Luther-Ausstellung Luther-Ausstellung in Amerika: Lutherkanzel geht in einer Klimakiste auf USA-Tour

Eisleben - Es wird ernst für die Lutherkanzel, die Grabplatte Graf Hoyers, den Seeburger Wasserspeier und den „Unverbrannten Luther“: Diese und weitere Objekte aus der Eisleber St. Andreaskirche und dem Museum Luthers Geburtshaus treten in den nächsten Tagen ihre Reise in die USA an. Sie gehören zu den Exponaten der Luther-Ausstellung „Here I stand...“ in Minneapolis (Minnesota), die Ende Oktober eröffnet wird.
Auf Kunstgut spezialisierte Spedition übernimmt Transport
Für den Transport, der von einer auf Kunstgut spezialisierten Spedition ausgeführt wird, werden die meisten der wertvollen Stücke in Klimakisten verpackt. „In den Kisten muss das Klima mindestens 48 Stunden konstant bleiben“, sagt der Restaurator Detlev Kuhn vom Atelier Peter Schöne in Halle. Schöne und seine Mitarbeiter haben die Lutherkanzel vor der USA-Ausstellung restauriert - die Kosten trägt das dortige Museum.
Sowohl bei der Restaurierung, als auch beim Transport und der Ausstellung müssen die klimatischen Bedingungen möglichst denen in der Andreaskirche entsprechen. Insbesondere kommt es dabei auf die Luftfeuchtigkeit an. Die Klimakisten sind mit einer speziellen Dämmung ausgestattet, die zugleich Schwingungen beim Transport dämpfen soll.
Die spätgotische, 1518 entstandene Kanzel in der St. Andreaskirche gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten für Luther-Touristen in Eisleben. Kurz vor seinem Tod am 18. Februar 1546 hat Martin Luther hier seine letzten vier Predigten gehalten. Die Lutherkanzel wird von Ende Oktober bis Mitte Januar 2017 in der Ausstellung „Here I stand...“ im Minneapolis Institute of Art zu sehen sein, einem der größten Kunstmuseen in den USA. Zwei weitere Luther-Ausstellungen finden in New York und Atlanta statt. Insgesamt werden rund 450 Exponate gezeigt. Das Ausstellungsprojekt anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 wird federführend vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle organisiert - mit Unterstützung durch das Auswärtige Amt. Kooperationspartner sind die Stiftung Luthergedenkstätten, das Deutsche Historische Museum Berlin, die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha sowie die evangelische Kirche. (jm)
„Für die Lutherkanzel haben wir die Kisten selbst gebaut“, sagt Kuhn. „Wir kennen das Objekt am besten und wissen, worauf es ankommt.“ Die Teile der Kanzel - der Schalldeckel, der Kanzelkorb und die Pfeilerverkleidungen - sind in vier Kisten verpackt worden. Bevor sie verschlossen werden, werden sie vom Zoll kontrolliert und versiegelt. Restaurator Schöne wird den Transport und den Aufbau der Kanzel in den USA begleiten. Außer der Lutherkanzel, die eines der herausragenden Exponate der Ausstellung sein wird, leiht die St. Andreas-Nicolai-Petri-Gemeinde die Platte des Grabmals von Graf Hoyer VI. aus der Andreaskirche sowie einen Abendmahlskelch aus, der im Geburtshaus gezeigt wird.
Die Stiftung Luthergedenkstätten als einer der größten Leihgeber der Ausstellung stellt unter anderem das Epitaph für Jakob Heidelberg zur Verfügung. Dieses als Gemälde gestaltete Grabmal ist 1561 entstanden und gehört der Stadt Eisleben. „Das Besondere ist, dass neben der Familie des Ratsherrn und Hüttenmeisters Heidelberg auch Luther mit einer Gruppe von Reformatoren dargestellt ist“, sagt Daniel Leis, Bereichsleiter bei der Stiftung. Zudem ist die älteste datierte Stadtansicht Eislebens zu sehen. Das Kunstwerk, das im Geburtshaus hängt, ist von Andreas Mieth (Berlin) und Katrin Brinz (Halle) restauriert worden. Mieth hat außerdem für den Transport einen Schutzrahmen gebaut.
Altes Priestergewand geht mit auf Reise
Ein weiteres Exponat aus dem Geburtshaus ist eine Kasel - ein Priestergewand aus dem 15. Jahrhundert. Die Kasel, die wahrscheinlich aus der Andreaskirche stammte, ist in einem guten Zustand und musste deshalb vor der Ausstellung nicht restauriert werden. Trotzdem geht Textilrestauratorin Andrea Knüpfer aus Halle bei der Verpackung sehr vorsichtig zu Werke. Das Material, Samt und Seide, sei sehr empfindlich. Der Zustand aller Exponate wird vor und nach dem Transport genau untersucht und dokumentiert.
Ausgeliehen in die USA werden auch die beiden Sandsteinfiguren Nappian und Neucke aus der einstigen Pilgerkapelle in Welfesholz, ein Wasserspeier vom Schloss Seeburg und der „Unverbrannte Luther“ - ein Luther-Bildnis aus dem 16. Jahrhundert, um das sich nach dem Stadtbrand von 1689 eine Wunder-Legende entwickelte. (mz)

