypisches Geräusch haben wir extra eingefügt“, sagt Museumspädagogin Kathrin Meukow.

Jedes Detail von Interesse

Sie war es, die die Idee hatte. Ihr spätabendlicher Feierabend hat sie zur Taschenlampenführung inspiriert. „Das ist eine ganz andere Atmosphäre“, meint sie. Vrenis Mutter Frauke Oberbüchler stimmt dem freudig zu. Kollegen hätten sie auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht. Darüber hinaus habe sie selbst weitere Eltern zum Besuch akquiriert. „Weil’s eine gute Idee ist“, begründet die Mutter. Unbestritten, es ist etwas anderes, wenn man mit einem Lichtstrahl den Raum erkundet. Hier scheint jedes Detail interessant.

Singen gegen die Angst

Das Interessanteste im Wohnzimmer bleibt für die Kleinen jedoch das Kinderbettchen. „Martin Luther hat in dem Haus bis zu seinem achten Lebensmonat gelebt“, erzählt die Museumspädagogin, während alle Taschenlampen auf sie gerichtet sind. Ansonsten schimmert nur dumpf das Licht der Straßenbeleuchtung ins Zimmer. Nein, ängstlich sind weder die großen noch die kleinen Besucher. Weil das in der Dunkelheit aber schnell passieren kann, hat Meukow für die Teilnehmer der Führung noch einen Tipp zur Hand. „Einfach singen, Geister mögen keine Musik“, gibt sie eine Weisheit Luthers weiter und greift zur Gitarre, um das Lied „Schlaf, Kindlein, schlaf“ anzustimmen.

An jenem Abend ist es nichts Ungewöhnliches, dass sich die Besucher des Lutherhauses im Dunkeln bewegen und sich auf alle andere Sinne außer das Sehen verlassen müssen. So folgt die strikte Anweisung, alle Lichter zu löschen, am Taufbecken. Fühlen ist angesagt. Die Kinderhände tasten sich an dem steinernen Fuß nach oben. „Fühlt sich an wie ein Blumenstrauß. Merkt ihr das?“, fragt Meukow und stößt sofort auf bejahende Stimmen. Neben diesen Erlebnissen streut die Museumspädagogin immer wieder in kindgerechte, kurze Geschichten. (mz)

Hier betrachten die Kinder das Taufbecken.
Hier betrachten die Kinder das Taufbecken.
Salzmann Lizenz